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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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auf Abilenes Schulter. »Wie geht's dir?«
    »Viel besser. Brechen wir auf.«
    Sie ließen die Taschenlampen auf der Veranda zurück und gingen ums Haus. Finley trug die Wasserflasche, Cora das Montiereisen.
    Cora schlug vor, zunächst etwas zu essen. Abilene stieg in den Kofferraum, öffnete die Kühlbox und zog eine Packung Hotdog-Würstchen heraus. Finley nahm eine Tüte Kartoffelchips aus dem Karton, den Helen in der Einfahrt hatte stehen lassen, klemmte sie sich zwischen die Beine und stellte den Karton auf das Autodach.
    »Will sich noch jemand umziehen?«, fragte Cora. Abilene dachte darüber nach. Trockene Kleidung wäre sicher angenehm, und mit ihren Turnschuhen würde sie auf dem Waldboden bestimmt besser zurechtkommen. Aber die waren wahrscheinlich sowieso noch nass.
    »Gehen wir einfach los«, sagte Finley. »Ist sowieso alles sofort wieder durchnässt.«
    Vivian nickte.
    Sie eilten den steilen Hügel hinunter und folgten Cora zum kleinen Außenbecken, an dessen Rand noch immer Helens Turnschuhe und die Chipstüte lagen. Abilene fiel auf, dass das Wasser an der Stelle, an der sie und Cora aus dem Becken gestiegen waren, bereits völlig getrocknet war.
    »Also gut«, sagte Cora. »Hier muss sie irgendwo verschwunden sein. Wir sollten ausschwärmen und die Umgebung absuchen.«
    »Moment«, sagte Abilene. »Vielleicht finden wir ja irgendwelche Spuren.« Die anderen warteten, während sie den Beckenrand entlangging und nach zertrampeltem Unkraut oder Ähnlichem Ausschau hielt. »Nichts«, stellte sie schließlich fest. »Aber vielleicht sind sie auf dem gepflasterten Weg geblieben.«
    »Halten wir einfach die Augen offen. Zumindest wissen wir, in welche Richtung der Junge von gestern gerannt ist.«
    Jede nahm einen Schluck aus Finleys Flasche, dann verteilten sie sich und gingen langsam über die Rasenfläche. Cora umrundete den aus Ziegeln gemauerten Grill. Abilene blieb in der Mitte und folgte dem Kopfsteinpflaster eines schmalen Pfads.
    Die Sonne, die hoch über den Bäumen vor ihr stand, stach ihr in die Augen. Sie wünschte, sie hätte ihren Hut und die Sonnenbrille nicht im Auto gelassen, kniff die Augen zusammen und schützte sie, so gut es ging, mit der offenen Handfläche.
    Als sie das Ende der Rasenfläche erreicht hatten, versammelten sie sich in der Nähe des alten Swimmingpools. Trübes Regenwasser bedeckte wie brauner Schlamm den Boden, Äste und verfaultes Laub schwammen darauf. Das Wasser roch faulig. Überall schwirrten Moskitos und anderes Ungeziefer herum.
    Helen war nicht da unten.
    Aber etwas anderes.
    Direkt unter einem der Sprungbretter ragten vier kleine, pelzige Beine aus dem schlammigen Wasser. Sobald Abilene erkannte, worum es sich handelte, wandte sie sich ab. So genau wollte sie es gar nicht sehen.
    »Seht mal«, rief Finley. »Ein totes Vieh!«
    Vivian hielt sich eine Hand vor den Mund und drehte sich weg.
    »Vielleicht ein Waschbär«, sagte Cora.
    »Sollen wir ihn rausfischen und zum Mittagessen grillen?«
    Cora und Abilene starrten sie wortlos an.
    »Dann eben nicht«, sagte Finley und zuckte die Achseln.
    Als sie sich vom Pool entfernten, bemerkte Abilene, dass sie die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte, und atmete tief durch. Die Luft war frisch und sauber. Aber der modrige Gestank und das Bild des toten Tieres gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ein Waschbär? Sah eher wie ein Hund aus. Sie fragte sich, ob das Tier freiwillig in den Pool gesprungen war. Vielleicht hatte es irgendetwas verfolgt und war selbst in die Falle getappt. Oder es war leichtsinnig geworden und vom Beckenrand gefallen. Möglicherweise hatte es auch jemand getötet und dann dort versenkt.
    Hätte genauso gut Helen da unten sein können, dachte sie.
    Aber sie war es nicht.
    Finley hatte recht: Helen war nicht ermordet worden. Aus irgendeinem Grund hatte man sie verschleppt. Entführt.
    Aber warum?
    Während Abilene noch darüber nachdachte, führte Cora sie zu der Stelle am Waldrand, an der der Junge gestern verschwunden war. Sie war froh, endlich im Schatten zu sein. Doch es war windstill und die Luft unerträglich feucht.
    Cora ging um ein Gebüsch herum und blieb stehen. »Ein Trampelpfad«, flüsterte sie.
    »Cool!«, sagte Finley.
    Der kleine Pfad war kaum zu erkennen, lediglich ein schmaler Streifen platt getretenen Grases durch das Gestrüpp. Wahrscheinlich wurde er nicht sehr oft benutzt.
    »Der Junge läuft bestimmt immer da lang«, sagte Cora.
    »Jede Wette«, sagte Finley.
    Abilene

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