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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Deina und Targil wußte niemand, wohin wir reiten würden. Und nur diese beiden begleiteten uns auch in den Hof. An einem der Fenster entdeckte ich Narin, der stumm und unglücklich meinem Befehl zurückzubleiben nachgekommen war.
    Als Rowin noch einmal zurück rannte, drückte Targil mir die Hand und sagte: „Ich wünsche euch beiden die glücklichste Zeit eures Lebens, Athama, und ich weiß, daß dieses Erlebnis Rowin einst die Kraft gegeben wird, sein Schicksal anzunehmen. Wenn es die Götter bestimmen und du nicht mehr zurückkehrst, so flehe ich ihren Segen schon jetzt für dein weiteres Leben auf dich herab.“
    „Ich kehre noch einmal zurück, Targil“, sagte ich, „denn ich mußte Rowin schwören, mit ihm nach Varnhag zurückzugehen. Das werde ich tun, denn ich kann ihm diesen Eid nicht brechen. Doch ich verspreche dir, daß wenn unserer Reise ihren Zweck erfüllt, Rowin genug Zeit bleiben wird, den Krieg von Valamin abzuwenden – und auch diesen Eid werde ich nicht brechen! Auch wenn das für mich schlimmer er-scheint als der Tod. Was aber geschehen soll, wenn es für mich keinen Weg mehr zurückgibt – das, Targil, mußt du Horan, den Herrn der Götter fragen! Denn dann bin ich mit meiner Weisheit am Ende. Ich glaube nicht, daß ich so stark bin wie Deina, die einmal bereit war, sich selbst das Leben zu nehmen.“
    „Still, Athama, Rowin kehrt zurück!“ raunte Deina, die mit Tränen in den Augen neben uns stand. Wir schwiegen, und Rowin lachte uns in die niedergeschlagenen Gesichter.
    „Was ist los?“ rief er. „Ihr macht Gesichter, als würden Athama und ich zum Tor von Herigors finsterem Reich aufbrechen und nicht auf eine Vergnügungsreise!“
    „Ach, wir werden euch nur sehr vermissen“, lächelte Deina gequält.
    „Nun, nun, Schwesterchen!“ Rowin zog sie in die Arme. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß du nicht ganz froh bist, deinen tyrannischen Bruder für eine Weile los zu sein. Und Targil wird wohl wenig Zeit haben, seinen Kummer über meiner Abwesenheit zu pflegen. Daß ihr Athama natürlich sehr vermissen werdet, ist mir klar! Aber das ist der auch der Grund, warum ich sie nicht allein gehen lasse. Ihr habt eben die kürzeren Hölzchen gezogen!“ lachte er. „Aber ich gebe zu, ich habe ein wenig geschummelt und an mein Hölzchen ein Stückchen angeklebt, damit ich mit ihr reiten darf.“ Ich fand es rührend, daß er so tat, als hätten die drei miteinander gelost, wer von ihnen mich begleiten durfte. „Doch nun komm, hopp, aufs Pferd, Athama!“ Er gab mir einen leichten Klaps auf die Kehrseite. „Sonst lassen uns die beiden wohl-möglich überhaupt nicht mehr gehen.“
    Er half mir in den Sattel und sprang dann selbst auf. Targil reichte uns die Führleinen der Packpferde an, und dann ritten wir nach einem kurzen Abschied durch das Tor hinaus. Es war zwar kalt, aber es herrschte kein Frost, und wir waren in warme, wollene Reitkleidung gehüllt. Um unsere Schultern lagen weiche Lederumhänge mit Ka-puzen. Das Fell war an der Innenseite belassen, und die die Außenseite war mit Wachs getränkt, sodaß man bei Regen darunter wunderbar trocken blieb. Genauso wie Rowin hatte ich ein Schwert gegürtet und an meinem Gürtel war ein schmaler, scharfgeschliffener Dolch in einer hübschen Scheide befestigt. Auf den Packpferden hingen unsere Bögen sowie je ein Köcher voll gefiederter Pfeile. Ein Zelt, Proviant und Ersatzkleidung waren ebenso vorhanden wie Wasserschläuche und ein kleiner Sack Hafer für die Pferde, falls es einmal wenig Futter für sie geben sollte. Denn wenn wir auch hier und da in einem Dorf oder einer Stadt würden einkehren können, so würden wir doch weite Strecken durch unbewohntes Gebiet zurücklegen müssen. Meine Satteltasche barg noch einen kleinen Schatz, den ich sorgsam vor Rowin verheimlicht hatte. Ohne sein Wissen hatte ich nämlich von Leston etwa fünfzig Zündhölzer mit dazugehöriger Reibfläche anfertigen lassen. Was man dazu brauchte, wußte ich noch aus dem Chemieunterricht, und zum Glück hatten sich Phosphor und Kaliumchlorat in seiner Hexenküche gefunden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, wobei er einmal fast das ganze Schloss in Brand gesteckt hätte, war es ihm dann gelungen die Dinger herzustellen. Seit dieser Zeit hielt mich der Mann für eine Meisterin der Alchimie. Nur schwer hatte ich Leston davon überzeugen können, daß er weit mehr davon verstand als ich. Aber ich hatte einen Horror vor der umständlichen Art, wie die

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