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Das unendliche Blau

Das unendliche Blau

Titel: Das unendliche Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Hohberg
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Paprika und Zucchini. Sie merkt, wie hungrig sie ist. Sie hat seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Seit ihrer Geburtstagsfeier mit all den Platten vom Feinkosthändler.
    Als sie später zahlt, schenkt ihr der Kellner einen Schluck gratis nach. Wie lange sie in Bologna bleibe, fragt er.
    Oh, das wisse sie noch nicht, antwortet sie. Vielleicht einige Monate.
    Er pfeift durch die Zähne. »Bene«, meint er dann. »You come here again?«
    »Sure«, antwortet sie. Es fühlt sich fast ein wenig nach Verabredung an. Und es fühlt sich gut an.
    Sie nickt ihm zu, als sie ihre Tasche nimmt und aufsteht.
    Es ist kurz nach elf, und die Straßen und Plätze sind noch voller Menschen. Der Neptun badet im Licht der Piazza und wirft von seinem Brunnen aus einen großen Schatten an die gegenüberliegende Wand des Rathauses. Darunter spielt ein Junge auf einer Querflöte. Er spielt nicht schlecht. Martha wirft ihm einen Euro in seinen mit rotem Samt gefütterten Instrumentenkoffer. Und dann beschleunigt sie ihren Schritt und läuft zurück in ihr Hotel.
     
    Noch in dieser Nacht schreibt sie eine kurze Mail an Lina. Sie solle sich keine Sorgen machen. Es gehe ihr gut. Sie sei für einige Zeit in Italien. Und sie werde nicht so bald zurückkommen. Aber sie werde sich bald wieder melden. Sie schickt noch einen dicken Kuss. Dann drückt sie auf »Senden«.
    Nachdem sie Laptop und Nachttischlampe ausgeschaltet hat, liegt sie lange mit offenen Augen da. Sieht an die Zimmerdecke, auf die das durch die Jalousien hereinfallende Licht ein gestreiftes Muster wirft. Unten auf der Straße lacht jemand sehr laut, kurz darauf hört sie, wie ein Motorrad gestartet wurde. Es nimmt das Lachen mit.
    Ihre Gedanken geben jetzt Ruhe. Nichts stört mehr. Seit Tagen findet sie endlich so etwas wie Frieden.

[home]
    7
    P ronto?« Die Stimme verliert sich in lauten Hintergrundgeräuschen.
    »Francesca?«
    »Chi parla?«
    »Ich bin’s. Martha.«
    Sie hört Leute durcheinanderreden, dann das Schlagen einer Tür. Es wird leiser. »Martha?«
    »Ja.«
    »Triest?«
    Sie lacht. »Ja.«
    »Wo bist du?«
    »Ich bin in Bologna. In einem Hotel.«
    »Was tust du hier?«
    »Das weiß ich auch noch nicht so genau.«
    »Wann bist du angekommen?«
    »Gestern Nachmittag.«
    »Und wie lange bleibst du?«
    »Auch das weiß ich noch nicht.«
    »Hey, du weißt ziemlich wenig.«
    »Na ja, ich würde gern Italienisch lernen.«
    »Das lässt sich einrichten, denke ich.«
    »Können wir uns sehen, Francesca?«
    »Natürlich. Ich bin …«, sie überlegt einen Moment, »… noch etwa zwei Stunden hier beschäftigt. Am besten, du kommst her, wenn mein Unterricht vorbei ist.«
    »Wo ist die Schule?«
    »In der Via Castiglione 4 .«
    »Im Zentrum?«
    »Hier ist alles im Zentrum. Ja, Martha, nicht weit von der Piazza Maggiore.«
    »Ich freu mich.«
    »Ich mich auch. Mein Gott, das ist eine echte Überraschung. Ich hätte nie gedacht, dass du …«
    »War auch ’ne Spontanentscheidung.«
    »Du erzählst mir alles, okay?«
    »Okay.«
    »A dopo, ciao!«
    Sie hängt auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Martha steht auf und stellt das Telefon zurück auf den Nachttisch. Sie wird sich gleich da draußen irgendwo ein Handy und eine italienische Prepaid-Karte kaufen. Und dann wird sie nur den Leuten ihre Nummer geben, mit denen sie wirklich reden will. Viele würden das nicht sein.
    Sie zieht noch mal das blaue Kleid von gestern Abend an. In ihren Mail-Postordner schaut sie nicht. Wahrscheinlich hat Lina ihr zurückgeschrieben, aber das kann sie später immer noch lesen.
    Auf das Frühstücksbüfett im Hotel verzichtet sie. Es drängt sie hinaus. Hinaus in die Stadt.
    Der Verkehr auf der Hauptstraße, die sie nach ein paar Gassen erreicht, ist ohrenbetäubend. Die Menschen, die unter den großen Arkaden aneinander vorbeilaufen, scheinen ausnahmslos in Eile zu sein. Männer und Frauen hasten durch den Morgen. Schnell wird an einem Kiosk eine Tageszeitung gekauft oder irgendeinem Bekannten kurz die Hand geschüttelt.
    Das Café, das Martha schließlich entdeckt, heißt
Gamberini.
Draußen hat man ein paar Tische hinter einer Glaswand aufgestellt. Die meisten davon sind um diese Tageszeit unbesetzt. Drinnen dagegen drängen sich die Leute.
    Martha schiebt sich hinein, zwischen die Menschen, die eine Tasse in der einen, ein Kuchenstück oder Sandwich in der anderen Hand haltend, schnell ein Frühstück zu sich nehmen. Mit einiger Mühe ergattert sie einen Platz vor dem grün marmorierten

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