Das Ultimatum - Thriller
Minuten eine weitere.«
»Damit ist doch niemandem gedient«, sagte Riz und bemühte sich, beherrscht zu klingen. Aber Wolf hatte bereits aufgelegt. Riz atmete hörbar aus und sah zu Arley hinüber. Dann auf den Monitor, wo Phillips regungslos verharrte. »Möchten Sie, dass ich es noch mal versuche?«
Arley wollte losbrüllen, »ja, ja, ruf ihn zurück, tu alles, um die Sache zu verzögern«. Ihr war klar, wurde eine Geisel getötet, würde der SAS das Hotel stürmen, und damit wäre alles zu Ende.
Doch es war Phillips, der die Antwort gab. »Nein, wir können jetzt keine Schwäche zeigen. Wir müssen ihren Bluff aussitzen.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht blufft, Sir«, erwiderte Riz, und zum ersten Mal lag ein Zittern in seiner Stimme. »Und ich halte es für wahrscheinlich, dass er weitere Geiseln tötet, bis er bekommt, was er will.«
»Und ich habe den Befehl vom Premierminister, die Leitung nicht freizugeben, ehe wir nicht mit Prior gesprochen haben.«
Arley war so angespannt, dass sie glaubte zu zerbrechen. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Aber sie beherrschte sich.
»Der Premierminister gerät unter massiven Beschuss der Öffentlichkeit, wenn die Familie der Geisel herausfindet, dass sie sterben musste, weil wir den Kerlen den verdammten Internetzugang verweigert haben. Weiß er das?«
»Dies ist eine Frage der Nationalen Sicherheit, DAC Dale«, entgegnete der Commissioner kalt. »Das sollten Sie am besten wissen. Tut mir leid, aber in dieser Sache müssen wir standhaft bleiben.«
55
20:50
Nie fühlt man sich lebendiger als im Angesicht des Todes, hatte Martin Dalston einmal irgendwo gelesen. Und es stimmte. Nie hatte er sich in den letzten Jahren lebendiger gefühlt. Wahrscheinlich seit den glücklichen Tagen mit Carrie nicht mehr. Und das war jetzt beinahe ein Vierteljahrhundert her. Er wollte diese Nacht überleben. Und bei einem Bier und einem guten italienischen Essen seinen Freunden davon erzählen.
Im Restaurant herrschte eine ungesunde Stille. Die etwa dreißig Geiseln wirkten müde und erschöpft. Immerhin hatte es während der letzten Stunde keine weiteren Drohungen und Übergriffe gegeben. Die Wachen waren erkennbar entspannter, und manchmal verschwand einer sogar für ein paar Minuten in der Küche und ließ den anderen allein. Im Augenblick war der humpelnde Skandinavier weggegangen, weshalb Martin sich etwas besser fühlte. Er war durstig, scheute sich aber, seine Peiniger um etwas zu trinken zu bitten. Am besten hielt man den Kopf gesenkt und zählte die Stunden, denn irgendwann musste die Tortur einmal ein Ende haben. Doch wie auch immer es ausgehen mochte, seinen Plan, sich heimlich, still und leise aus der Welt zu verabschieden, wollte er nicht mehr durchführen. Er war nicht wirklich abergläubisch, aber er nahm die Ereignisse des Tages als Wink, dass es besser wäre, das Beste aus den letzten Monaten seines Lebens zu machen, als es achtlos wegzuwerfen.
Ohne den Kopf zu heben, schielte er zu Elena hinüber und fing ihren Blick auf. Seit dem Zwischenfall vorhin, bei dem der Skandinavier gedroht hatte, sie zu erschießen, hatten sie nicht mehr gewagt, miteinander zu sprechen, aber hin und wieder hatten sie sich scheu zugelächelt, und seine Lippen hatten ein stummes Danke geformt, weil sie für ihn eingestanden war, als der Skandinavier ihn getreten hatte.
Er lächelte sie an, und sie lächelte zurück.
»Erzähl mir was«, flüsterte sie, nachdem sie kurz zu dem Wächter geschaut und sich vergewissert hatte, dass er nicht zu ihnen hersah. »Ich wollte schon die ganze Zeit fragen. Was ist aus deiner Carrie geworden? Wenn sie deine große Liebe war, warum hat es nicht geklappt mit euch?«
Martin hatte noch nie über Carrie gesprochen. Mit niemandem. Sie war das schmutzige Geheimnis, das er durch sein ganzes Erwachsenenleben geschleppt hatte, doch nun drängte es ihn, sich jemandem zu offenbaren.
»Weil ich ein Idiot war.«
Er beugte sich ein Stück in ihre Richtung, und flüsternd erzählte er, wie es mit Carrie Wilson vor mehr als zwanzig Jahren angefangen hatte. »Sie war eine Schönheit. Wir haben uns in Australien kennengelernt. Nach der Uni bin ich dort hingereist, und da habe ich sie kennengelernt. Sie war aus Melbourne.«
»Mein Verlobter Rod ist auch Australier«, erwiderte Elena mit leuchtenden Augen. »Weihnachten wollen wir hinziehen.«
Martin lächelte. »Du wirst es mögen. Ich mochte das Land. Carrie und ich haben uns einen gebrauchten
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