Das Treffen
Fernsehen, was auch immer … Genau, das ganz große Geld … Danke, kann ich brauchen. Und vielen Dank für Ihre Erlaubnis. Das ist sehr nett von Ihnen.« Sie nickte lächelnd. »Okay. Ich schicke Ihnen sofort den Vertrag … Auf Wiederhören.«
Finley legte auf. Sie holte tief Luft und atmete hörbar aus.
»Hat doch gut geklappt«, sagte Abilene.
»Er war richtig nett.«
»Siehst du? Was ich dir gesagt habe – man kann einen Menschen nicht nach den Geschichten beurteilen, die er schreibt.«
»Schon, aber ›Speisesaal‹? Da muss man doch an einen durchgeknallten Freak denken. Übrigens, er hat gesagt, er hat alle Bücher von deinem Dad gelesen und findet sie großartig.«
»Der Mann hat Geschmack.«
»Er war richtig begeistert von meinem Projekt. Also haben wir grünes Licht. An die Arbeit! Wie lange wirst du für das Drehbuch brauchen?«
Finley hatte das Telefonat am Montag geführt. Am Dienstag beendete Abilene ihre Hausarbeit für das Chaucer-Seminar und hatte Zeit, sich um das Drehbuch zu kümmern. Noch am selben Abend trafen sich die Schauspieler und die Crew zu einer »Lagebesprechung« in der Cafeteria.
Finley hatte sich bereits nach geeigneten Drehorten umgesehen. Sie teilte den anderen mit, wie ihrer Meinung nach die Geschichte überarbeitet und wer welche Rolle spielen sollte. Vivian, die Theaterwissenschaft studierte und bereits in mehreren Stücken des Studententheaters geglänzt hatte, sollte die Hauptrolle übernehmen.
»Ich denke, Abilene sollte die Jean spielen«, schlug Vivian jedoch vor. »Das Ganze beginnt mit einer Liebesszene. Abilene und Harris wären dafür die perfekte Besetzung.«
Harris errötete über beide Ohren.
»Aber du bist hier die Schauspielerin«, sagte Abilene. »Du musst die Hauptrolle übernehmen.«
»Ich will aber lieber einen von den Zombies spielen.«
»Ich auch«, sagte Helen. »Ich wollte schon immer mal ein Zombie sein.«
Abilene lachte. »Ich dachte, du hättest dich auf Gespenster spezialisiert.«
»Das krieg ich schon hin.«
»Was meint ihr?«, wandte sich Vivian an die anderen. »Soll Abilene die Hauptrolle übernehmen?«
»Einverstanden«, sagte Finley. »Hickok kann so entsetzt aus der Wäsche gucken. Sie ist das ideale Opfer.«
»Na, vielen Dank.«
Sie und Harris sollten Jean und Paul, ein Liebespärchen, spielen. Vivian, Cora und Helen würden den Part der Zombies übernehmen.
»Und du bist der Sensenmann«, sagte Finley zu Tony, einem attraktiven, kräftigen jungen Mann, der seit einigen Monaten mit Cora zusammen war.
»Jetzt wart mal einen Moment«, sagte Cora. »Ich weiß nicht, ob ich meinem Freund erlauben soll, mit Abilene rumzumachen.«
»Er macht nicht mit ihr rum«, stellte Finley klar. »Er foltert sie.«
»Vielleicht gefällt ihm das auch noch.« Cora warf Tony einen gespielt finsteren Blick zu.
»Hoffentlich nicht«, sagte Harris grinsend.
»Was soll sie anziehen?«, fragte Cora.
»Nicht viel.«
»Träum weiter«, sagte Abilene.
»Na ja«, sagte Finley. »Es ist keine richtige Nacktszene. Aber es muss schon realistisch wirken. Der Typ ist ein sexbesessener Psychopath, also …«
»Ich sehe mal, wie ich das in mein Drehbuch kriege«, versprach Abilene.
»Bist du bis Freitag damit fertig?«
»Klar. Kein Problem.«
»Super. Dann können wir Samstagmorgen mit dem Dreh anfangen.«
»Geht nicht«, sagte Tony. »Da hab ich Footballtraining.«
»Was ist mit dem Wochenende darauf?«
»Das ist aber schon kurz vor der Endrunde«, sagte Abilene.
Tony hob die Hände. »Ich will euch bestimmt nicht den Film verderben. Echt nicht. Aber ich bin nun mal kein Schauspieler. Vielleicht solltet ihr jemand anderen für die Rolle suchen. Das wäre mir echt lieber. Dreht einfach ohne mich, in Ordnung?«
Finley sah besorgt aus. »Bist du sicher? Wir hätten dich wirklich gerne dabei.«
»Ich glaube, ihr solltet einen anderen finden. Ehrlich.«
»Da gibt's ein paar Jungs in der Theatergruppe«, sagte Vivian. »Ich könnte ja mal rumfragen und …«
»Aber das sind doch nur Schlappschwänze«, beschwerte sich Finley.
»Nicht alle. Wie wäre es mit Jack Baxter?«
»Baxter?«, fragte Abilene. »Der den Stanley in Endstation Sehnsucht gespielt hat?«
»Das ist doch ein Neandertaler«, erklärte Finley. »Ich stelle mir da eher jemanden vor, der … hübscher ist. Typ Ted Bundy«
»Ich bin also Typ Ted Bundy?«, fragte Tony. »Na, vielen Dank für die Blumen.«
»Die Vorstellung, das Opfer für einen Kerl wie Baxter zu spielen,
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