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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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biss sie sich auf die Zunge und betete, ihr Vater würde sich zu ihr umwenden …
    Die Schüsse zerrissen die Stille des Zimmers, zwei trockene kurz hintereinander abgefeuerte Schüsse, ihr Vater ließ die Vase fallen und stürzte rückwärts auf einen der Nachttische. Er schaffte es noch, sich zu ihr umzudrehen, sein Gesicht eine Maske fassungslosen Staunens, dann knickten seine Beine unter ihm weg. Er fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden und gab den Blick auf zwei Einschusslöcher in der Holzverkleidung frei, wo die Kugeln eingeschlagen waren.
    »Opa!«, schrie Ethan und wand sich aus dem Griff seiner Mutter.
    »Nicht, Ethan, bleib hier!«
    Abby versuchte ihn noch zurück ins Bad zu zerren, damit er sie nicht verriet. Doch es war zu spät. Er riss sich los und rannte zu seinem Großvater. Im selben Moment schwang die Tür auf, und ein Mann mit einer schwarzen Sturmhaube, der ansonsten aber die Uniform eines Zimmerkellners trug, stürmte ins Zimmer. Er hielt eine großkalibrige Pistole. Er zog die Tür hinter sich zu. Jetzt saßen sie in der Falle.
    »Du hast meinem Opa wehgetan!«, schrie Ethan und wollte auf ihn losgehen.
    Der Mann hob die Pistole. »Stopp ihn, oder ich knall den kleinen Wichser ab.«
    Abby erwischte Ethan am Hosenbund und zog ihn mit aller Kraft zu sich heran. »Ich hab ihn. Bitte, schießen Sie nicht.«
    »Schließ den Jungen im Bad ein«, befahl der Mann. »Los, oder ich knall ihn ab.« Die Mündung der Pistole war auf Ethans Kopf gerichtet.
    Ethan wehrte sich nicht mehr gegen ihren Griff, aber sie hörte, wie er hinter der Hand, die sie ihm auf den Mund gepresst hatte, schluchzte. Ihr Vater lag vor ihnen, sein Kopf berührte beinahe ihre Füße. Er war zweimal im Oberkörper getroffen worden, sein Hemd war blutdurchtränkt, aber er atmete noch.
    »Komm, Ethan«, flüsterte sie. »Wir müssen ins Bad.«
    »Du nicht, nur er. Und zwar plötzlich.«
    Etwas in der Stimme des Terroristen hatte sich verändert. Sie brauchte einen Moment, bis sie kapierte, was.
    Doch was immer auch mit ihr geschehen mochte, sie wollte nicht, dass ihr Sohn es mitansehen musste. Deshalb schob sie ihn ins Bad, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Ich möchte, dass du hier drinbleibst, bis ich dich rufe. Okay? Bitte. Der Mann tut mir sonst ganz furchtbar weh.«
    Das war zwar emotionale Erpressung der fürchterlichsten Sorte, aber ihr blieb keine andere Wahl. Sie schloss die Tür und drehte sich zu dem Mann um.
    Er stand in der Mitte des Zimmers, die Pistole zielte auf ihre Brust.
    »Dreh dich um und heb dein Kleid hoch. Oder du und deine Brut fahrt zusammen zur Hölle.«

29
    Als Scope im dritten Stock angekommen war, hörte er zwei Schüsse, gefolgt vom Aufschrei einer Frau. Er blieb stehen und lauschte. Er wusste, er sollte besser weitergehen. Er hatte nur ein Messer bei sich, aber andererseits war er noch nie der Typ gewesen, der einfach weiterging, wenn jemand in Gefahr war. Das steckte einfach nicht in seiner DNA.
    Ohne groß darüber nachzudenken, was er da tat, öffnete er die Tür, schlich in den Flur und sah sich vorsichtig um. Zu seiner Linken konnte er Stimmen vernehmen, die hinter einer der Zimmertüren hervordrangen. Es klang, als brülle ein Mann Befehle, während eine Frau ihn anflehte.
    Scope ging zur Tür und hielt sein Ohr dagegen. Der Mann hatte einen ausländischen Akzent, die Frau wirkte aufgewühlt. Dann war da noch ein anderes Geräusch: ein Kind, dem Weinen nach zu urteilen sieben oder acht Jahre alt.
    Scope holte seinen selbstgefertigten Türöffner – eine Kreditkarte, aus der er ein Rechteck ausgeschnitten hatte – hervor und schob ihn in den Spalt zwischen Tür und Rahmen, bis er auf dem Schließer aufsetzte. Er hatte diese Methode während der vergangenen zwei Monate immer und immer wieder geübt, dennoch war es fast unmöglich, keine Geräusche dabei zu machen. Als er kräftig gegen die Tür drückte, spannte er unwillkürlich alle Muskeln an, und das Klicken des zurückgleitenden Schließers klang wie eine Explosion in seinen Ohren.
    Dann fasste er sein Messer fest und stieß vorsichtig die Tür auf.
    Neben dem Doppelbett lag ein alter Mann. Sein Hemd war blutig, er war niedergeschossen worden, und aus seinem Mundwinkel rann ein dünner Blutfaden und tropfte auf den Teppichboden. Der Terrorist stand am anderen Ende des Zimmers. Im Gegensatz zu dem, den Scope gesehen hatte, trug dieser die Uniform eines Hotelbediensteten. Er wandte Scope den Rücken zu, offensichtlich

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