Das Trumpf-As der Hölle
Einzelzellen!
Eine stabile, ganz aus Eisen gefertigte Tür versperrte seinen weiteren Weg. Nur wenige Menschen innerhalb des Zuchthauses besaßen für diese Tür einen Schlüssel. Arsenius gehörte zu den Glücklichen, da man ihm das große Vertrauen schenkte.
Er holte den Schlüssel aus der Tasche und schob ihn in das schmale Schloss. Dreimal musste er ihn drehen, dann hatte er die Tür endlich offen. Er zog sie auf, hörte das Quietschen und roch die muffige Luft, die ihm aus dem Gang entgegenströmte.
Es war die finsterste Ecke des Zuchthauses. Wer hier landete, der kam sich lebendig begraben vor. Er war ein Ausgestoßener, ein Ausgeschlossener.
Rohe, unverputzte Wände, über die die Lichtleitungen wie schwarze Schlangen liefen. Arsenius fand den Schalter. Durch kleine Gitter geschützte Glühbirnen leuchteten auf. Ihr Lichtschein fiel auch auf die stabilen Holztüren an der linken Seite des Ganges. Das waren die Zellen.
Eigentlich nur mehr Löcher, der Begriff Zellen war nicht richtig. Dort lebte man nicht, man vegetierte. Fünf gab es. Vier waren belegt. Vor der ersten blieb Arsenius stehen. Die Schlüssel klimperten in seiner Hand. Der Hellseher machte sich nicht erst die Mühe, durch das Guckloch zu schauen, er schloss sofort auf.
Die stabile Bohlentür schwang ihm entgegen. Das Licht vom Gang fiel in das Verlies, dessen Wände aus rohen Steinen bestanden. In der Ecke kauerte eine Gestalt. Als sie das Licht sah, zog sie sich noch mehr zusammen und deckte ihren Schädel mit dem angewinkelten Arm ab. Dabei öffnete sie den Mund; zwei lange Zähne waren zu sehen, so dass Arsenius den Vampir erkannte.
Geduckt blieb er stehen. »Komm!« flüsterte er. »Komm, mein Kleiner, du bist frei!«
Der Vampir hatte die Worte gehört, aber er wollte nicht so recht. Das Licht schreckte ihn. Aus der Ecke drang ein schreckliches Stöhnen. Arsenius musste sich konzentrieren, um aus dem Stöhnen Worte herauszufiltern.
»Zu hell… zu hell…«
Ja, das war der Fehler seiner Bestien. Sie waren Geschöpfe der Nacht und konnten das Licht des Tages nicht vertragen. Zwar brannte nur das Licht im Gang, aber auch das wollten die Blutsauger nicht. Er brauchte die Dunkelheit.
Arsenius rammte die Tür wieder zu und öffnete die nächste. Auch hier hockte der Vampir, das gleiche Bild, er wollte die Dunkelheit abwarten. Die Werwölfe waren ebenfalls noch vorhanden. Als Bestien hockten sie auf dem Zellenboden. Es waren keine normalen Werwölfe, die sich nur bei Vollmond in diese Geschöpfe verwandelten. Wenn die Todeskarte auf einen Menschen gezeigt und ihre Kräfte ausgespielt hatte, dann blieb das verwandelte Opfer auch ein Monster.
Die Bestien hatten sich zusammengeduckt. Sie bewegten ihre Mäuler. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, klappten sie auf und zu, und zwischen den Reißzähnen erschien der gelbweiß schimmernde Geifer.
»Frei!« flüsterte Arsenius. »Ihr beide seid frei!« Er rieb sich die Hände.
»Kommt.«
Die Werwölfe starrten ihn an. Ihre kalten Raubtieraugen schienen in der Luft zu schweben, weil der übrige Körper fast völlig mit der Düsternis in der Zelle verschmolz.
»Wollt ihr nicht?«
Da bewegte sich das erste Tier. Mit einem gewaltigen Satz sprang es nach vorn, so dass Arsenius erschreckt zur Seite wich, um nicht getroffen zu werden. Bis in den Gang war die Bestie gesprungen, wo sie sich aufrichtete und knurrend stehen blieb. Dabei schüttelte sie den Kopf, und das Fell sträubte sich.
Arsenius lächelte. Genauso hatte er es haben wollen. Er ging hin und streichelte das Fell. Die Bestie tat ihm nichts.
Auch das zweite Monstrum verließ seine Zelle. Er schüttelte den Kopf, öffnete sein Maul, wobei ein drohendes Knurren hervordrang. Mit den Pranken schlug es gegen die Mauer, wobei seine scharfen Krallen am Gestein entlang schabten.
Arsenius war fast zufrieden. Nur die beiden Vampire gefielen ihm nicht, weil sie noch in ihren Zellen hockten, und dagegen hatte er etwas. Auch sie sollten endlich frei sein, damit sie sich ihre Opfer holen konnten. Und sie kamen, als Arsenius eine gute Idee hatte und das Licht ausschaltete. Schattenhaft sah er ihre Gestalten. Hörte das Keuchen, das die Stille durchbrach, und erst jetzt fiel Arsenius die Ruhe auf. Man hatte die Alarmanlagen abgestellt. Was konnte das bedeuten? Obwohl es niemand sehen konnte, umspielte ein schmales Lächeln seine strichdünnen Lippen. Die Lösung lag eigentlich auf der Hand. Sinclair war erwischt worden, man brauchte keine
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