Das Ultimatum - Thriller
Cheney. »Mit der Geisel. Du hattest keine Wahl.«
Die anderen im Raum murmelten Zustimmung.
Arley nickte und nahm Cheneys Bemerkung zustimmend zur Kenntnis. Ihr Gesicht verriet offenbar alles. Mochte sie noch so angestrengt versuchen, ihre Aufgewühltheit zu verbergen, ganz schien ihr das nicht zu gelingen. Sie war erleichtert, dass er dachte, die tote Geisel ginge ihr an die Nieren.
Sag etwas. Sprich mit Phillips. Erzähl ihm, was los ist. Sag ihm, er soll auf Oliver und India Rücksicht nehmen. Die Zeit läuft dir davon.
Als Phillips wieder an seinem Schreibtisch auftauchte, setzte sie sich. Er wirkte verbissen und blass.
»Silber hat mir gerade mitgeteilt, dass der Anführer der Terroristen uns gestattet, mit Prior zu sprechen«, sagte Phillips und bemühte sich um einen geschäftsmäßigen Ton. »Aufgrund dessen hat der Premierminister die Erlaubnis erteilt, mit sofortiger Wirkung das Internet im Hotel wieder freizuschalten. Es erübrigt sich anzufügen, dass er wie wir alle kein weiteres sinnloses Blutvergießen mehr sehen will.«
Arley zuckte zusammen, so erleichtert war sie. Zumindest für den Augenblick.
»Allerdings glaubt der PM aber auch, dass es zu einer gewaltsamen Befreiungsaktion keine Alternative mehr gibt. Die Verantwortung für den Einsatz ist hiermit nun offiziell auf das Militär übergegangen. Arley, Sie und Ihre Leute tun nach wie vor alles, um die Terroristen davon abzuhalten, eine weitere Geisel zu töten, während der SAS seine Operation vorbereitet.«
Arley nickte und fügte sich in das Unvermeidliche. Und plötzlich vibrierte auch das Handy in ihrer Tasche. Sie holte es heraus und sah Howards lachendes Gesicht. Das konnte nur eines bedeuten.
Die Kidnapper riefen wieder an.
60
»Bist du in der Einsatzzentrale?«, fragte der Mann ruhig.
Arley entfernte sich durch das Gras von der Zentrale und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass ihr niemand folgte.
»Jetzt nicht mehr.«
»Wird das Internet freigeschaltet?«
»Das braucht ihr, was? Sonst scheitert euer Plan.«
»Geht dich nichts an. Mach dir besser Sorgen um deinen Mann und deine Kinder. Hast du mit jemandem über unsere Gespräche geredet?«
Sie musste an Tina denken und fragte sich, ob es nicht ein schrecklicher Fehler war, jemanden wie sie hineinzuziehen.
»Natürlich nicht. Aber ich muss wissen, ob meine Familie noch am Leben ist.«
»Alles zu seiner Zeit, DAC Dale«, erwiderte er mit der Andeutung eines Lächelns in der Stimme. »Und jetzt beantworte meine Frage.«
Arley fragte sich, wie der Mann wohl aussah. Er klang, als wäre er zwischen Mitte dreißig und vielleicht fünfzig. Sie fragte sich, ob er selbst auch Kinder hatte. Sie wollte ihn um jeden Preis in ein Gespräch verwickeln und an seine Vernunft appellieren, doch sie war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass Flehen sie nicht weiterbringen würde. »Das Internet müsste jetzt wieder funktionieren.«
»Und wie sehen die Angriffspläne aus?«
»Das weiß ich nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass das Militär die Kontrolle übernommen hat.«
»Heißt das, eine Stürmung steht unmittelbar bevor?«
Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte zu lügen. »Nicht zwangsläufig, nein.«
»Mit ›nicht zwangsläufig‹ können wir nichts anfangen. Wir müssen genau wissen, was geplant ist. Und du auch, wenn du deine Familie lebend wiedersehen willst.«
Arley verlor fast die Beherrschung, fasste sich aber wieder.
»Das Militär hat gerade erst die Kontrolle übernommen. Es wird also einige Zeit kosten, die Befreiungsaktion vorzubereiten. Ich werde mich darum kümmern, ihre Pläne in Erfahrung zu bringen.«
Sie überlegte einen Moment, ob sie ihm von ihrem Treffen mit dem SAS-Kommandanten erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es hatte keinen Zweck, diesem Mann irgendetwas zu verraten, solange es nicht absolut unabdingbar war.
»Ich werde dieses Handy in den nächsten fünfzehn Minuten eingeschaltet lassen. Sobald du etwas Neues erfährst, meldest du dich. Hast du verstanden?«
»Ja.«
»Wenn du versuchst uns reinzulegen, ist deine Familie tot. Denk daran.«
Arley ließ das Telefon sinken und sah zur Einsatzzentrale hinüber. Sie fragte sich, ob ihre Abwesenheit und vor allem die Art und Weise, wie sie den Raum verlassen hatte, bei ihren Kollegen Verdacht geweckt haben mochte.
In einiger Entfernung plauderte eine Gruppe bewaffneter Bereitschaftspolizisten, doch sie waren zu weit entfernt, als dass Arley hätte hören
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