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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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ganze Gegend ab, doch als schon der Morgen herauf zog, hatten wir immer noch nichts gefunden. An dem Wald, an den Targil sich noch hatte erinnern können, trafen wir wieder zusammen.
    „Es wird wohl heute keinen Sinn mehr haben“, sagte Rowin, als er sah, wie traurig und niedergeschlagen ich im Sattel hockte. „Wir werden es in der nächsten Nacht noch einmal versuchen. Kommt, lasst uns zur Stadt zurück reiten! Wir sind alle müde, und besonders Athama braucht dringend Schlaf.“
    Als mich Deina in meine Gemächer begleitet hatte und die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, warf ich mich auf das weiche Lager, und mein Körper wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt. Übermüdung, Angst und Verzweiflung hatten mich an den Rand völliger Erschöpfung gebracht, die sich nun in Strömen von Tränen Bahn brach. Ich weinte, bis ich völlig ermattet einschlief.
    Ich wurde wach, als Deina mich an der Schulter rüttelte. Sie hatte mehrmals nach mir gesehen, aber ich schlief wie eine Tote, und so hatten sie mich schlafen lassen, bis es nun schon wieder dunkelte. Als ich schon wieder fertig zum Aufbruch an der Abendtafel erschien, waren meine Augen dick verschwollen. Aber alle taten so, als würden sie es nicht bemerken.
    Wieder ging es hinaus in die Nacht, erneut suchten wir die ganze Gegend ab – doch all unser Suchen war vergeblich! Das Tor zu meiner Welt war verschwunden.
     
    Kapitel II
     
    Als auch die dritte nächtliche Suche keinen Erfolg brachte und wir uns im ersten Licht des Tages den Mauern von Torlond näherten, brach ich zusammen. Ich fiel einfach vom Pferd, und nicht einmal Rowin, der neben mir ritt, hatte eine Chance, mich aufzufangen. Als ich wieder zu mir kam, saß Deina an meinem Bett und hielt meine Hand. Später erzählte sie mir, daß ich zwei Tage ohne Besinnung gewesen sei und mich nur in Alpträumen gewälzt hatte.
    Ich litt schrecklich unter der Erkenntnis, daß ich wohl nie wieder nach Hause zu-rückkehren konnte. Nur langsam begann ich mich an den Gedanken zu gewöhnen, Valamin als meine neue Heimat anzusehen. Doch sowohl Deina als auch die beiden Männer ließen mir nicht viel Zeit, mit meinem Schicksal zu hadern. Sobald ich wieder auf den Beinen war, begannen sie ein Programm aufzustellen, das mich vom Morgen bis in die Nacht hinein in Atem hielt. Es gab so viel, was ich als Fremde und erst recht als Mitglied des Königlichen Hauses lernen musste. Deina lehrte mich die höfischen Etikette und wie man sich als Frau in der valaminischen Gesellschaft bewegte, und ich war oft verwundert, die gleichberechtigt die Frauen in diesem Land waren. Zwar waren die Männer offiziell das Oberhaupt der Familie, doch als ich im Laufe der Zeit auch die anderen Mitglieder des Hofes kennenlernte, war ich überrascht, wie stark die Wünsche und Meinungen der Frauen berücksichtigt wurden. In Rowins Kronrat gab es sogar eine alte Frau, deren Klugheit allgemein geschätzt wurde und deren weiser Rat stets höchste Beachtung fand.
    Obwohl ich auf alle Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation natürlich verzichten musste, war das Leben an Rowins Hof sehr angenehm. Als ich erst einmal gelernt hatte, mir auch ohne elektrisches Licht, fließendes Wasser und all die anderen, für uns so selbstverständlichen Dinge zu behelfen, begann ich langsam, mich mit meinem Schicksal abzufinden. Dabei half mir besonders die herzliche Zuneigung der drei Menschen, die mir nie das Gefühl gaben, ein Außenseiter zu sein, sondern mich wie selbstverständlich in ihren Tagesablauf mit einbezogen. Ich unternahm an ihrer Seite ausgedehnte Ritte in die Umgegend von Torlond und lernte Land und Leute kennen. Die Valaminen waren freundliche Menschen, deren Fleiß und handwerkliches Geschick mich immer wieder in Erstaunen versetzte. Das Land war fruchtbar, es herrscht ein mildes Klima, und ich erfuhr, daß es auch im Winter nicht sehr kalt wurde und nur selten Schnee fiel. Obwohl ich mir in meinem Buch schon eine bestimmte Vorstellung von diesem Land gemacht hatte, übertraf doch die Wirklichkeit bei weitem meine Erwartungen. Dieses Land war wunderschön, und so war es nicht verwunderlich, daß ich für Valamin und seine Bewohner schon bald eine tiefe Zuneigung empfand.
    Als ich eines Tages Interesse am Bogenschießen bekundete, erbot sich Targil, mein Lehrmeister zu werden, denn er war ein ausgezeichneter Schütze. Da mir die Sache ungeheuren Spaß machte, errang ich schon in kurzer Zeit eine erhebliche Fertigkeit darin, und bald schon

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