Das Ultimatum - Thriller
Dann setzten sie ihren Weg zur Tür fort, die hinter die Rezeption führte. Elena ging hinter dem Tresen in den Kontrollraum der Überwachungskameras, in dem sich auch der Hauptsafe befand, und Fox folgte ihr dichtauf. Erleichtert stellte sie fest, dass sich niemand darin verbarg. Allerdings hatte sie nirgendwo Walter entdecken können, den diensthabenden Wachmann, und auch Katrina, die neunzehnjährige slowakische Rezeptionistin, hatte sie oben nicht unter den Geiseln gesehen. Sie hoffte, die beiden hatten es in den wenigen Augenblicken, in denen die Lobby unbewacht war, nach draußen geschafft. Katrina war ein süßes Mädchen und hatte es nicht verdient, in solch einen Schrecken hineingezogen zu werden. Aber wer hatte das schon verdient.
Während sie den Safe öffnete und die Schlüsselkarten herausholte, schielte sie verstohlen auf Fox, der sich nach vorn gebeugt hatte und etwas, das wie ein Paket aussah, aus dem anderen Rucksack nahm. Sorgfältig stellte er es neben dem Schreibtisch ab, sodass es von der Tür aus nicht gesehen werden konnte. Dann erhob er sich und musterte die Monitore an der Wand.
»Warum funktioniert diese Kamera nicht?«, fragte er und deutete auf einen toten weißen Schirm.
Elena runzelte die Stirn. Das Überwachungssystem des Hotels arbeitete normalerweise zuverlässig. Das war an einem Ort, an dem jeder kommen und gehen konnte, wie es ihm beliebte, unumgänglich.
»Ich weiß es nicht. Sie muss wohl defekt sein.«
»Wo befindet sie sich?«
Elena inspizierte die umliegenden Bildschirme. »Im obersten Stockwerk. Wo die Suiten sind.«
Fox nickte bedächtig, nahm die Schlüsselkarten an sich und befahl ihr, sämtliche Lichter im vorderen Teil der Lobby zu löschen. Elena ging zum Schalterkasten, der sich unter dem Rezeptionstresen befand, und schaltete manuell die Beleuchtung aus. Schließlich wies er sie an, die Hoteltüren abzuschließen.
Das war der schwierigere Teil. Dadurch kam sie auf wenige Schritte der Freiheit nahe. Sie konnte sogar die beiden Polizisten sehen, die Fox eben beschossen hatte. Inzwischen bemühten sie sich, die Menge vor dem Eingang zu zerstreuen. Dahinter sah sie, wie der Verkehr auf der Park Lane dahinfloss, ohne dass die Menschen in ihren Autos auch nur ahnten, was sich hier abspielte. Und dahinter war gerade noch die Baumreihe zu erkennen, die den Hydepark säumte und unter der sie und Rob in lauen Sommernächten gerne entlangspazierten.
Menschen starrten zu ihr herein, zeigten mit dem Finger auf sie, während sie von Tür zu Tür ging, um sie einzeln zu verriegeln. Dabei musste sie über die Leiche des Mannes steigen. Sie ignorierte so gut es ging den Gestank seiner Exkremente und fuhr möglichst ruhig fort, sich, die Terroristen, ihre Kollegen und die Gäste einzuschließen. Als sie fast fertig war, hielt sie einen Moment inne und betrachtete ihr undeutliches Spiegelbild. Der Stress ließ sie abgehärmt und angespannt wirken, und die Blutflecken auf ihrem sonst tadellosen Hosenanzug und ihrer weißen Bluse waren unübersehbar. Wieder musste sie an Flucht denken. Das Draußen war so nah. Sie brauchte nur die Tür aufzustoßen und im Zickzack und tief geduckt, wie sie es oft in Filmen gesehen hatte, wegzulaufen. Schon wäre sie frei.
Doch das Glas reflektierte auch die Silhouette des Terroristen, und ihr wurde klar, dass sie es niemals schaffen würde.
»Ist dein Verlobter hier?«, wollte er plötzlich wissen.
Sie fragte sich einen Moment, ob er sie gehen lassen würde. Hoffnung keimte in ihr auf, wenn auch vermischt mit ein paar Schuldgefühlen. Es wäre nicht richtig, Gäste und Kollegen mit diesen Tieren alleinzulassen, aber trotzdem würde sie nicht zögern, falls er sie gehen ließe.
»Nein«, sagte sie und schloss die nächste Tür ab. »Er arbeitet nicht im Hotel.«
»Das ist doch mal eine gute Nachricht«, entgegnete er. »Zumindest für dich.«
»Ja, ich glaube schon.«
»Wenn du genau machst, was wir dir sagen, bist du noch vor morgen früh wieder bei ihm.«
»Warum tut ihr das?«, entfuhr es ihr plötzlich. »Ihr sagt, ihr seid eine Armee Gottes, aber was wollt ihr damit erreichen?«
»Schließ die Türen ab«, bellte er sie an. »Je weniger du über uns weißt, desto besser für dich.«
Elena tat wie geheißen und ärgerte sich über sich selbst, weil sie die Beherrschung verloren hatte.
Hinter ihr fuhr Fox fort, doch nun war sein Ton einen Tick freundlicher.
»Die Politiker erzählen euch immer, mit Gewalt würde man keine Probleme
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