Das Ultimatum - Thriller
Käfer gekauft und sind kreuz und quer durch den Kontinent gefahren. Das war die schönste Zeit meines Lebens. Und von der einen Nacht träume ich heute noch.« Ein paar Augenblicke lang versetzte er sich zurück in die wilden, sorglosen Tage, in denen sie Sonne, Hitze und das blaue Meer genossen.
»Als mein Visum auslief, musste ich zurück nach England. Aber wir waren ein Paar, blieben in Verbindung und sprachen über gemeinsame Pläne. Sie wollte eine Weile nach England ziehen, und wenige Monate später kam sie aus geschäftlichen Gründen nach London. Sie nahm eine Woche Urlaub und verlängerte ihren Aufenthalt, und wir reisten durch England. Dann verbrachten wir dieses romantische Wochenende im Stanhope.« Er lächelte in sich hinein. »Ich glaube nicht, dass wir das Zimmer auch nur ein Mal verlassen haben.«
»Das klingt wirklich romantisch«, flüsterte Elena.
Martin seufzte leise. »Oh, das war es, und ich habe ernsthaft geglaubt, es würde was werden mit uns, aber dann musste sie zurück, und obwohl sie sich auf alle möglichen Jobs in Großbritannien bewarb, konnte sie keinen finden. Es war mitten in der Rezession, und da war nicht viel zu machen. Sie wollte nicht ohne einen Job herkommen, deshalb bat sie mich, nach Australien auszuwandern. Ich habe damals als Buchhalter gearbeitet und hätte wahrscheinlich einen Job gefunden. Aber ich zögerte und machte außerdem den Fehler, auf meinen Vater zu hören, der mich eindringlich warnte, bloß nicht meinen guten und aussichtsreichen Job aufzugeben. Am Ende blieb ich. Von da an wurden unsere Gespräche seltener, und obwohl ich immer noch verzweifelt darum rang, mir einen Ruck zu geben, schob ich die Entscheidung weiter hinaus, und schließlich versiegten auch unsere Gespräche. Sie nahm meine Anrufe nicht mehr an, und schließlich schrieb sie mir einen Brief, in dem sie mir mitteilte, dass sie jemand anderes getroffen hatte.« Er hielt inne. »Das war vor zweiundzwanzig Jahren und zwei Monaten, und seitdem haben wir nicht mehr miteinander gesprochen.«
Elena legte ihm die Hand auf den Arm. »Manche Dinge sollen einfach nicht sein.«
Martin spürte, wie die Tränen hochstiegen, und zwang sich, nicht zu weinen. Er schaute beiseite, und dadurch fing er den Blick eines kräftigen jungen Mannes auf, der eineinhalb, zwei Meter von ihm entfernt saß. Er war vielleicht fünfundzwanzig, trug einen zerknitterten Anzug und hatte das leicht angeschwollene Gesicht eines Rugbyspielers. Der Mann fixierte ihn mit grimmiger Entschlossenheit und nickte ihm ganz leicht zu. Es schien, als hätte er gerade eine existenzielle Entscheidung getroffen, und Martin bemerkte, wie er Zentimeter um Zentimeter näher rutschte.
Martin sah weg. Der Mann grübelte offensichtlich über eine Flucht nach, und damit wollte er nichts zu tun haben. Es war viel zu gefährlich, und Martin glaubte auch nicht, die physische Stärke oder Schnelligkeit zu besitzen, eine der Wachen zu überrumpeln. Er senkte den Kopf noch tiefer, starrte demonstrativ auf den Boden und versuchte sich einzureden, dass er kein Feigling war, sondern nur den Umständen entsprechend vernünftig handelte.
Das Geräusch einer sich öffnenden Fahrstuhltür und näherkommende Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er sah auf und erkannte den Anführer der Geiselnehmer, der gefolgt von einer ganz in Schwarz gekleideten Frau aus der Küche kam. Beide hielten Pistolen mit aufgeschraubten Schalldämpfern in den Händen, wie jetzt auch der Skandinavier, der hinter ihnen aus der Küche kam.
Etwas an ihrem Auftreten signalisierte Martin, dass Ärger ins Haus stand.
Sie wandten sich an die andere Wache und unterhielten sich flüsternd. Ab und zu schaute einer von ihnen zu den Geiseln herüber. Dann drückte der Anführer der Frau eine Sturmhaube in die Hand, die diese schnell überstreifte.
Die Spannung im Raum stieg. Gleich würde etwas passieren. Alle spürten es. Martin und Elena sahen sich an, sagten aber nichts.
Die Frau löste sich aus der kleinen Gruppe, musterte kurz die Geiseln und ging dann zur Fensterfront, wo sie eine der Jalousien hochzog. Sie klemmte die Schnur fest und wandte sich wieder den Geiseln zu, hielt die Mündung ihrer Pistole vage in deren Richtung. Ihre Pose sowie die Schwärze der Sturmhaube verliehen ihr die Aura eines Henkers.
»Eure Regierung, die Männer, die ihr bei euren tollen Wahlen gewählt habt, wollen euch keine Hilfe zukommen lassen«, verkündete der Anführer. Er ging einen Schritt auf
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