Das U-Boot-Phantom
Jedenfalls ist er verschwunden.«
»Nicht zum Dienst gekommen?« fragte Suko.
»Genau.«
»Haben Sie es bei ihm zu Hause versucht?«
Darring winkte unwirsch ab. »Ja, wir brachen sogar die Tür auf. In seiner Wohnung befindet sich Sir James Powell auch nicht. Er ist verschwunden.«
»Freiwillig?« fragte ich.
»Genau das ist die Frage«, gab Darring zurück. »Ich glaube nicht, daß ein Mann wie Sir James freiwillig verschwindet. So etwas ist bei ihm einfach nicht drin.«
»Also Kidnapping!« spann ich den Faden weiter.
»Das nehme ich an, obwohl die Anzeichen nicht darauf hindeuten.«
»Sie haben also schon Spuren gesichert.«
»So ähnlich. Wir verfolgten seinen Weg zurück. Ihr Chef hat den Abend in seinem Club verbracht, was er ja immer tat. Er trank noch Tee, und als der Butler nach ihm schauen wollte, um eine neue Bestellung aufzunehmen, fand er ihn nicht mehr vor.«
»Dann hat Sir James das Clubhaus verlassen.«
»Ja, nur nicht auf dem normalen Weg. Was uns wiederum stutzig gemacht hat. Der Butler berichtet nämlich noch mehr. Die breite Fenstertür, die nach draußen führte, stand offen. Es ist also anzunehmen, daß Sir James den Raum durch diese Tür verlassen hat. Und zwar freiwillig, wie ich annehme, das ließ sich aus den Spuren ablesen, die wir fanden. Sie führten zum Wasser…«
Suko und ich wußten genau, was Darring damit andeuten wollte. Sir James konnte durchaus in der Themse verschwunden und ertrunken sein. Aber er ein Selbstmörder? Nein, daran wollte ich nicht glauben, das erklärte ich dem Mann auch. »Ich denke ähnlich wie Sie, Mr. Sinclair. Deshalb rechneich auch mit einer Entführung, weil wir keine Spuren fanden.«
Suko hatte eine Idee. »Man könnte Sir James auch aus dem Raum gelockt haben.«
»Daran dachte ich ebenfalls.«
»Was wird Ihre Abteilung jetzt unternehmen, Captain?« erkundigte ich mich.
»Uns bleibt nicht viel. Wir können nur die Suche nach Zeugen intensivieren.«
»Gibt es die denn?«
»Bisher haben wir keine gefunden.«
»Auch nicht bei den Gästen des Clubs?«
»Es waren nur noch vier anwesend. Und die saßen in einem anderen Teil des Hauses. Sie konnten überhaupt nicht zum Flußufer hinschauen.« Er stellte sich wieder aufrecht. »Es tut mir leid. Ihr Chef scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.«
»Woran wir nicht glauben können«, sagte ich.
»Trotz Ihres Jobs, in dem Sie ja mit den unmöglichsten und unheimlichsten Dingen konfrontiert werden?«
»Vergessen Sie den mal«, sagte ich. »Konzentrieren wir uns auf das Verschwinden. Sir James ist ein Mensch, der für zahlreiche Gruppen interessant ist. Das brauchen nicht nur dämonische Kräfte zu sein. Auch Terror-Organisationen können ihn sich geholt haben. Sir James ist sehr wichtig. Man kann ihn als Geisel benutzen.«
»Das befürchte ich auch.«
»Okay, Sie haben Erfahrung, Captain. Was schlagen Sie vor?«
»Wir werden unsere normalen Ermittlungen weiterführen und uns ansonsten still verhalten. Sollte Sir James nur gekidnappt und nicht getötet worden sein, werden sich seine Entführer irgendwann melden und ihre Bedingungen stellen.«
»Das glaube ich auch.«
»Aber Sie forschen weiter?«
»Können wir mehr tun als Sie, Captain?«
Darring lachte. »Im Prinzip nicht. Vielleicht packen Sie den Fall von einer anderen, dämonischen Seite an.«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
Darring reichte uns die Hand. »Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung, okay?«
»Abgemacht!« Ziemlich sauer verließen wir das Büro und sprachen auf dem Gang weiter, nachdem wir erst einmal tief Luft geholt hatten.
»Das ist ein Ding«, sagte Suko. »Ich möchte gern wissen, was dahinter steckt.«
»Frag mich mal.«
»Du hast keinen Verdacht?«
»Nein. Das könnte jeder sein. Luzifer, der Spuk, andere Dämonen oder auch Verbrecher.«
Suko nickte. »Eine verdammt große Auswahl. Etwas zu groß, wie mir scheint.«
»Was willst du machen?«
»Sir James«, flüsterte Suko. »Wenn sie sich einen von uns geholt hätten, das hätte ich noch verstanden, aber ihn?«
»Ist er nicht das schwächste Glied in der Kette?«
»Du meinst körperlich?«
»Ja.«
»Stimmt, aber…« Suko öffnete die Vorzimmertür, wollte weitersprechen, doch das Wort blieb ihm auf den Lippen stecken, denn er schaute Glenda an, die zitternd neben ihrem Schreibtisch stand, hochrot im Gesicht war und rotgeweinte Augen hatte. Rasch ging er näher, ich folgte ihm, war ebenfalls überrascht und fragte:
»Was hast du?«
Sie
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