Das Ultimatum - Thriller
eröffnen. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
Wolfs Augen verengten sich zu Schlitzen, und er sah Fox misstrauisch an. Fox war sich bewusst, dass Wolf ihm seit der Entdeckung von Michael Priors Leiche nicht mehr traute. Er hatte ihn gut fünf Minuten lang wegen Prior in die Mangel genommen, wohl auch weil Cat ihn dazu angestachelt hatte. Und nun konnte sein Vorschlag leicht als Versuch interpretiert werden, Cat loszuwerden. Aber daran hatte Fox im Moment kein Interesse. Sie nach unten zu schicken war eine logische Überlegung. Sie wirkte im Gegensatz zu allen anderen relativ unverdächtig.
Wolf sah an Fox vorbei in die verlassen daliegende Lobby.
»In Ordnung«, sagte er seufzend. »Wir schicken Cat.«
64
21:26
In der Einsatzzentrale hatten die Dinge eine unerwartete Wendung genommen. Die im inneren Kordon postierten Polizisten hatten die Explosion an der Rückseite des Stanhope gehört, auch wenn sie den exakten Ort nicht ausmachen konnten, weil die Sicht auf den Hof von einer hohen Mauer verdeckt wurde. Der Beamte, der die Explosion meldete, berichtete aber, er habe eine dünne Rauchsäule aufsteigen sehen.
Arley sah auf die Uhr. Das fünfzehnminütige Ultimatum der Kidnapper war abgelaufen, sie müsste anrufen, brauchte aber mehr Zeit.
Tina brauchte mehr Zeit.
Eines der Telefone klingelte, und Will Verran, der, je weiter der Abend fortschritt, umso jünger wirkte, ging ran.
»Für Sie, Ma’am. Major Standard.«
Sie nahm den Hörer entgegen und versuchte, nicht auf ihr Herz zu achten, das wie wild gegen ihren Brustkorb hämmerte.
»Major Standard.«
»Hallo, Arley«, begrüßte sie der Major und klang dabei so gelassen, dass ihr vor Neid fast schlecht wurde. »Einer meiner Scouts berichtet mir, an der Rückseite des Hotels gab es eine Explosion. Soweit ich weiß, klang es nach einem Sprengsatz, wahrscheinlich eine Sprengfalle oder etwas Ähnliches. Haben die Terroristen Ihnen eine Erklärung geliefert?«
»Noch nicht, Sir. Aber es ist ja gerade erst passiert, wir versuchen noch den Kontakt zu ihnen herzustellen. Von meiner Warte aus könnte es sich um einen einmaligen ungeplanten Zwischenfall handeln.«
»Möglich«, entgegnete Standard neutral. »Und haben Sie Neuigkeiten, was Priors Position angeht?«
»Nein, nichts, aber wie ich bereits erwähnte, hat der Anführer der Terroristen, dieser Wolf, eingewilligt, uns mit ihm sprechen zu lassen. Sobald wir ihn in der Leitung haben, lasse ich es Sie wissen.«
»Gut. Wir sind jetzt bereit, jederzeit einzugreifen.«
»Es lohnt sich vielleicht abzuwarten, bis wir mit Prior gesprochen haben.«
»Versuchen Sie weiter, ihn zu erreichen, aber wenn Sie in den nächsten fünfzehn Minuten nichts erreichen, geben Sie mir Bescheid. Eventuell müssen wir dann die Lage neu beurteilen.«
Sie reichte Will das Telefon zurück und ging wortlos nach draußen. Ihr Verhalten begann sich merkwürdig auszunehmen, aber das kümmerte sie mittlerweile nicht mehr.
Sie war kaum drei Meter von der Einsatzzentrale entfernt, als sie ihr Handy herausholte und Howards Nummer wählte.
»Fünfzehn Minuten habe ich gesagt«, bellte der Kidnapper, der beim ersten Klingeln abgenommen hatte. »Nicht zwanzig.«
»Ich habe mit dem Kommandanten der SAS-Einheit telefoniert«, flüsterte sie. »Das hat etwas länger gedauert.«
»Und hast du die Einzelheiten des Angriffs?«
»Habe ich.«
»Wann schlagen sie los?«
»Noch nicht. Im Moment warten sie ab, bis sie Prior geortet haben.«
»Klingt logisch. Und jetzt gib mir die Einzelheiten des Plans.«
»Erst wenn ich einen sichtbaren Beweis habe, dass meine Familie noch am Leben ist. Sofort. Sonst bekommen Sie nichts.«
»Du bist nicht in der Position, mir zu drohen«, fuhr er sie an.
»Ich drohe gar nicht. Ich muss nur meine Familie sehen.«
»Ich bin nicht bei deiner Familie, folglich ist es unmöglich.«
»Dann sprechen Sie mit demjenigen und finden Sie eine Lösung. Vorher werde ich nicht mehr kooperieren.«
»Ich hoffe, das ist kein mieser Trick, um herauszufinden, wo sie sich aufhalten. Wenn dem nämlich so ist, dann …«
»Nein, nein, ich schwöre es. Ich muss nur wissen, dass sie noch am Leben sind. Und zum Beweis will ich, dass meine Tochter den Namen ihrer Grundschule sagt.«
»Unmöglich. Tu jetzt, was ich dir sage. Spuck’s aus.«
»Nein«, beharrte sie und erinnerte sich an Tinas Rat, eine Form von Kontrolle zu erlangen. »Das mache ich nicht. Nicht bevor ich von ihnen gehört habe.«
Am anderen Ende der Leitung
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