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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Kabine.
    Die ohne Toilettenpapier!
    Abilene hörte, wie der Riegel der Kabine ins Schloss geschoben wurde. Kleidung raschelte. Die Klobrille quietschte leise. Dann ertönte ein langer, dröhnender Furz. »Verficktes Chili«, fluchte Hardin.
    Vor Schreck dachte Abilene gar nicht daran, zu lachen. Sie hoffte, dass Helen sich ebenfalls zusammenreißen konnte. Wenn sie jetzt losprustete … aber das tat sie zum Glück nicht.
    Ein Plätschern ertönte, gefolgt von einer weiteren Chili-Entladung.
    »Blöde Schlampe«, murmelte Hardin.
    Das Mädchen, das sie in ihr Büro geschickt hatte. Abilene fragte sich, wer sie war und was sie angestellt hatte. Musste was ziemlich Schlimmes gewesen sein, wenn sie so spät noch zur Rechenschaft gezogen wurde. Wahrscheinlich hatte sie einen Minirock getragen oder ein ähnliches Kapitalverbrechen verübt.
    Das könnte uns den ganzen Plan versauen, dachte sie.
    Dann kam sie sich ziemlich dämlich vor.
    Du fliegst gleich auf und machst dir Gedanken um den verdammten Plan.
    Jeden Moment konnte Hardin entdecken, dass das Toilettenpapier fehlte. Und dann würde sie ihr Glück eine Kabine weiter versuchen.
    Was sollte sie tun? Losrennen, solange sich Hardin noch in der abgeschlossenen Kabine befand?
    Und Helen? Sie wäre von Abilenes Ausbruchsversuch völlig überrascht und hätte dazu noch ein paar Meter mehr zurückzulegen. Außerdem war sie nicht ansatzweise so schnell wie Abilene.
    Sie konnte es schaffen, aber Hardin würde die Tür schnell genug aufbekommen, um Helen zu entdecken.
    Und dann war alles aus.
    Der Riegel von Hardins Kabine wurde zurückgeschoben. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür.
    Schritte.
    Oh Gott, bitte nicht, bitte bitte nicht!
    Die Schritte entfernten sich.
    Hardin verließ die Toilette!
    Abilene hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde. Dann ging das Licht aus. Die Tür fiel ins Schloss.
    Regungslos stand sie da und schnappte nach der mit halb verdauten Bohnen und Zwiebeln parfümierten Luft. Aus Helens Kabine drang kein Laut.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte sie nach einer Weile.
    »Nicht mit meinem rechten Fuß.«
    Abilene lachte. Helen stimmte ein.
    »Hast du das gehört?«, fragte Abilene.
    »Gossensprache.«
    »Sie hat sich nicht abgewischt.«
    »Und nicht gespült.«
    »Nicht mal die Hände gewaschen.«
    »Was für eine Sau!«, kicherte Helen.
    »Zum Glück. Das hat uns gerettet.«
    Abilene stieg von der Kloschüssel herunter. Sie klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm, knöpfte sich die Shorts zu und verließ die Kabine.
    Einen Augenblick später kam auch Helen heraus. »Und was ist mit meinem Fuß?«
    Ihre rechte Socke hing tropfend um ihren Knöchel. Auch ihr Turnschuh sah durchnässt aus.
    »Das trocknet schon wieder. Los, zurück zum Buchladen.«
    »Willst du das wirklich noch durchziehen?«
    »Das Gröbste haben wir hinter uns. Wir müssen nur sichergehen, dass sie bis zehn Uhr das Gebäude verlassen hat.«
    Abilene schaltete die Taschenlampe wieder an und ging zur Tür. Helen folgte ihr, der durchnässte Schuh quietschte auf dem Fliesenboden.

8
    »Möglicherweise hab ich gekotzt«, sagte Vivian, »aber …«
    »Möglicherweise?«, rief Helen dazwischen.
    »Zumindest bin ich nicht in eine Kloschüssel getreten.«
    »Old Gelbfuß.« Finley grinste in ihren Becher.
    »Vivian war völlig dicht, als sie ihr Abendessen von sich gegeben hat«, sagte Cora. »Was hast du für eine Entschuldigung?«
    »Es war dunkel«, sagte Helen.
    »Und wir hatten eine Scheißangst«, fügte Abilene hinzu. »Ich bin ja selbst fast reingefallen.«
    »Das lag alles an dem Gestank«, sagte Vivian.
    »Hättest eben nicht an meinem Fuß riechen sollen«, sagte Helen.
    »Tja …« Vivian kicherte leise und nahm einen Schluck.
    »Das war wirklich eine verrückte Nacht.«
    »Wir waren auch ein verrückter Haufen.«
    »Was soll das heißen, ›wir waren‹, Hickok? Gib mal die Flasche rüber, ja?«
    Abilene füllte ihre Gläser mit der Margaritamixtur. Dann führte sie die Flasche zum Mund, kippte den Rest herunter und stellte sie in die Kiste zurück.
    »Nach dieser Runde hören wir aber auf«, sagte Cora. »Wir müssen immerhin noch den ersten Stock erkunden. Ich will ja nicht die Treppe runterfallen.«
    »Wir müssen uns zusammenreißen«, sagte Finley. »Für den Fall, dass uns der Axtmörder über den Weg läuft.«
    Helen nahm einen Schluck. »Außerdem ruiniert das Zeug meinen Diätplan.«
    »Jetzt mach mal halblang«, sagte Finley.
    »Genau«, sagte Abilene.

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