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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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flackerndes Feuer. Ich hatte mir bereits eine Menge Fleisch-stückchen bereitgelegt, die ich nun mit Stücken einer kartoffelähnlichen Knolle und Zwiebelstücken auf einen Spieß steckte. Na, wenn das kein leckeres Schaschlik wurde! Bald schon zog der Duft des brutzelnden Fleisches zu Rowin ins Zelt, der darauf-hin verwundert den Kopf herausstreckte. Er war wohl der Meinung gewesen, daß ich mich immer noch vergeblich bemühte, das Feuer in Gang zu bringen. Ich wußte genau, so stur wie er war, hätte er mich die ganze Nacht herumwursteln lassen, ohne auch nur einen Finger zu meiner Hilfe zu rühren, da ich ihn geärgert hatte. Nun schaute er völlig entgeistert auf das flackernde Feuer und auf die Spieße, an denen sich das Fleisch schon knusprig zu bräunen begann.
    „Das ist ein Wunder der Götter, Athama!“ sagte er verblüfft und kam vollends aus dem Zelt gekrochen. „Hast du heimlich Unterricht im Feuermachen genommen?“
    „Euer Hochwohlgeboren, das Mahl ist bereit!“ stichelte ich. „Während Ihr in Eurem Schlafgemach der Ruhe pflegtet, war Eure unwürdige Magd fleißig.“ Ich reichte ihm einen der Spieße.
    „Ach, laß das, Athama!“ knurrte er. „Sag mir lieber, wie du es geschafft hast, in dieser Geschwindigkeit mit feuchtem Holz Feuer zu machen. So schnell hätte ich es nicht einmal gekonnt.“
    „Verzeih, daß ich es gewagt habe, deine Fähigkeiten in den Schatten zu stellen“, konnte ich mir nicht zu sagen verkneifen. Da er der festen Meinung war, als König seinen Leuten stets ein Vorbild sein zu müssen, war er immer bemüht, alles besser zu machen als andere. Das hatte aber zur Folge gehabt, daß er es nur schlecht vertragen konnte, wenn das einmal nicht der Fall war.
    „Warte, du Katze!“ schnappte er darum auch sofort. „Wenn du mich weiter ärgerst, werde ich an dir die von meinen Fähigkeiten ausprobieren, der du nichts entgegen-zusetzen hast.“
    Ich lachte, denn ich wusste ja genau, welche Fähigkeit er damit meinte. „Gnade, Gnade!“ flehte ich darum kichernd. „Ich habe ja solche Angst vor dir! Aber ich werde dir mein Geheimnis verraten, damit du nicht vor Neugier platzt.“
    Ich holte die Hölzchen hervor und strich vor seiner Nase eines an. Erschrocken fuhr er zurück, als das Flämmchen dicht vor seinem Gesicht aufzuckte.
    „Das ist Zauberei!“ rief er. „Athama, bist du mit den Dämonen im Bunde?“
    „Nein, du großer, furchtloser Krieger!“ lachte ich. „Das ist nur ein wenig Kenntnis der Chemie. Das lernen in meiner Welt schon die Kinder in der Schule. Ich war eure umständliche Art des Feuermachens leid und habe mir von Leston diese Hölzchen anfertigen lassen. Komm, ich zeige dir, wie es geht.“
    Ich erklärte ihm, wie so ein Streichholz funktionierte. Interessiert hörte er zu und nahm mir dann Hölzchen und Reibfläche aus der Hand. Zaghaft strich er mit einem der Hölzer über die Fläche. Natürlich passierte gar nichts.
    „Du musst schon etwas mutiger sein“, zog ich ihn auf, „sonst wird das nichts!“
    Er warf mir einen wütenden Blick zu und strich dann das Holz noch einmal über die Reibfläche. Natürlich hatte er diesmal zu viel des Guten getan. Zwar flammte das Holz auf, aber es brach und das glühende Köpfchen flog auf sein Knie. Wie von einer Schlange gebissen sprang er auf. Zischend verlosch das Streichholz im nassen Gras. Ich lachte derartig, daß ich hintenüber ins Zelt fiel. Der Anblick, den dieser sonst so selbstbewusste und überlegene Mann bei dieser kleinen Vorstellung geboten hatte, war aber auch wirklich herzerfrischend gewesen. Kaum aber hatte er sich von seinem Schreck erholt, warf er sich wie ein Panther über mich und drückte mich mit seinem vollen Gewicht zu Boden.
    „Hör sofort auf zu lachen, du Teufelin, sonst lege ich dich übers Knie!“ rief er. „Du weißt, ich kann es nicht vertragen, wenn man mich verspottet.“
    „Rowin, Rowin, du tust mir weh!“ keuchte ich halb erstickt.
    Sofort lockerte sich sein Griff und das Zentnergewicht hob sich von meiner Brust. Er zog mich in die Arme und streichelte mich sanft. „Verzeih, Athama, bitte verzeih mir!“ murmelte er. „Ich wollte dir nicht wehtun, aber du hast mich wütend gemacht. Schon die ganze Zeit ärgerst du mich. Warum nur, mein Herz? Was habe ich dir getan?“
    Ja, warum hatte ich das eigentlich getan? Ich wußte es selbst nicht. Vielleicht hatte die unglückliche Lage, in der ich mich befand, meine Aggressionen freigesetzt, und da er das einzige Ziel dafür

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