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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Fürsorge umgab mich wie ein wärmender Mantel. Unsere Verbindung wurde immer inniger, und es war, als flössen die Ströme unserer beider Leben in einem gemeinsamen Bett. Sehr oft stellten wir fest, daß wir im selben Augenblick das gleiche dachten, das gleiche empfanden wie der andere, und wir verstanden uns, wenn wir uns nur in die Augen sahen. Daher spürte ich genau, daß auch Rowin immer wieder von dem Kummer über die bevorstehende Entscheidung eingeholt wurde, vor der er doch für eine Weile hatte entfliehen wollen. Oft, wenn wir des Nachts zusammenlagen, hatte ich das Gefühl, er würde reden, würde mir die Qual seiner Seele anvertrauen, würde mich bitten, ihm die Entscheidung zu erleichtern, aber er brachte es nicht fertig, mir weh zu tun. Und genauso fühlte auch er, daß mich etwas quälte. Aber er nahm an, daß es die Ungewissheit unserer Reise, unseres Erfolges war, die mich bedrückte, und wollte mich daher nicht drängen. Daher bemühte sich jeder von uns nach Kräften, dem anderen durch seine Liebe den Kummer tragen zu helfen.
    Nach etwas über drei Wochen überschritten wir die Grenze nach Euribia. Zwar gab es ein Grenzkastell, aber dies war nur die Station der Patrouillen die den Handelsweg abritten. Da seit Generationen Frieden zwischen den beiden Ländern herrschte und der Handel beiden Nutzen brachte, wurden auch keine Zölle erhoben. Glückliche Welt! Mögen die Götter dir lange deinen Frieden erhalten! Hier und da waren wir Handelskarawanen begegnet, und zweimal trafen wir auch auf eine der Patrouillen, die aus zehn bis an die Zähne bewaffneten Reitern bestanden. Aber diese Leute hatten nur freundlich gegrüßt und sich ansonsten nicht um uns gekümmert. Einmal hörten wir in einem Gasthaus am Weg, daß drei Tage zuvor ein Handelszug überfallen worden war. Die Leute waren bis auf den letzten Mann niedergemacht worden und die Waren, Pferde und Maultiere wie vom Erdboden verschluckt. Rowins Augen wurden dunkel vor Zorn, als er das hörte. Als wir allein waren, machte er seiner Empörung Luft.
    „Daß eine schwöre ich, Athama“, grollte er, „ich werde einen Weg finden, dieses Gesindel auszurotten, und wenn ich sie mit eigener Hand erschlagen muß! Laß mich nur erst wieder zurück nach Hause kommen!“
    Daß er damit so lange gar nicht warten mußte, ahnte er da noch nicht. Die Grenze nach Euribia wurde durch einen seichten Fluss gebildet, der irgendwo im Nor-den im Gebirge entsprang, dessen Ausläufer sich am östlichen Ufer entlang zogen. Das Gebiet war wild und zerklüftet. Es gab kaum Vegetation. Der Weg war steinig und führte manchmal steil den Berg hinauf, um dann genauso steil wieder ins nächste Tal abzufallen. In diesem schwierigen Gelände kamen wir nur langsam voran, und Rowin schätzte, daß wir etwa drei bis vier Tage brauchen würden, um die dahinter liegende Ebene zu erreichen. Diese aber würde dann bis zum Meer nur noch durch sanfte Hügel unterbrochen werden. Da die trostlose Landschaft nun wirklich nicht zum Verweilen einlud, hatten wir eines Morgens schon bei Tagesbeginn unser Lager abgebrochen, wogegen wir sonst gern mit verliebten Tändeleien den Aufbruch verzögerten. Wir waren vielleicht drei Stunden geritten, als uns plötzlich hinter einer Wegbiegung sechs Reiter auf unserem Weg entgegenkamen. Mit einer unbewußten, blitzschnellen Bewegung fuhr Rowins Hand zum Schwertknauf und lockerte die Waffe in der Scheide. Die sechs Männer sahen aus wie echte Galgenvögel. Sie brauchten sich wirklich nicht vorzustellen. Daß das Raubgesindel war, stand ihnen in den Visagen geschrieben. Dabei war der Anführer – jedenfalls hielt ich ihn sofort dafür – ein gut aussehender Mann. Er hatte seltsamerweise einen pechschwarzen, kurz geschorenen Bart, der jedoch an den Schläfen in graues, fast weißes Haar überging. Aber der Blick seiner jettschwarzen Augen war starr und kalt wie der einer Schlange.
    Wir hatten sofort unsere Pferde gezügelt, und auch die Wegelagerer verhielten nur wenige Schritte vor uns ihre Tiere.
    „Bei allen Dämonen! Der Schecke!“ flüsterte Rowin mir zu. „Das ist der gefürchtete Mörder, der hier in den Bergen sein Unwesen treibt. Wärst du nur nicht dabei! Sag kein Wort und laß mich reden. Vielleicht lassen sie uns ohne Kampf vorbei. Sie sind eigentlich nur auf lohnende Beute aus.“
    „Was habt ihr denn da zu flüstern?“ rief der Weißhaarige da auch schon. „Stattdessen solltet ihr lieber grüßen, wie es sich für anständige Leute

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