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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eigentlich vorgehabt, sich jegliches natürliche Bedürfnis entweder zu verkneifen oder wirklich in einen Becher zu pinkeln.
    »Ich will nicht allein gehen.« Helens flehende Stimme erinnerte Abilene an ihr Erlebnis im Duschraum zu Beginn des Semesters: die plötzliche Finsternis, die Hand auf ihrem Körper.
    »Also gut, ich komm mit. Vergiss deine Taschenlampe nicht.«
    Abilene ging voraus. Sie öffnete die Tür einen Spalt. Bis auf das schwache Licht, das durch die Fenster drang, war es im Buchladen völlig dunkel. Sie schaltete die Taschenlampe ein. Als sie um eine Ecke schlich, hörte sie, wie hinter ihr die Tür zum Lagerraum ins Schloss fiel. »Scheiße.«
    »Was?«
    »Hast du was in die Tür geklemmt?«
    »Hä? Nein.«
    »Das war's dann mit unserem tollen Versteck.« Sie dachte an die Hamburgerverpackungen und Becher. Nicht so schlimm. »Du hast doch nichts da drin vergessen, oder? Nur den Müll.«
    »Nichts. Du?«
    »Nein. Gott sei Dank.«
    »Jetzt wissen sie, dass wir da drin waren.«
    »Irgendjemand war da drin. Wie sollten sie uns denn auf die Spur kommen?«
    »Und unsere Fingerabdrücke?«
    »Wir wollen ja niemanden umbringen. Ich glaube kaum, dass sich die Cops so viel Mühe machen werden.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    Abilene folgte dem hellen Strahl ihrer Taschenlampe durch den Buchladen. Dann schaltete sie die Lampe ab und öffnete die Tür zum finsteren Korridor dahinter.
    »Ausgezeichnet!«, flüsterte sie und spähte in den Gang. Bis auf das grüne Licht der Fluchtweglampen war alles dunkel. Sie verließ das Geschäft. »Pass diesmal mit der Tür auf.«
    »Keine Sorge.« Helen folgte ihr in den Korridor. »Die Putzfrauen sind wohl schon weg.«
    »Vielleicht sind sie noch im ersten Stock. Aber dann hätten sie kaum das Licht ausgemacht.«
    »Vielleicht haben sie mittwochs frei.«
    »Oder sie sind noch gar nicht hier gewesen. Los. Beeilen wir uns besser.«
    Gemeinsam liefen sie den Korridor hinunter und ließen den Strahl ihrer Taschenlampen auf die Türen fallen. Schließlich erreichten sie eine Tür, die mit DAMEN beschriftet war. Abilene drückte sie auf, und sie betraten die finstere Toilette. Sofort verschwanden sie in zwei Kabinen.
    Während Abilene noch die Kloschüssel überprüfte, hörte sie Helen aufstöhnen.
    »Was?«
    »Kein Papier«, murmelte Helen und wechselte die Kabine.
    Abilene sah eine Rolle Toilettenpapier vor sich. Obwohl die Brille sauber aussah, wollte sie sich nicht daraufsetzen. Ohne den Sitz zu berühren, ging sie darüber in die Hocke.
    Sie zitterte vor Aufregung und konnte sich nicht entspannen.
    Den Geräuschen aus Helens Kabine nach zu urteilen, hatte sie keine solchen Probleme.
    Dann fiel irgendwo eine Tür zu.
    Eiskalt fuhr es Abilene den Rücken hinunter, und sofort spritzte ihr Urin in die Toilettenschüssel.
    »Oh Gott«, flüsterte Helen.
    »Mach das Licht aus und sei ruhig«, warnte Abilene und schaltete ihre eigene Lampe ab. Aber weder sie noch Helen konnten aufhören zu pinkeln. Obwohl ihr das Plätschern furchtbar laut vorkam, bezweifelte sie, dass man es im Korridor hören konnte. Aber wenn jemand in die Toilette käme …
    »Was auch immer passiert«, keuchte sie. »Spül ja nicht runter. Stell dich auf den Sitz, wenn du fertig bist. Beeilung.«
    »Glaubst du, jemand kommt hier rein?« Helen klang, als wäre sie kurz davor, in Panik zu geraten.
    »Was weiß ich.« Endlich war Abilene fertig. Sie wischte sich mit etwas Toilettenpapier ab, stand auf, zog Höschen und Shorts hoch und stellte sich auf die Schüssel. Mit einer Hand hielt sie die Taschenlampe, mit der anderen ihre rutschende Hose fest. Sie wünschte, sie hätte eine dritte Hand, mit der sie sich an der Kabinenwand abstützen konnte. Ihre derzeitige Position war alles andere als bequem.
    So eine Schnapsidee, dachte sie. Wenn es die Putzfrauen sind, kommen sie ganz bestimmt hier rein.
    Die Toiletten putzten sie hundertprozentig, da half es auch nichts, sich in den Kabinen zu verstecken.
    Ein Keuchen ertönte aus der Kabine neben ihr, gefolgt von einem lauten, dumpfen Platschen. »Scheiße!«
    »Pssssst!«
    »Igitt.« Irgendetwas tropfte hörbar. »Ich bin in die Schüssel getreten.«
    Die Toilettentür schwang auf, und das Licht ging an.
    »Gehen Sie schon mal in mein Büro. Ich bin sofort bei Ihnen.«
    Hardin!
    »Jawohl, Madam.«
    Jetzt sind wir geliefert, dachte Abilene.
    Schritte näherten sich. Absätze klickten auf dem Fliesenboden. Abilene hielt die Luft an.
    Hardin betrat die erste

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