Das Ultimatum - Thriller
Knall, und der ganze Stress, die Niedergeschlagenheit, das ewige Bereuen, der Krebs, all das wäre vorbei. Endlich würde er frei sein. Er schloss die Augen, blendete die Welt um sich herum aus und ließ sich widerstandslos an die Stelle führen, an der er gleich sterben würde.
Doch plötzlich nahm er eine heftige Unruhe wahr, erhielt einen Stoß und stolperte nach vorn.
Als er die Augen aufriss und sich umdrehte, erkannte er den jungen Rugbyspieler, der ihn gerade noch per Blickkontakt aufgefordert hatte, etwas zu unternehmen. Er hatte sich auf den Anführer gestürzt und versuchte verzweifelt, ihm die Pistole zu entreißen.
»Hilf mir!«, schrie er, als die drei für Sekunden einen grotesken Tanz vollführten. Der Rugbyspieler hatte das Handgelenk des Terroristen zu fassen bekommen und es nach oben gerissen. Ein Schuss löste sich und schlug mit einem satten Plopp in der Decke ein. Jemand schrie auf.
»Hilf mir!«
Da war sie, dachte Martin, seine Chance, etwas zu tun, auch wenn es dazu führte, dass er den Heldentod starb. Doch alles passierte so schnell, und ehe er reagieren konnte, kam die Frau mit drei schnellen Schritten auf sie zu, legte an und schoss auf den Rugbyspieler. Die Wucht der Kugel ließ sie alle drei nach hinten taumeln.
»Unten bleiben!« schrie sie. »Wer sich bewegt, stirbt.«
Niemand wagte, sich zu rühren. Nur der Rugbyspieler stöhnte gequält, sank auf die Knie und griff sich an den Arm.
Der Anführer stieß Martin zu Boden und trat den Rugbyspieler brutal in die Brust.
»Willst du verrecken, hä? Willst du das? Kannst du haben, du Wichser!«
Er packte ihn im Nacken und zerrte ihn auf die Beine. Fluchend zwängte er sich mit ihm durch die kauernden Geiseln, stieß ihn gegen einen der Tische vor dem Fenster und drückte ihm die Pistole ins Genick. Der Rugbyspieler schrie auf, doch Martin sah, dass es zu spät war. Im nächsten Augenblick ertönte ein weiteres sattes Plopp, und eine Blutfontäne spritzte gegen die Scheibe. Der Mann erschlaffte, und als der Anführer ihn losließ und zur Seite trat, sah Martin das Einschussloch in seinem Nacken. Lautlos und schier unendlich langsam glitt er vom Tisch und fiel zu Boden.
»Das passiert allen, die glauben, sie könnten einfach abhauen!«, schrie der Anführer und hob erneut seine Waffe, aus deren Lauf noch kräuselnder Rauch aufstieg. »Habt ihr das verstanden?« Er zitterte vor Wut und Erregung, fuchtelte mit der Pistole herum, und bei jedem Wort ergoss sich ein Sprühregen aus Speichel über die am nächsten sitzenden Geiseln. Die Frau dagegen stand so ungerührt neben ihm wie vor einer roten Ampel.
»Er bleibt hier liegen. Als Warnung an alle.«
Er sah auf Martin herunter, der seinem Blick standhielt. Drei Sekunden lang sahen sie einander in die Augen, Martin hörte sein Herz gegen die Rippen schlagen. Dann wandte der Anführer sich ab, ging mit der Frau an den beiden Wachen vorbei aus dem Restaurant und ließ alle wie betäubt zurück.
58
21:00
Ohne ein weiteres Wort verließen Cat und Wolf das Restaurant und fuhren mit dem Fahrstuhl wieder nach unten. Cat bemerkte, dass Wolf zitterte, ob es vor Erregung, Wut oder Bestürzung war, vermochte sie nicht zu sagen.
Die Fahrstuhltür öffnete sich, und sie betraten die Küche. Wolf ging sofort zum Laptop und versuchte, ins Internet zu gelangen.
»Die Drecksäcke haben es immer noch nicht freigeschaltet. Ich ruf den Verhandlungstypen an und sage ihm, dass gleich die nächste Geisel stirbt.«
»Wenn sie unbedingt mit Prior sprechen wollen, dann sollen sie doch.«
»Wir wollen nicht, dass sie dadurch herausfinden, wo wir ihn festhalten.«
»Dann lass mich eine Nachricht von ihm aufzeichnen. Die können wir ihnen vorspielen. Dann sehen sie, dass er noch lebt, aber nicht, wo er sich befindet.«
Wolf wirkte überrascht. Cat sah es ihm an, dass er selbst nicht auf diese Idee gekommen wäre, was sie irritierte. Sie hatte ihn immer respektiert und bewundert, doch seit heute hielt sie es für möglich, dass sein Ruf als unbeirrbarer Soldat und geborener Anführer maßlos übertrieben war. Für ihren Geschmack stand er zu sehr unter der Fuchtel dieses Söldners, Fox, dem sie selbst absolut nicht über den Weg traute.
»Gute Idee«, sagte Wolf. »Mach es gleich, und ich verspreche dem Verhandlungstypen, dass sie ihn zu hören bekommen, wenn sie das Internet wieder freigeben.«
Mit einem Nicken verließ Cat die Küche. Sie gierte danach, Michael Prior wiederzusehen. Sie würde ihn eine
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