Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
Vom Netzwerk:
die Geiseln zu und klang plötzlich noch wütender. »Ihr bedeutet ihnen nichts. Keiner von uns will Blut vergießen, aber wir müssen dafür sorgen, dass eure Regierung auf uns hört.«
    Er hielt inne.
    »Und deshalb muss einer von euch sterben.«
    Ein kollektives Aufstöhnen ging durch den Saal. Jemand schrie auf, ein unterdrücktes »Oh Gott«, aber darüber hinaus gab es keine hysterischen Reaktionen. Nur die eisige Stille allgemeinen Schocks. Neben Martin klammerten sich zwei junge Frauen, die noch ihre Arbeitskleidung trugen, zitternd und verzweifelt aneinander. Sie waren kaum älter, als Martin bei seinem ersten Besuch im Stanhope gewesen war.
    Mit ausgestreckter Waffe ging der Anführer die Reihe der Geiseln ab und musterte sie wie ein Raubtier seine Beute.
    Martin starrte zu Boden, jeder einzelne Nerv in seinem Körper war zum Zerreißen gespannt, seine Sinne waren hellwach, und lebendiger war er tatsächlich nie im Leben gewesen. Verängstigter auch nicht.
    Ich will nicht sterben. Jetzt nicht. Nicht mehr. Ich möchte meinen Sohn Adam noch einmal sehen. Ich möchte Carrie anrufen und ihr sagen, dass ich nie aufgehört habe, sie zu lieben, und dass ich nichts in meinem Leben so sehr bedauere, wie damals nicht nach Australien gegangen zu sein.
    Er fühlte sie mehr, als dass er die Schritte hörte, die sich auf ihn zubewegten. Obwohl es kaum mehr ging, senkte er den Kopf noch ein Stückchen tiefer, als hoffte er, dadurch unsichtbar zu werden.
    Ich weiß, dass es mich treffen sollte. Ich habe bestimmt von allen hier drinnen am wenigsten lange zu leben. Aber ich will doch nur eine letzte Chance vom Leben.
    Er hörte, wie über ihm jemand atmete, der Anführer war vor ihm stehen geblieben. Direkt vor ihm. Martin rührte sich nicht. Traute sich nicht mehr zu atmen. Wartete. Und betete.
    »Du«, sagte der Anführer, und Martin spürte den harten Griff seiner Hand auf der Schulter.
    Seine Gebete, so schien es, waren nicht erhört worden.

56
    Arley Dale starrte auf die Monitorwand. Drei Schirme zeigten Nahaufnahmen der Fensterfront des Park View Restaurants, wo die eben geöffnete Jalousie einen gewissen Einblick ins Innere ermöglichte. Hinter aufgestapelten Tischen und Stühlen konnte Arley deutlich auf dem Boden kauernde Geiseln erkennen sowie einen maskierten Terroristen, der zwischen ihnen umherging. In diesem Augenblick beugte der Terrorist sich hinunter, zerrte einen nicht mehr jungen Mann auf die Beine und hielt ihm die Pistole an die Schläfe. Der Mann wirkte blass und völlig verängstigt. Und als die Kamera der Sky News ihn heranzoomte, spürte Arley, wie schlagartig ihr Gaumen trocken wurde.
    »CO19 haben ein bewegliches Ziel im Innern des Gebäudes«, meldete sich Chief Inspector Matthews. Er befand sich nebenan, aber seine Stimme kam laut und deutlich über die Lautsprecher. »CO19 haben freies Schussfeld, Ma’am, und könnten ihn sofort ausschalten.«
    Alle im Raum schauten auf Arley. Warteten, dass sie etwas sagte. Gold und Silber – Commissioner Phillips und sein Stellvertreter Jacobs – zogen es offenbar vor, im Hintergrund zu bleiben, statt an der Front Entscheidungen zu treffen. Hielten sich bedeckt. Überließen es ihr, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Schweinehunde.
    Jetzt führte der Terrorist die Geisel zum Fenster. Auf dem Monitor war deutlich zu erkennen, dass sie sich in ihr Schicksal ergeben hatte. Fünfhundert Millionen Zuschauer vor ihren Fernsehern sahen es ebenfalls. Der Mann würde gleich sterben, und sie war die Einzige, die es verhindern konnte. Sie konnte dem Scharfschützen den Feuerbefehl erteilen und das Leben der Geisel retten. Wenn auch wahrscheinlich nur für kurze Zeit. Sie hatte die Macht über Leben und Tod.
    »Ma’am?«
    Sie dachte an ihre Kinder, an alles, was sie persönlich zu verlieren hatte. Es gab nur eine Entscheidung, die sie treffen konnte.
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen den Geiselnehmer im Visier behalten, aber noch nicht schießen«, befahl sie nach kurzem Zögern. »Wir können nicht riskieren, dass die anderen unter den Geiseln ein Blutbad anrichten. Tut mir leid.«

57
    Martin wehrte sich nicht, als er auf die Füße gezerrt wurde und das kalte Metall des Schalldämpfers an seiner Schläfe spürte. Eine merkwürdige Gelassenheit hatte ihn überfallen. Der Anführer hatte ihn nicht einmal besonders brutal gepackt, im Gegenteil, es hatte fast etwas Respektvolles, wie er zum Fenster geführt wurde.
    In ein paar Sekunden würde alles vorbei sein. Ein

Weitere Kostenlose Bücher