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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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nichts mehr zu verlieren.«
    »Mein Gott, ich habe alles zu verlieren. Meine Kinder.«
    »Aber du musst wissen, ob sie noch am Leben sind. Und du musst dafür sorgen, dass er sie am Leben lässt, weil du sonst nicht das tust, was er will. Und die einzige Möglichkeit, das zu erreichen, ist, hart zu bleiben. Die einzige Möglichkeit.«
    »Okay«, sagte Arley unsicher. »Aber warte, er hat die Kinder ja gar nicht. Er sagte mir, er hat alle fünfzehn Minuten Kontakt zu demjenigen, der sie bewacht.«
    »Das ändert nichts. Bestehe darauf, dass du mit deiner Familie reden willst, mit deiner ganzen Familie, nicht nur mit den Kindern, sonst weiß er, dass du weißt, dass Howard tot ist. Und wenn er das nicht akzeptiert, wovon ich ausgehe, dann verlange eine Videobotschaft. Eines deiner Kinder soll einen bestimmten Satz sagen, der beweist, dass das Video aufgrund deiner Forderung aufgenommen wurde.«
    »Aber hilft uns das, sie zu lokalisieren? Um mit seinem Komplizen zu kommunizieren, benutzt er offensichtlich ein zweites Telefon.«
    »Der Mann, der das Video aufzeichnet, wird es über sein Handy an den Mann schicken, der es dann an dich weiterleitet. Er wird nicht die Zeit haben, alles per E-Mail zu verschicken. Ich schätze, dein Mann wird ihn auffordern, das Video auf Howards Handy zu schicken, damit er es von da aus gleich an dich senden kann. Und sobald er das tut, haben wir die Nummer des anderen Mannes und können ihn orten.«
    »Aber das wird er durchschauen. Es ist zu offensichtlich.«
    »Nicht, wenn du verängstigt genug klingst. Dann wird er denken, dass du wirklich ein Lebenszeichen von ihnen willst. Und denk daran, er steht selbst unter enormem Druck, und Leute unter Druck begehen Fehler.«
    Arley schwieg für einen Moment.
    »Es sei denn, sie sind bereits tot«, sagte sie fatalistisch. »Howard haben sie ja auch einfach abgeknallt.«
    »So darfst du nicht denken, Arley«, sagte Tina entschieden. »Ich fahre jetzt nach Willesden.«
    Tina legte auf und fuhr los. Zum ersten Mal seit Arleys Anruf am frühen Abend fühlte sie, dass sie etwas Kontrolle über die Ereignisse bekam, nun, da sie tatsächlich etwas unternahm, statt nur dazusitzen und den Dingen zuzuschauen.

62
    21:20
    Graham Jones hätte spätestens um acht zum Abendessen zu Hause sein sollen. Das zumindest hatte er seiner Frau am Morgen gesagt, wie auch, dass er zu einem geschäftlichen Termin nach Birmingham müsse, der seinen sonst üblichen Feierabend um sechs verschob.
    In Wahrheit lag Graham Jones seit 13:30 in einem Zimmer im fünften Stock des Stanhope mit seinem Liebhaber im Bett, mit dem er seit zwei Jahren ein Verhältnis hatte. Wie Graham hatte auch Victor Grayson eine Familie und konnte es sich nicht leisten, dass sein Geheimnis publik wurde. Jedenfalls nicht, bevor seine Kinder erwachsen waren und das elterliche Heim verlassen hatten. Vielleicht könnten sie beide dann zusammenziehen und ein ruhiges, unauffälliges Leben führen. Bis dahin mussten sie sich mit heimlichen Treffen in der Anonymität der Londoner Hotels begnügen, wo niemand ihnen einen zweiten Blick schenkte. Aber heute hatten sie die schlimmste Wahl ihres Lebens getroffen.
    Seit vier Stunden saßen sie in ihrem Hotelzimmer in der Falle, während um sie herum das Drama seinen Lauf nahm. Victor war erstaunlich ruhig geblieben und hatte dafür plädiert, im Zimmer zu bleiben und auf Hilfe zu warten, die sicher irgendwann eintreffen würde. Doch Victor hatte auch den Vorteil, dass er erst viel später zu Hause erwartet wurde. Seine Frau schien wesentlich entspannter mit beruflich bedingten Verspätungen umzugehen als Grahams Frau Carol, die sich benahm, als stehe er unter Generalverdacht, obwohl sie schwerlich etwas von Victor ahnen konnte. Wenn sie wüsste, dass Graham einen Geliebten hatte, würde sie wahrscheinlich eine Herzattacke erleiden. Und wer wollte es ihr verübeln? Für eine auf Image und äußere Erscheinung bedachte konservative Mittelschichts-Ehefrau wie Carol dürfte es schon schlimm genug sein, den Mann nach fünfzehn Jahren an eine andere Frau zu verlieren, ein Mann allerdings wäre mehr, als sie ertragen könnte. Graham redete sich ein, dass das der Grund sei, weshalb er nicht wollte, dass sie es herausfand, doch tief in seinem Innern wusste er, worum es wirklich ging. Er wollte eine schmutzige Scheidung vermeiden, solange die Kinder noch jung waren, und sich vor allem nicht der Peinlichkeit unterziehen, vor den Augen seiner Eltern und seines Bruders geoutet

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