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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Terroristen ausmachen, der ebenfalls ein AK-47 im Arm hielt.
    Scope drückte sich gegen die Wand, packte sein Messer fester und hoffte inständig, dass keiner der Terroristen die Etage nach weiteren Geiseln durchsuchen würde. Doch nichts passierte, und nach einer Minute war die Prozession vorbeigezogen, und die Stimmen verebbten.
    Scope wartete zwei weitere Minuten ab, dann schlich er zurück ins Treppenhaus und setzte seinen Abstieg fort.

28
    »Wir sollten gehen«, flüsterte Abby Levinson. Sie hatte ihren Sohn an sich gedrückt und hielt seine Hand fest umschlossen.
    Ihr Vater schüttelte energisch den Kopf. »Nein, wir bleiben, wo wir sind.«
    »Aber du hast doch gehört, was die Managerin gesagt hat. Sie erschießen uns, wenn wir nicht herauskommen.«
    »Sie erschießen uns, wenn wir uns zeigen«, entgegnete er und sah sie eindringlich an. »Wir sind Juden, und das da draußen sind bewaffnete arabische Extremisten. Für die sind wir der Feind. Wenn wir hierbleiben, haben wir wenigstens eine Chance.«
    »Warum wollen die uns töten?«, fragte Ethan leise. Seine Stimme war kaum ein Flüstern.
    »Weil es böse Menschen sind«, sagte sein Großvater und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter, ehe er sich wieder Abby zuwandte. »Das Hotel hat Hunderte von Zimmern. Die werden nicht in der Lage sein, alle zu durchsuchen.« Er beugte sich nach vorn und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Habe ich dich jemals angelogen? Habe ich dir je einen Grund gegeben, mir nicht zu vertrauen?«
    »Nein.«
    Das hatte er nicht. Solange sie zurückdenken konnte, war ihr Dad immer für sie da gewesen. Er war ein hart arbeitender Geschäftsmann, der ihr und ihren drei Schwestern ein glückliches Zuhause geschaffen hatte, in dem sie unbeschwert aufwachsen konnten. Er war der Fels, der, als ihre Mutter starb, die Familie zusammenhielt und ihr jetzt nach dem plötzlichen und brutalen Scheitern ihrer Ehe mit Liebe, Rat und Tat zur Seite stand.
    »Dann tu bitte«, fuhr er bestimmt fort, »was ich sage.«
    Er mochte mit den Jahren etwas gebrechlicher geworden sein, in diesem Augenblick jedoch verkörperte er Kraft und Willensstärke.
    »Okay«, flüsterte sie. »Wir machen, was du sagst.« Sie drückte Ethan etwas fester. »Es wird alles gut, mein Kleiner. Mama und Großvater sind bei dir.«
    »Sind wir.«
    Er löste sich von ihnen und stemmte den Sessel hoch und schleppte ihn zur Tür. Abby half ihm dabei, ihn unter den Türgriff zu klemmen, doch die Lehne erwies sich als einige Zentimeter zu niedrig.
    Abby erstarrte. Im Flur waren deutlich Schritte zu vernehmen. Ihr Vater hatte es auch gehört und bedeutete ihr stumm, sich mit Ethan im Badezimmer zu verstecken. Er selbst nahm die Glasvase vom Schreibtisch und stellte sich hinter die Tür. Abby wollte, dass er sich mit ihnen versteckte, und versuchte, ihn am Arm mitzuziehen, doch er scheuchte sie weg.
    »Geh, geh«, formte er lautlos mit den Lippen und bekam dabei denselben strengen Gesichtsausdruck, den sie aus ihrer Kindheit kannte, wenn er sie zur Rede stellte, weil sie etwas ausgefressen hatte. Ein Blick, der keinen Widerspruch duldete.
    Die Schritte waren verklungen.
    Leise und vorsichtig schlich Abby von der Tür weg, sie legte den Finger über die Lippen, um Ethan zu signalisieren, ganz still zu sein, und schob ihn ins Badezimmer.
    Als sie die Badezimmertür hinter ihnen zuzog, sah Ethan sie mit vor Schreck aufgerissenen Augen an, doch sie klopfte ihm so beruhigend sie konnte auf die Schulter. Sie sah sich um, die Badewanne und die begehbare Dusche, und hielt den Atem an. Hier drinnen konnte man sich nirgendwo verstecken.
    Dann hörte sie, wie draußen eine Schlüsselkarte in den Schlitz gesteckt wurde und jemand gegen die Tür drückte. Der Sessel wurde beiseitegeschoben und schabte geräuschvoll über den Teppichboden. Sie konnte nicht anders, sie musste die Tür einen Spalt weit öffnen und schielte hinaus. Ihr Vater hielt immer noch die Vase über den Kopf, doch plötzlich wirkte er trotz seines Charismas und seiner Entschlossenheit klein und verletzlich. Ein alter Mann, der den Kampf eines viel jüngeren ausfocht.
    Sie musste ihm beistehen.
    Konnte sich aber nicht bewegen.
    Die Tür ging weiter auf.
    Und da bemerkte sie es. Zwischen Tür und Angel war ein Spalt entstanden, und wer auch immer von draußen hereinwollte, konnte zwischen den Angeln hindurch ihren Vater sehen. Sie öffnete den Mund, um ihn zu warnen, aber wenn sie etwas schrie, würde sie ihn verraten, so

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