Das Ultimatum - Thriller
Botschaft aufsagen lassen, aber darüber hinaus würde sie ihn auch noch ein bisschen quälen, um den Zorn, der seit dem Tod ihres Bruders durch ihre Adern jagte, etwas zu besänftigen. Der Gedanke, dass sein Mörder sich noch immer irgendwo im Hotel befand, machte sie rasend.
Fox sah, wie sie zur Tür des Ballsaals ging, und winkte sie zu sich. Obwohl Cat bei dieser Operation einen niedrigeren Rang hatte als er, lief es in der Praxis darauf hinaus, dass sie einander ebenbürtig waren. Immerhin hatte Wolf sie und nicht Fox ausgewählt, ihn nach oben ins Restaurant zu begleiten, was Fox sicherlich geärgert haben dürfte.
»Habt ihr da oben jemanden umgebracht?«, flüsterte er, als sie an ihn herantrat.
Sie nickte und machte dabei keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Söldner.
»Und, sind wir wieder online?«
»Noch nicht. Ich gebe dir dann Bescheid.«
Sie schwiegen einander eine Weile lang an und musterten sich, wie zwei Hunde, die einander abschätzen und Schwächen suchen. Cat spürte, dass er noch etwas sagen wollte, aber sie ließ ihn nicht mehr dazu kommen, sondern drehte sich abrupt um und marschierte davon.
Als sie den Flur betrat, packte sie ihre Pistole fester. Sie hielt sie zwar gesenkt und außer Sicht für den Fall, dass sie zufällig einem übersehenen Gast begegnete, aber insgeheim hoffte sie, auf den Mann zu stoßen, der ihren Bruder getötet hatte. Und darauf wollte sie vorbereitet sein. Ihre Wut darüber, nicht zu wissen, wie sie ihn im Labyrinth der Zimmer und Serviceräume ausfindig machen sollte, nagte immer heftiger an ihr, und sie würde sie an jedem auslassen, der ihr über den Weg lief. Soweit es sie betraf, waren sämtliche Leute, die sich im Hotel aufhielten, der Feind und verdienten das Schicksal, das Gott ihnen vorherbestimmt hatte. In zwei Stunden würde das Stanhope sowieso in Flammen aufgehen, und Cat würde den Märtyrertod sterben und dabei so viele Feinde mitnehmen wie nur irgend möglich.
Die Aussicht erregte sie.
Sie verharrte einen Moment vor Priors Tür und stellte sich vor, welche Schrecken er wohl durchlebte, allein und gefesselt in einem fremden Hotelzimmer. Langsam stieß sie die Tür auf und hob ihre Waffe, damit der Schalldämpfer das Erste war, was Prior zu Gesicht bekam.
Doch dann sah sie ihn und blieb abrupt stehen.
Michael Prior saß tot in seinem Stuhl. Doch das war es nicht einmal. Was Cat wirklich schockierte, war etwas anderes.
Jemand hatte ihm das linke Auge herausgerissen.
59
Arley war übel. Die Ereignisse waren ihr völlig außer Kontrolle geraten, doch nicht nur ihr, niemand hatte die Situation mehr im Griff. Der Anblick der kaltblütigen Live-Exekution der Geisel hatte ihr eine Vorahnung von dem gegeben, was möglicherweise gerade mit ihren Kindern geschah. Hier handelte es sich um Leute, die skrupelloser waren als alles, was ihr bislang begegnet war.
»Wir wollen nicht, dass noch jemand stirbt, Wolf«, sagte Riz Mohammed gerade. »Das würde Ihrer Sache auch nur schaden.«
Doch Wolf brüllte bloß: »Dann schaltet das Internet frei!«
»Ich tue alles, was in meiner Macht steht. Das schwöre ich. Aber bitte fügen Sie in der Zwischenzeit niemandem mehr Leid zu.«
»Ihr habt fünf Minuten, verstanden?«
»Und Sie müssen uns mit Michael Prior reden lassen.«
»Sobald wir wieder online sind.«
»Ich werde sehen, was ich erreichen kann. Geben Sie mir zehn Minuten. Ist das möglich?«
»Okay, zehn Minuten. Doch keine Sekunde mehr. Sonst stirbt eine weitere Geisel vor den Augen der Welt.«
Auf dem Monitor des Commissioners war dessen Sessel immer noch leer. Dafür hatte Arley von ihrem unmittelbaren Vorgesetzten AC Jacobs die Anweisung erhalten, die Terroristen hinzuhalten, solange Phillips mit dem Premierminister das weitere Vorgehen absprach. Jacobs hatte schockiert geklungen, offenbar hatte er nicht erwartet, dass die Terroristen ihre Drohung wahrmachen und eine Geisel exekutieren würden. In der Einsatzzentrale hatten es alle erwartet, aber das mochte daran liegen, dass sie hier vor Ort waren und nicht in den Büros von Scotland Yard saßen. Und nun war es passiert. Und für Arley bedeutete dies, dass es keine friedliche Lösung mehr geben würde.
Riz wandte sich an Arley. »Wir müssen nachgeben und uns Zeit verschaffen. Er sagt, wir könnten mit Prior sprechen, wir machen also immerhin ein paar Fortschritte.«
»Ich gebe Ihnen recht, Riz«, erwiderte Arley.
»Wie auch immer, du hast vorhin das Richtige getan«, sagte John
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