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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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zweimal vom Dienst suspendiert worden. Anfang des Jahres hatte man sie still und heimlich gefeuert. Ein inoffizieller Fall, dem sie bis auf die Philippinen nachgegangen war, hatte eine erkleckliche Anzahl von Leichen und noch mehr unbeantwortete Fragen angehäuft. Kurz, Tina Boyd bedeutete für jeden, der verrückt genug war, sich mit ihr einzulassen, Ärger ohne Ende.
    Andererseits verfügte sie über einen unschätzbaren Vorteil, dank dessen sie sich überhaupt so lange in der Met hatte halten können: Sie brachte Resultate. Nicht unbedingt durch die korrekte Anwendung der Vorschriften. Häufig bewegte sie sich vielmehr weit außerhalb der Gesetze. Doch die neununddreißig Ermittlungen, an denen sie beteiligt war oder die sie geleitet hatte – darunter einige, in denen es auch um mehrfachen Mord ging –, waren alle aufgeklärt worden. Einhundert Prozent. Nicht einmal ihre feindseligsten Gegenspieler innerhalb des Apparats konnten diese Zahl wegdiskutieren.
    Doch schließlich hatte nicht einmal mehr ihre beeindruckende Erfolgsquote sie vor ihrer eigenen Unberechenbarkeit und Disziplinlosigkeit retten können, und so schlug sie sich neun Monate, nachdem sie verbittert aus der Met ausgeschieden war, mit inoffiziellen Privatermittlungen und gelegentlichen Beratungsjobs in der Filmindustrie herum, die ihre einzigartige Expertise als weiblicher Killercop suchten. Hätte man sie gefragt, ob sie irgendetwas bereue, hätte sie schlicht gesagt:
    Alles, was ich getan habe, habe ich aus den richtigen Gründen getan.
    Doch nun, da sie in ihrem Wohnzimmer saß und zusah, wie sich im Fernsehen die Ereignisse rund um das Stanhope abspulten, merkte sie, dass sie ihr altes Leben schmerzhaft vermisste.
    Sie hatte sich eigentlich etwas zum Abendessen machen wollen, schaffte es aber nicht, sich vom Fernseher und der Live-Berichterstattung über die Bombenattentate und die Geiselnahme loszureißen. Das Tempo, mit dem das Geschehen seinen Lauf nahm, machte süchtig. Tina hatte selbst einige Geiselnahmen erlebt, und meistens ging es lediglich darum, geduldig auszuharren, bis die Geiselnehmer entweder zu genervt, zu hungrig oder zu depressiv waren, um durchzuhalten. Doch dieser Fall lag anders. Die Geiselnehmer waren straff organisiert und hatten die laxen Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt für ihre spektakulären Attacken ausgenutzt. Bislang schien noch niemand so recht zu wissen, wer sie waren oder woher sie kamen, nichtsdestotrotz mangelte es nicht an Dampfplauderern, die ihre Theorien zum Besten gaben. Einig schien man sich nur zu sein, dass es ausländische Terroristen waren, die für die britische Rolle in diversen internationalen Konflikten Vergeltung suchten.
    Gerade als der Premierminister auftauchte, um sich vor der Presse zu äußern und sich ohne durchschlagenden Erfolg bemühte, seine Anspannung hinter einer churchillähnlichen Entschlossenheitspose zu verbergen, klingelte Tinas Handy.
    Sie nahm es vom Tisch und sah stirnrunzelnd aufs Display.
    Arley Dale.
    Sie waren einmal Freundinnen gewesen – obwohl Bekannte es vielleicht besser traf, denn Tina hatte wenige Freunde. Tatsächlich war sie überrascht, dass sie Arleys Nummer immer noch gespeichert hatte. Sie hatten seit Monaten nicht miteinander geredet.
    Sie wollte das Gespräch gerade annehmen, als Arley auflegte. Tina fragte sich, ob sie sie aus Versehen angerufen hatte. Sie hatten sich vor ein paar Jahren bei einer Gala, die weibliche Leistungen ehrte, kennengelernt und die meiste Zeit draußen gestanden, geraucht und über Wichtigeres geredet. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Tina schätzte Arleys Selbstvertrauen und ihre direkte Art wie auch die Tatsache, dass sie sich von niemandem etwas sagen ließ. Danach waren sie in Kontakt geblieben und hatten sich ab und an auf ein paar Drinks getroffen, darunter ein denkwürdiges Mal, bei dem sie sich beide so die Kante gegeben hatten, dass keine mehr wusste, wie sie nach Hause gekommen waren.
    Als Tina vor eineinhalb Jahren suspendiert wurde, hatte Arley sich für sie starkgemacht und erklärt, die Met brauche mehr durchsetzungsfähige Frauen, mehr Tina Boyds. Doch nachdem Tina im Februar schließlich den unvermeidlichen Tritt erhalten hatte, war ihr Arleys Schweigen durchaus aufgefallen. Was aber in Ordnung ging. Man kann den Kopf nur bis zu einem bestimmten Grad hinhalten, zumal wenn die andere darauf besteht, sich einhändig ans Brückengeländer zu hängen. Und ganz besonders galt das für

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