Das Trumpf-As der Hölle
normal. Er zeigte, aus welch einem Holz er geschnitzt war. Und er hatte keine Waffe, das sah ich sofort.
Breitbeinig blieb er vor der Tür stehen. Sein Blick war lauernd, auch voller Kälte.
»Schließen Sie die Tür!« Todd kam dem Befehl nach. Als er sich umdrehte und sein Blick die Geisel traf, runzelte er die Stirn, da er merkte, dass hier irgend etwas nicht stimmte. So benahm sich keine Geisel!
»Was ist denn hier los?«
Ich warf ihn meinen Ausweis zu, den er gedankenschnell auffing. »Lesen Sie! Das ist keine Fälschung, sondern ein amtliches Dokument, das mir Weisungsbefugnis gibt.«
Er schaute mich verdutzt an, bevor er seinen Blick senkte und den vom Innenminister persönlich ausgestellten Ausweis durchlas. Dieser Minister war auch sein Chef, vielleicht machte das noch mehr Eindruck auf ihn.
»Stimmt das?« fragte er nach einer Weile und hob den Kopf.
»Er ist echt.«
»Verdammt, dann hat man mich reingelegt.« Todd schüttelte den Kopf. Die Adern unter seiner Haut am Hals zuckten. »Aber wer hat den Direktor getötet?«
»Der Mann, um den sich alles dreht«, erwiderte ich und nahm meinen Ausweis an mich.
»Und wer ist es?«
»Arsenius!«
Da lachte Todd. »Dieser schmächtige Typ, der nicht einmal eine Fliege umbringen kann?«
»Eine Fliege nicht, aber Menschen. Arsenius ist ein Teufel, und er hat Ihnen hier eine Zeitbombe ins Nest gelegt. Aber blasen Sie zuerst den Alarm ab!«
Das tat Todd. Ich bat um eine Zigarette und zündete mir das Stäbchen an. Dann hockte ich mich mit Todd zusammen und besprach einige Einzelheiten. Vor allen Dingen interessierte mich die Lage der Strafzellen.
»Da müssen wir quer durch das Zuchthaus.«
»Haben Sie einen Plan?«
»Ja, ich hole ihn.«
»Nein, nein, lassen Sie mal. Wir müssen nur dafür sorgen, dass alle Gefangenen in ihren Zellen bleiben.«
»Das tun sie.«
»Und die von den Außenstellen dürfen vorerst nicht wieder zurück, bevor die Gefahr nicht gebannt ist. Wir haben zwei Vampire und zwei Werwölfe gegen uns.«
»Zwei - was?«
Ich wiederholte. Todd schaute mich an, als hielte er mich für geisteskrank. Klar, er glaubte mir nicht, verständlich, und er sagte:
»Diese Vampire oder Werwölfe sehe ich mir an. Sie werden mich nicht daran hindern, Mr. Sinclair.«
Ich hob die Schultern. »Meinetwegen. Aber jetzt erst den Plan, damit ich weiß, wo die Einzelzellen liegen.«
Todd lachte. »Da ich mitgehe, brauchen wir den nicht. Das war vorhin kein Scherz, Mr. Sinclair. Ich gehe mit.« Was blieb mir anderes übrig, ich stimmte zu.
***
Die heulenden Alarmsirenen waren die reinste Musik in den Ohren des Hellsehers. Und sie munterten ihn auch auf, nachdem es diesem Hund Sinclair tatsächlich gelungen war, ihn zu überlisten. Die Todeskarte hatte bei ihm nicht gestochen!
Und dabei war sich Arsenius so sicher gewesen. Er hatte Sinclair in seiner Hand gehabt, er war Wachs zwischen seinen Fingern gewesen, und zum erstenmal ahnte Arsenius, dass der Teufel ihn nicht umsonst vor dem Geisterjäger gewarnt hatte.
Aber jetzt wurde er erschossen! Mit Aufrührern und Rebellen machte man im Zuchthaus kurzen Prozess. Vor allen Dingen, wenn es Einzelgänger waren. Das hatte Arsenius mehr als einmal erlebt, sie hatten keine Chance. Sinclair würde es ebenso ergehen. Bis sie seine wahre Identität festgestellt hatten, war er ein toter Mann. Es machte sich bezahlt, dass sich der Hellseher sehr gut innerhalb des Zuchthauses auskannte. Er brauchte nicht die normalen Gänge zu nehmen, um zu den Strafzellen zu gelangen. Arsenius kürzte ab. Und er hatte sich entschlossen, mit offenen Karten zu spielen. Er brauchte keinen Gefangenen mehr auf verschlungenen Wegen zur Flucht zu verhelfen, diese Zeiten waren vorbei.
Innerlich triumphierte und lachte er. Die Vampire und Werwölfe kamen frei. Sie würden sich über die Opfer stürzen, die keine Chance hatten, den mord-und blutgierigen Gestalten zu entgehen.
Heftig atmete er ein und aus. Er keuchte. Sein Kopf schmerzte. Sinclair hatte ihn verdammt hart getroffen, aber es war ihm nicht gelungen, ihn für lange Zeit auszuschalten. Er hatte nicht damit gerechnet, welche Energien in dem Hellseher steckten, dessen Triebfeder einzig und allein der Hass war.
Seine Schritte warfen ein hohl klingendes Echo von den Wänden zurück, als er die Metallstufen einer Treppe hinunterschritt. Mit einer Hand hielt er sich an dem Geländer fest. Er näherte sich einem Komplex, der von den anderen abgetrennt worden war. Hier befanden sich die
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