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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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wollen, können wir gut und gern die Sachen wegfuttern, die ich für sie gekauft habe. Wir können uns beim Essen unterhalten und ein bißchen zeitiger Schluß machen.«
    »Nein, ich fahre nach Hause. Dort wartet man mit dem Essen auf mich. Vielleicht rufe ich Sie später an.«
    Demnach bestand keine Hoffnung auf einen zeitigeren Feierabend. Ferrini war anscheinend nicht ganz auf dem Posten, aber er war wohl müde, und der Tag war ja auch unbefriedigend verlaufen, sogar für Simonetti, der sich sicher fragte, inwieweit sein Zeuge vor Gericht nach seiner Pfeife tanzen würde.
    Nachdem er Wasser für die Pasta aufgesetzt hatte, ließ der Maresciallo den kleinen Fernseher in der Küche laufen, damit die Wohnung weniger leer wirkte, und ging duschen. Beim Essen sah er den letzten Teil der Nachrichten, besorgt, daß nun vielleicht ein Streik der Eisenbahner oder eine andere Mißlichkeit drohte, die Teresa am Nachhausekommen hinderte. Die Eisenbahner streikten nicht. Er schaltete den Apparat aus und spülte das Geschirr peinlich sauber ab, bevor er ins Büro ging und mit seinen Notizen und Akten in die Küche zurückkam, damit er und Ferrini dort reden konnten. Auf die Weise fand Lorenzini am nächsten Morgen kein vollgeräuchertes Büro vor. Die Küche hatte einen Entlüfter. Ferrini hatte immer noch nicht angerufen. Es war inzwischen schon spät, und je später es wurde, desto reizbarer wurde der Maresciallo. Sich wieder die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen, hatte er keine Lust. Wenn Ferrini bis zu einer bestimmten Zeit nicht angerufen hatte, würde er zu Bett gehen. Und selbst wenn er jetzt noch anriefe, müßte er noch herkommen, und zum Eigentlichen kämen sie erst eine weitere Stunde mit Anekdoten und eine Schachtel Zigaretten später.
    »Uff!«
    Seine Geduld war erschöpft, er rief Ferrini selber an.
    »Ich mußte ein paar Dinge erledigen, Sie wissen doch, wie das ist. Wir unterhalten uns ein andermal.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Was soll denn nicht stimmen?«
    Der Maresciallo entnahm Ferrinis Tonfall, daß irgend etwas los war. Er mußte an Di Mairas aufmerksame Blicke denken und sagte. »Hat jemand irgend etwas zu Ihnen gesagt?«
    »Wir reden ein andermal darüber.«
    »Nicht am Telefon…«
    »Nein, nein! Es ist mir völlig schnuppe, ob mein Telefon angezapft ist. Wäre nicht das erste Mal. Ich bin es nur leid, meine Zeit zu verschwenden, mehr nicht. Bei den Ermittlungen wird nie was Richtiges herauskommen – ich meine vor Gericht, verstehen Sie. Nun, wo Flavio tot ist, kommen wir nicht mehr weiter, es sei denn, wir wollten zur eigenen Befriedigung an dem Fall ackern. Und ich sage Ihnen ganz offen, daran bin ich nicht interessiert. Ich kenne bessere Möglichkeiten, Befriedigung in meinem Leben zu finden, verstehen Sie, was ich sagen will? Ich verbringe lieber etwas Zeit mit meiner Familie. Ich bin anders als Sie, Guarnaccia. Wenn Sie sich mal in etwas verbissen haben, lassen Sie nicht mehr locker, aber ich hab darüber nachgedacht… Wir reden noch mal darüber.«
    »Wenn Sie so denken…«
    »So denke ich. Dieser Job ist schon in guten Zeiten schwierig genug. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht frage, warum ich den Krempel nicht hinschmeiße. Wozu die ganze Aufregung? Und sich zusätzlich zu allem anderen noch Ärger einhandeln…«
    »Irgend etwas ist passiert. Wenn Sie es mir morgen erzählen wollen, von mir aus.«
    »Nein, so ist das nicht. Sie leiden mal wieder unter Paranoia. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was los ist, sage ich es Ihnen. Ich war in der Mittagspause allein mit ihm, das ist passiert.«
    »Mit dem Verdächtigen?«
    »Ja, aber nicht länger als ein paar Minuten. Strenggenommen waren wir nicht einmal ganz allein. Die zwei Carabinieri standen an der Tür, haben eine Zigarette geraucht. Auf einmal kam mir der Gedanke, ihn etwas zu fragen, also hab ich ihn gefragt. Ich sagte, hören Sie, das ist eine Sache zwischen uns beiden. Lassen Sie sich von mir einen Rat geben. Einen Mord haben Sie abgesessen, aber hier geht es um etwas völlig anderes. Wenn Sie Ihre Karten richtig ausspielen, kann das alles in weniger Zeit vorbei sein, als Sie für einen Autodiebstahl bekämen. Sie sollten sich für schuldig bekennen und auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Mit ein bißchen Glück kommen Sie sogar um die Verhandlung herum – kann doch sein, daß man Sie für verhandlungsunfähig erklärt –, Sie gehen für kurze Zeit irgendwohin in eine psychiatrische Klinik, und jeder Journalist und jeder

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