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Das Turmzimmer

Das Turmzimmer

Titel: Das Turmzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonora Christina Skov
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konnte, wenn die ersten zwanzig Teile im Romanmagazin Revue erschienen waren. So gewann man die meisten Käufer, meinte er, was sich, wie bekannt, auch als richtig erwies.
    Doch mit der Zeit hatte Simons Planung noch ganz andere Folgen. Zweifellos weil Antonia ihre Liebe zu Lily, die für zwei arbeitete und immer mehr Ähnlichkeit mit einer Leiche hatte, immer unverhüllter zeigte. »Nicht, dass Simon sich benachteiligt fühlen musste«, bemerkte Laurits. »Er bekommt mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit von Antonia, wenn er denn einmal hier ist. Doch ich fürchte, dass er selbst das nicht so sieht.«
    Anfangs entwickelte sich auch alles gut. Lady Nellas geschlossene Augen erschien mit Karen Kvists Bild als Fortsetzungsroman, und die Auflage der Revue stieg von Woche zu Woche um mehrere tausend Exemplare. Die Leserbriefe strömten in Postsäcken herein. »Eigentlich hätte Lily sie öffnen sollen, doch sie war zu sehr mit Schreiben beschäftigt«, bemerkte Laurits. »Deshalb sitzt Antonia mit hochgelegten Beinen in der Bibliothek und liest sie Herrn Simon laut vor, als sei es ihre Arbeit, die über den grünen Klee gelobt wird. Wie Lily das aushält, weiß ich nicht.«
    Doch wie Agnes bereits ausgeführt hat, hatten Lilys Probleme gerade erst begonnen. Denn als Lady Nellas geschlossene Augen endlich im roten Ledereinband mit Golddruck erschien, war aus Antonia Lily plötzlich nur Antonia geworden. Und die Widmung lautete Meinem Simon, der Liebe meines Lebens anstelle von Unserer geliebten Laurits (gemäß Laurits; im Originalmanuskript, das ich verbrannt habe, stand mit Sicherheit keine Widmung), und auf der ersten Seite begrüßte nicht Karen Kvists entschlossener Blick den Leser, sondern Antonia von Liljenholms verführerisches Starren unter einem dichten Wald von Wimpern.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte«, behauptete Simon, als Laurits versuchte, ihm eine Antwort abzuverlangen. Seine Augen blickten ebenso unschuldig wie Antonias. Sie saß auf dem Sofa im westlichen Zimmer, das zum Park hin lag, und las das Buch, als wäre es das erste Mal. Und wer weiß, vielleicht war es das auch.
    »Jetzt ist es auf jeden Fall zu spät, etwas daran zu ändern«, fuhr er fort. »Die Bücher sind längst im Handel und bestimmt schon verkauft. So etwas passiert, Fräulein Lauritsen. Ich fürchte, so ist das Leben.«
    Doch Lauritsen war sich sehr wohl klar darüber, dass das Leben nur so war, weil Simon sich an seiner Rivalin rächen wollte. Und wäre Lily ein anderer Mensch gewesen, hätte sie sich zweifellos zehnfach wieder gerächt. Sie hätte leicht Anzeige erstatten oder die nächsten Bücher unter ihrem eigenen Namen herausbringen oder keine Zeile mehr schreiben können. Doch Lily fasste einen ganz anderen Entschluss.
    Zu der Zeit benannte Lauritsen ein großes, schmerzendes Geschwulst nach Simon. Es wuchs auf der rechten Seite unterhalb ihres Rippenbogens und hatte sich rotblau verfärbt, »was mich beunruhigt«, wie Laurits bemerkte. »Simon gleicht nicht den anderen Geschwülsten, und trotzdem ist er wohl Zeichen derselben Krankheit.«
    Eines Abends klopfte Lily an Laurits’ Zimmertür. »Sie trat ein und setzte sich auf mein Bett«, schrieb Laurits. »Das arme Mädchen! Sie schien ganz durchsichtig, wenn man einmal von den Augen absah, die klar wie Stahl waren. Sie sagte mir, dass es so werden würde, wie Antonia und Herr Simon bestimmt hatten«. Laurits rief bestürzt, dass Lily doch nicht weiter unter Antonias Namen schreiben könne, ob sie denn vollkommen verrückt geworden sei. Doch sie nickte nur.
    »Ich verdanke Antonia mein Leben«, sagte sie. »Es ist ein großes Opfer. Doch es wäre weit schrecklicher, gar nicht mehr zu schreiben.«
    Laurits schlug ganz vernünftig vor, dass Lily doch zumindest unter ihrem eigenen Namen schreiben könne. Lily von Liljenholm sei doch ein ganz ausgezeichneter Autorenname, fand sie das denn nicht? Doch Lily war bereits aufgestanden.
    »Nach Lady Nellas geschlossene Augen kennen alle Antonias Namen, und meinen kennt keiner«, sagte sie. »So ist es ja eigentlich immer gewesen.«
    Sie sah plötzlich sehr viel älter aus als ihre einundzwanzig Jahre. Ihre Mundwinkel zeigten nach unten.
    »Wenn ich mit Antonia konkurriere, verliere ich. Das ist mein Schicksal, das weißt du genauso gut wie ich, Laurits.«
    Sie richtete sich in der Tür zu ihrer vollen Größe auf.
    »Ich sehe einfach nicht, dass sich etwas anderes anbietet, als das Beste aus der Situation zu

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