Das Ultimatum - Thriller
Stanhope keine codierten Nachrichten mit vertraulichen Informationen abgefangen.«
»Das ist das eine«, sagte Phillips missgestimmt. »Aber solange wir nicht mit ihm sprechen können, können wir ihn nicht lokalisieren. Und das war der Grund, die Erstürmung aufzuschieben. Außerdem bin ich mir nur zu bewusst, dass das Ultimatum der Terroristen in knapp zwei Stunden abläuft. Deshalb werden wir uns an das Militär wenden und ihnen sagen, dass es keinen Grund mehr gibt, die Sache aufzuschieben.«
Arley erlitt beinahe einen Schwächeanfall, schaffte es aber, sich aufrecht zu halten und nichts anmerken zu lassen.
»Ich werde Major Standard anrufen und ihn informieren, Sir. Janine, rufst du ihn bitte für mich an?«, fügte sie hinzu, noch ehe Phillips sie unterbrechen konnte. Wenn schon jemand mit Standard sprechen musste, dann wollte sie diejenige sein.
Ihr Handy klingelte in der Tasche, doch sie schaltete es ohne nachzusehen auf stumm.
»Ich habe Major Standard für Sie auf Leitung vier, Ma’am«, sagte Janine.
Arley nahm den Hörer, während alle Augen auf sie gerichtet waren. Sie erläuterte ihm kurz die Lage und die Tatsache, dass sie keine Möglichkeit mehr sahen, mit Prior in Kontakt zu kommen.
»Danke, dass Sie mich auf dem Laufenden halten, Arley«, sagte Major Standard mit einer Wärme, die ihr einen Stich versetzte. Er war ein aufrichtiger Mann, und sie würde sein Vertrauen missbrauchen und dazu beitragen, viele seiner Männer in den Tod zu schicken. Jetzt hatte sie zum letzten Mal die Chance, etwas zu sagen. Und diese schreckliche Last und ihre furchtbaren Folgen abzuwerfen.
Aber die haben deine Kinder.
»Bleiben Sie bei Ihrem ursprünglichen Angriffsplan?«, fragte sie und bemühte sich, so arglos wie möglich zu klingen. Ihr war klar, dass er keinerlei Verpflichtung hatte, sie einzuweihen.
»Ja, das tun wir. Zeit und Informationen waren zu knapp, um eine wasserdichte Strategie zu entwickeln, von daher werden wir versuchen, unbemerkt von hinten anzugreifen, außerhalb des Sichtbereichs der Kameras. Laut meiner Uhr ist es nun exakt 21:49. Um 22:05 möchte ich, dass Ihr Verhandlungsführer diesen Wolf anruft und ihm mitteilt, die britische Regierung plane für 23:00 eine Erklärung an die Weltöffentlichkeit und dass sie damit einen Durchbruch erzielt hätten. Ist das von Ihrer Seite verstanden?«
»Absolut.«
»Und er soll darauf achten, Wolf in der Leitung zu halten, ohne Verdacht zu erwecken. Anschließend melde ich mich, wenn wir Ihre Unterstützung brauchen sowie die medizinische Notversorgung.«
»Natürlich. Ich werde höchste Alarmbereitschaft anordnen.«
Sie legte auf und sah sich um. Commissioner Phillips hatte die Tonleitung unterbrochen, und auf dem Monitor war zu sehen, dass er telefonierte.
Sechzehn Minuten. Sie hatte noch sechzehn Minuten.
»Nun denn«, sagte sie unaufgeregt, »die Sache liegt nicht mehr in unseren Händen. Aber ich brauche jetzt dringend eine Zigarette.«
So beiläufig wie möglich ging sie nach draußen, zündete sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an und sah endlich auf ihr Handy.
Sie hatte eine SMS von Howards Telefon erhalten, an die ein Video angehängt war, sowie zwei entgangene Anrufe.
Sie atmete tief durch und öffnete den Anhang. Das Video dauerte kaum zehn Sekunden, aber es genügte, um ihren Magen umzustülpen. Oliver und India saßen mit auf dem Rücken gefesselten Händen nebeneinander auf dem Boden. Olivers Augen und Mund waren mit schwarzem Gaffertape verklebt. Indias Augen ebenfalls, doch jemand hatte das Tape von ihrem Mund gerissen. Es hatte einen geröteten Hautstreifen hinterlassen und baumelte nun von ihrer Wange. An der wackligen, leicht unscharfen Aufnahme war klar erkennbar, dass jemand die Bilder mit einem Handy aufgenommen hatte.
»Los, rede«, sagte eine verstellt klingende Stimme.
»Meine Grundschule heißt St Mary’s«, sagte India unsicher den Satz auf, nach dem Arley verlangt hatte.
»Und ich möchte wirklich gerne nach Hause kommen«, fügte sie hinzu. »Und Olly auch.«
Arley konnte noch hören, wie Oliver hinter seinem Knebel ein Geräusch von sich gab, doch dann brach die Aufzeichnung ab. Sie starrte auf ein schwarzes Display und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Angesichts der Bilder von ihren Kindern hätte sie sich am liebsten übergeben.
Aber es gibt noch Hoffnung. Sie sind am Leben. Es gibt Hoffnung.
Auf dem Display leuchtete Howards Gesicht auf, und Arley drückte den Antwort-Button,
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