Das Ultimatum
paar Dinge mit Ihnen sprechen. Ich bin jetzt schon mehr als fünfundzwanzig Jahre in der Politik, aber ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich selbst als Abgeordneter anfing. Ich war voller Tatendrang und Ideale. Ich wollte alles umkrempeln – aber ich merkte schnell, dass ich lernen musste, Kompromisse zu schließen, wenn ich irgendetwas erreichen wollte. Ich war einmal genauso wie Sie, Michael. Ich weiß, wie es Ihnen geht. Beim ersten Budget, über das ich abzustimmen hatte, gab es einige Punkte, die ich, ehrlich gesagt, zum Kotzen fand. Ich war fest entschlossen, dagegen zu stimmen, bis einige der älteren Jungs zu mir kamen und mit mir redeten. Sie erklärten mir, dass es nie ein Budget geben würde, mit dem ich hundertprozentig einverstanden wäre. Daraufhin sah ich mir die Sache noch einmal an und kam zu dem Schluss, dass ich mit achtzig Prozent davon einverstanden war.
Michael, im Repräsentantenhaus sitzen vierhundertfünfunddreißig Abgeordnete. Es ist unmöglich, dass ich jemals ein Budget erstellen kann, das wirklich jeden zufrieden stellt. Ich weiß, dass Sie dafür sind, die REA aufzulösen – und ehrlich gesagt, mir ist dieses verdammte Programm schon seit zwanzig Jahren ein Dorn im Auge, aber wir sind nun mal in einem Krieg, Michael. Wenn ich die REA sausen lasse, dann ist mein Budget gestorben. Ich finde ja genauso wie Sie, dass die REA ausgedient hat, aber in der Realität ist es nun mal so, dass ich ein paar Kompromisse eingehen muss, wenn ich all die anderen Dinge umsetzen will, die dieses Land vorwärts bringen. Und die REA ist nun mal eine solche Sache, die ich in Kauf nehmen muss, wenn ich für dieses Land etwas erreichen will.«
Der Präsident hielt kurz inne, um die Wirkung seiner Worte zu verstärken, doch O’Rourke schwieg weiter.
»Michael, verstehen Sie, in was für einer Lage ich bin? Ich werde nie ein Budget vorlegen können, das alle zufrieden stellt. Ich bitte Sie einfach nur, sich zu fragen, ob Sie wirklich realistisch sind. Wissen Sie, wenn dieses Budget nicht durchgeht, dann sind meine Möglichkeiten, etwas Positives in meinem Job zu bewirken, empfindlich eingeschränkt. Darum bitte ich Sie um einen großen Gefallen … Ich war einmal in der gleichen Position wie Sie … Wenn Sie noch einmal über den Haushalt nachdenken, werden Sie vielleicht auch zu dem Schluss kommen, dass Sie über die zwanzig Prozent hinwegsehen können, die Ihnen nicht gefallen. Wenn Sie mit an Bord kommen, Michael, dann garantiere ich Ihnen, dass Sie es in der Politik noch weit bringen werden.« Stevens hielt inne, um O’Rourke kurz darüber nachdenken zu lassen, wie der Präsident der Vereinigten Staaten seine Karriere fördern könnte. »Was sagen Sie dazu, Michael? Kann ich morgen auf Ihre Stimme zählen?«
Es folgte eine lange, peinliche Stille. O’Rourke ärgerte sich über sich selbst, dass er den Anruf überhaupt entgegengenommen hatte. Er wollte sich jetzt nicht mit dem Präsidenten auf eine Diskussion einlassen. Deshalb kam er, so wie es seine Art war, sofort zum Kern der Sache. »Mr. President, mir gefällt in Wahrheit ziemlich wenig an Ihrem Budget. Ich werde morgen mit Nein stimmen, und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Es tut mir Leid, dass Sie umsonst angerufen haben.« Ohne auf eine Antwort zu warten, legte der junge Abgeordnete den Hörer auf.
3
Der Präsident saß ziemlich verdutzt an seinem Schreibtisch und starrte auf das Telefon. Er blickte zu Garret hinüber und fragte: »Hat er jetzt einfach aufgelegt?«
»Der Kerl ist ein Idiot. Der wird sich hier in der Stadt nicht lange halten. Aber machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen. Ich schicke Koslowski zu ihm.« Der Stabschef stand auf und ging zur Tür. »Ich bin gleich wieder da. Ich muss nur schnell etwas aus meinem Büro holen. Mark, geben Sie ihm alle Informationen, die er für die Anrufe bei Dreyer und Hampton braucht. Jim, die beiden wollen nur eine mündliche Garantie von Ihnen, dass Sie bei der nächsten Wahl nicht ihre Gegner unterstützen. Ich bin in fünf Minuten wieder da.«
Garret schritt über den Flur und ignorierte alle, die ihm über den Weg liefen. Er betrat sein Büro, schloss die Tür und ging sofort zum Schreibtisch hinüber. Bevor er den Hörer abhob, griff er nach einem Päckchen Marlboro und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Er zündete sie an und nahm zwei tiefe Lungenzüge. Der Präsident erlaubte ihm nicht, im Oval Office zu rauchen, deshalb ließ er sich ungefähr einmal pro
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