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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Abenteuer als Regieassistenten bei dem Film Die Zombie-Zone. »Ich muss euch was zeigen«, sagte sie und machte sich daran, ihre Kamera mit dem Hotelfernseher zu verbinden.
    »Deinen Film?«, fragte Helen.
    »Wart's ab.« Finley hatte alles angeschlossen und schob eine Kassette in den Rekorder. »Das wollte ich eigentlich letztes Jahr vorführen, bin aber nicht rechtzeitig fertig geworden.« Sie schaltete den Fernseher an und drückte dann auf den Play-Knopf ihrer Kamera.
    Finley erschien auf dem Bildschirm. Sie trug ihre alte Gorillamaske und ein Abendkleid aus grüner Seide. »Willkommen«, sagte sie. Ihre Stimme klang durch die Maske etwas gedämpft. »Füllt eure Gläser, setzt euch und haltet den Mund. Was ihr jetzt sehen werdet, ist eine Dokumentation, die der Finman in mühseliger Arbeit aus tausenden Stunden Rohmaterial für euch zusammengeschnitten hat. Es ist die offizielle, unzensierte Version eines Werkes, das ich gerne mit Tollkühne Weiber betiteln würde.«
    »Oh nein«, murmelte Vivian.
    »Alles begann an einem warmen Septemberabend …«
    Finley war zu sehen, die mit Gorillamaske, Tanktop und Shorts im Waschraum der Hadley Hall stand. Sie hielt sich die Videokamera vors Gesicht. Dann verschwand sie aus dem Bild, und die Kamera schwenkte über Waschbecken und Toilettenkabinen. Abilene hörte leise, hallende Stimmen. Dann erschien das verwackelte Bild des Duschraums. Helen kam ins Bild, sie selbst, Vivian und Cora. Sie standen nackt und starr vor Schreck im Wasserdampf. Sie schrien, als die Kamera an ihnen vorbeifuhr. Cora sprang vor, streckte einen Arm aus und fiel hin. Ihr Hinterteil krachte auf die Fliesen. Ihre Beine wurden in die Luft geschleudert.
    »Muschikamera!«, rief Finley durch das Gelächter der anderen.
    Dann erschien Abilene, die versuchte, Finley den Fluchtweg abzuschneiden.
    »Mann, da bist du echt auf hundertachtzig«, sagte Helen.
    Abilenes Brüste füllten den Bildschirm aus.
    »Heiß!«, sagte Finley.
    »Du Schlampe«, sagte Abilene, als die Kamera ihren Körper hinabglitt und ihren Bauch und die gelockte Scham zeigte.
    »Du Schlampe«, ertönte es aus dem Fernsehgerät. Sie hielten sich die Bäuche vor Lachen.
    Dann verschwand Abilene plötzlich, und es waren nur mehr die Wände und der Fliesenboden zu erkennen. Schließlich Helen, die mit finsterer Miene und großen, wippenden Brüsten mit der Faust ausholte. Die Fliesen wirbelten umher. Es folgte ein heftiger Ruck, der in einem Standbild von nackten Füßen endete. Das sind ja meine Füße, bemerkte Abilene.
    Als Cora Finley gegen die Wand der Duschkabine schleuderte und die Faust in ihren Magen grub, verstummte das Gelächter.
    »Ihr wart nicht besonders nett zu mir«, kommentierte Finley die Szene.
    »Du hast noch mal Glück gehabt, möchte ich meinen«, stellte Cora fest.
    »Jeder, dem ich es gezeigt habe, findet, dass du überreagiert hast«
    »Du hast was? « , platzte Vivian heraus.
    Abilene spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie bemerkte, dass auch Helen bis über beide Ohren errötete.
    Cora kroch über das Bett und nahm Finley in den Schwitzkasten.
    »War nur ein Scherz! Niemand hat es gesehen.«
    Cora ließ sie los.
    »Ihr seid aber empfindlich«, sagte sie. »Schluss damit. Ihr verpasst ja den ganzen Film. Beruhigt euch wieder.«
    »Wir sollten den verdammten Film verbrennen « , schlug Cora vor.
    »Das ist nur eine Kopie.«
    »Hey, Ruhe!«, sagte Vivian. »Gebt euch das mal.«
    Auf dem Bildschirm war Vivian zu erkennen, die gerade vor dem Haus der Sigs mit einem Typen redete.
    Finley drückte schnell eine Taste auf ihrer Kamera. Vivian, Cora, Abilene und Helen, alle in Abendkleidern, gingen im Eiltempo rückwärts aus dem Haus der Studentenverbindung und auf den Gehweg.
    Dann spielte Finley die Szene noch einmal ab. In normaler Geschwindigkeit torkelten die Mädchen durchs Bild, als wären sie völlig betrunken. Finley setzte sich wieder auf die Bettkante.
    »Wir sehen ja richtig scharf aus«, sagte Abilene.
    »Mann, ich hatte solche Angst«, sagte Helen.
    »Ich auch. Um ein Haar wäre ich abgehauen.«
    »Pssst«, zischte Vivian, als sie das Haus betraten. »Weißte, wer ich bin?«, ertönte ihre Stimme aus dem Fernsehapparat.
    Sie sahen sich die Aufzeichnung an, gaben Kommentare ab, lachten. Ein paarmal musste Vivian bestimmte Szenen wiederholen. So verpassten sie nichts, im Gegenteil – manche Abschnitte sahen sie sich gleich zwei- oder dreimal hintereinander an.
    Sie beobachteten sich dabei, wie sie

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