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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wieder zuschnappen ließ. Die leere Patrone warf sie hinter sich. Sie segelte durch die Luft und landete geräuschlos im Gras.
    Finley tätschelte Coras Kopf. »Geladen und entsichert«, sagte sie grinsend, dann sprang sie ins Wasser.
    »Schau dich doch mal innen um«, schlug Cora vor.
    Finley nickte und watete zum Durchgang.
    »Und mach keinen Scheiß«, warnte Cora.
    »Wer, ich?«, Sie spähte in die Öffnung. »Niemand da«, meldete sie kurz darauf.
    Cora sah sich um. Als sie sich versichert hatte, dass Hank nirgendwo zu sehen war, legte sie die Flinte auf den Beckenrand und ließ sich auf die Stufe im Wasser hinab. Sie verzog das Gesicht, als ihre Schultern das Wasser berührten. »Verfluchte Katze«, schimpfte sie.
    »Kommst du auch rein?«, fragte Finley.
    »Nie im Leben«, antwortete Vivian.
    »Es ist toll.«
    »Das mag schon sein.«
    »Ich habe mich innen genau umgesehen. Keine geköpfte Leiche, kein Geist, nichts dergleichen.«
    Vivian beachtete sie nicht weiter und ging zu Abilene hinüber. »Du kannst ruhig ins Wasser gehen, wenn du willst.«
    »Bring den Jungen rüber«, sagte Cora.
    Abilene und Vivian halfen Jim auf die Beine und führten ihn zum Becken. Sie hielten ihn aufrecht, als er sich auf den Rand setzte und die Füße ins Wasser steckte.
    »Will eine von euch das Seil ein bisschen lockerer machen?«, sagte Cora.
    »Was soll das werden?«, platzte Finley heraus.
    »Es ist so fest«, sagte Abilene.
    »Er wird schon keine Dummheiten machen«, sagte Cora, klopfte auf den Schaft der Schrotflinte und wandte sich dem Jungen zu. »Also, lass dir keinen Blödsinn einfallen. Bleib einfach da sitzen.«
    »Lass mich das machen«, sagte Vivian und kniete sich hinter Jims Rücken auf den Beckenrand.
    »Verdammt noch mal«, fluchte Finley.
    Obwohl sie es kaum erwarten konnte, selbst ins Wasser zu steigen, wartete Abilene, bis Vivian den Knoten gelöst und das Seil entfernt hatte. Jim schüttelte die Hände aus und ließ die Fingerknöchel knacken. Seine Handflächen waren mit rostfarbenem, getrocknetem Blut bedeckt – Abilene hatte nicht daran gedacht, sie zu säubern. Jetzt hatte sie keine Lust mehr dazu. Sie beobachtete, wie Vivian Jim erneut fesselte.
    »Zu eng?«, fragte sie.
    »Viel besser.«
    Vivian zog den Knoten zusammen und sah zu Abilene auf. »Ich glaube, das ist fest genug.«
    »Sieht ganz gut aus.« Sie ließ die Füße ins Wasser gleiten und seufzte, als die Wärme ihre juckende Haut entspannte. Dann tauchte sie den Kopf ein und fuhr sich durchs Haar.
    Sie wollte nicht neben Jims Füßen sitzen. Cora und Finley hatten sich ihm gegenüber niedergelassen, womit nur noch die Sitzbank direkt gegenüber dem Durchgang blieb. Sie watete darauf zu, ließ ihren Blick über den Waldrand schweifen und lehnte sich schließlich auf dem Granitvorsprung zurück, bis das Wasser ihr Kinn berührte.
    Sie bemerkte, dass sie in den bogenförmigen Durchgang starrte. Dahinter war die schattige Wasseroberfläche des inneren Beckens zu erkennen. Dort befand sich die Tür zur Männerumkleide, wo Helen tot im Duschraum lag.
    Schnell wandte sie sich ab.
    Und sah Jim direkt in die Augen.
    »Willst du's ihnen nich sagen?«, fragte er.
    »Was sagen?«, fragte Cora.
    »Er sagt, dass er uns helfen will. Er behauptet, dass er seinen Bruder hasst und uns helfen will, ihn umzubringen.«
    »Genau«, sagte Jim. »Er ist verrückt und gemein.«
    Finley grinste ihn verächtlich an. »Du willst ihn also umbringen?«
    »Klar.«
    »Und wann hast du dich dazu entschlossen?«
    »Hä?«
    »Wie kommt's, dass du wie aus heiterem Himmel plötzlich ganz scharf drauf bist, diesen Idioten umzulegen? Sieht ganz so aus, als hättest du schon jede Menge Möglichkeiten gehabt. Immerhin ist er dein Bruder. Ich nehme an, ihr lebt zusammen. Wenn er so gemein ist, warum bist du dann nicht schon längst auf ihn losgegangen? Während er schläft oder so?«
    Jim ließ den Kopf hängen. »Hank ist nich normal«, sagte er leise. »Er tut nich schlafen wie andere Leute. Er macht die Augen nie zu. Kann er nich. Hat keine Augenlider.«
    »Was?«, platzte Vivian heraus.
    »Von Geburt an.«
    »Bullshit«, sagte Finley. »Ohne Augenlider? Blödsinn.«
    »Deswegen kann ich ihm nichts tun, wenn er schläft. Er schnarcht und starrt mich dabei an. Hat richtig grauenhafte Augen, so blau. Ganz klares Blau, aber wo andere das Weiße haben, ist bei ihm alles rot. Als ob Blut drin wäre.«
    »Meine Güte«, flüsterte Vivian.
    »Das denkt er sich nur aus«, sagte

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