Das Ultimatum - Thriller
lösen. Jedes Mal dieselbe Leier, sobald du den Fernseher anmachst. Gewalt sei kontraproduktiv, und wenn man etwas erreichen wolle, müsse man sich an die Gesetze halten.« Er lachte rau. »Lass dir eins gesagt sein, Mädchen. Das ist Schwachsinn. Gewalt gibt dir eine Stimme. Plötzlich hören dir die Leute zu. Sie reagieren. Gewalt bringt sie an den Verhandlungstisch. Und sie beginnen, dich zu fürchten. Und am Ende kriegst du das, was du willst.«
Elena steckte den Schlüssel in die letzte Tür und drehte ihn um. Jetzt war die Gelegenheit zur Flucht dahin. Niemand würde jetzt mehr entkommen.
»Und wie viel Gewalt wollt ihr ausüben?«
»Das hängt von der Regierung ab.«
»Die werden nicht verhandeln. Das tun sie nie. Sogar ich weiß das.«
»Die verhandeln häufiger, als du glaubst, Mädchen.«
Elena sah auf die Leiche zu ihren Füßen. Der Mann war vielleicht dreißig, hatte aber schon dünnes Haar. Er hatte eine Brille getragen, die jetzt zerbrochen neben ihm lag. Ein ganz gewöhnlicher Mensch, wie alle von ihnen.
»Mit Mord lassen die euch nicht mehr ziehen«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Du betest besser, dass sie genau das tun«, entgegnete Fox sachlich. »Sonst kommt keiner von uns hier lebend raus.«
21
17:05
Zehn Stockwerke über Fox und Elena beobachtete der Mann namens Scope, wie unten die Streifenwagen mit kreischenden Bremsen zum Stehen kamen. Sie blockierten den Verkehr links und rechts des Hotels und schufen blitzartig eine autofreie Zone vor dem Haupteingang.
Sekunden später sprangen gut zwei Dutzend Polizisten aus ihren Fahrzeugen und postierten sich – wie Scope überrascht feststellte – schnell und zielstrebig um das Hotel. Seiner Erfahrung nach lungerten die Cops sonst eher planlos herum, wenn man sie zu einem Notfall rief. Doch diese hier gestikulierten und brüllten Befehle, schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten. Einige schafften die verbliebenen Gaffer vom Hotel weg, andere riegelten die Umgebung ab und markierten die Gegend um das Hotel als Tatort. Ein weiterer Streifenwagen fuhr vor und hielt ein wenig abseits der anderen. Drei Männer sprangen heraus, gingen zum Kofferraum und holten Maschinenpistolen heraus, die Scope als MP5 zu identifizieren glaubte. Immerhin, sie verfügten über die richtige Feuerkraft.
Offenbar lief hier eine große Nummer ab, und einen Moment lang glaubte Scope, es hätte etwas mit dem zu tun, weswegen er hier war. Doch das konnte nicht sein. Er hatte lautlos und effizient gearbeitet und keinen Lärm gemacht. Die Eck-Suite von Mr. Miller grenzte nur an ein weiteres Zimmer, und als er sein Ohr an die Wand gehalten hatte, hatte er von dort laute Tanzmusik vernommen.
Nein, was immer das war, es war viel bedeutender als er. Schon kamen aus allen Richtungen weitere Polizeifahrzeuge herangerast, dazu ein Löschzug und zwei Krankenwagen, die etwa hundert Meter weiter im Hydepark Position bezogen. Inzwischen kreiste auch ein Helikopter über dem Hotel und leuchtete mit einem Suchscheinwerfer die Gegend aus.
Was zum Teufel war los? Hier im obersten Stockwerk schwebte man gewissermaßen über den Dingen. Kein Laut drang herauf, alles war in Schweigen gehüllt. Der perfekte Ort für seinen Job. Das Problem war nur, er musste hier raus. Und zwar bald. Und mit all den Cops da unten würde das nicht einfach werden.
Er untersuchte kurz die Wunde an seinem linken Unterarm, die Folge eines Fehlers, der sich fast zur Katastrophe ausgewachsen hätte. Er hatte sie desinfiziert und mit Mull aus dem Verbandskasten im Bad verbunden, doch die Bisswunde war tief und suppte durch den Verband, der sich sofort rötlich färbte. Es konnte sogar noch schlimmer werden, falls der Typ, der ihm das verpasst hatte, HIV-positiv war. Allerdings sorgte er sich im Augenblick mehr um mögliche DNA-Spuren, die er vielleicht zurückließ.
Scope wandte sich vom Fenster ab und ging zurück ins Badezimmer und packte eine neue Lage Mull auf die alte. Außerdem hatte er eine zwei Zentimeter lange Platzwunde über dem linken Auge, und obwohl wenigstens das Pflaster, das er darübergeklebt hatte, hielt und die Blutung gestoppt hatte, begann die Gegend um das Auge dunkel anzuschwellen. Es sah verdächtig aus, und das gefiel ihm gar nicht. Doch es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Er atmete tief durch, knöpfte sein Jackett zu, damit es die Blutflecken auf seinem Hemd bedeckte, und ging zurück ins Wohnzimmer der Suite. Schließlich nahm er das Namensschild ab und verließ
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