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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Victor entschied, daß er ihm seine Aufmerksamkeit widmen würde, wenn der Augenblick kam.
    Direkt in der Mitte der Wand, die dem Fluß gegenüberlag, war die Öffnung des Kanals mit ihrer primitiven Luke aus roh behauenen Holzbrettern. Victor berechnete im Geiste die Kraft, die auf diese Luke einwirken würde, wenn das Schleusentor brach und das Wasser hereinschoß. Die dem Ansturm des Wassers vorausgehende Druckwelle würde wie eine Explosion wirken, und im Verein mit der Kraft des Wassers konnte sie das Fundament wegreißen und das ganze Gebäude zum Einsturz bringen. Victor schätzte, daß nach der Detonation etwa zweiundzwanzig Sekunden vergehen würden, ehe die Flutwelle hereinbrach.
    »Ich glaube, es wäre ein bißchen verfrüht, wenn Marsha jetzt ginge«, sagte VJ. »Und es wäre peinlich für Jorge, ständig bei ihr zu sein.« VJ hielt inne und starrte seinen Vater mit durchdringendem Blick an. »Wo ist Jorge überhaupt?«
    »Oben«, sagte Victor, und ein Angstschauer lief ihm über den Rücken. VJ entging nichts. »Er brachte mich bis zur Falltür und blieb noch einen Moment oben, um eine zu rauchen.«
    VJ blickte hinüber zu den beiden Wachmännern, die in Zeitschriften blätterten. »Juan! Geh hoch, und sag Jorge, er soll runterkommen!«
    Victor schluckte unbehaglich. Seine Kehle war trocken wie Pergament. »Marsha wird keine Probleme machen. Das garantiere ich.«
    »Sie hat ihre Meinung noch immer nicht geändert«, sagte VJ. »Ich habe Mary Millman zu ihr geschickt, damit sie versucht, mit ihr zu reden, aber sie beharrt unerschütterlich auf ihrem sturen moralistischen Standpunkt. Ich befürchte, sie wird Ärger machen.«
    Victor warf einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr. Neun Minuten! Er hätte mehr Zeit veranschlagen sollen. »Aber Marsha ist Realistin«, platzte Victor ungeduldig heraus. »Sie ist stur. Das ist weder dir noch mir neu. Und außerdem hast du ja mich. Sie würde nie irgendwas unternehmen, solange sie weiß, daß du mich hier hast. Abgesehen davon würde sie gar nicht wissen, was sie machen sollte, selbst wenn sie versucht wäre, irgendwas zu unternehmen.«
    »Du bist nervös«, sagte VJ.
    »Natürlich bin ich nervös«, fuhr Victor ihn an. »Jeder wäre nervös unter diesen Umständen.« Er zwang sich zu einem Lächeln, um lockerer zu wirken. »In erster Linie bin ich aufgeregt wegen deiner tollen Leistungen. Ich würde heute abend zu gern diese Liste mit den Wachstumsfaktoren sehen.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, sie dir zu zeigen«, erklärte VJ stolz.
    Victor schlenderte hinüber zu der Tür, die zum Wohnbereich führte, und öffnete sie. »Nun, das ist ja schon mal ermutigend«, sagte er und sah VJ an. »Du hast bereits nicht mehr das Gefühl, daß du sie einschließen mußt. Das ist doch schon ein echter Fortschritt, würde ich meinen.«
    VJ verdrehte die Augen.
    Victor ging eilig in den kleineren Raum, in dem Marsha und Mary saßen.
    »Victor, schau nur, wer hier ist!« empfing ihn Marsha, auf Mary deutend.
    »Wir sind uns bereits begegnet«, erklärte Victor und nickte Mary zu.
    VJ stand in der Tür, ein Grinsen auf dem Gesicht.
    »Nicht jedes Kind hat drei legitime biologische Eltern«, sagte Victor in dem Bemühen, die Spannung zu lockern. Er schaute erneut auf seine Uhr: nur noch sechs Minuten.
    »Mary hat mir ein paar interessante Dinge von dem neuen Labor erzählt«, sagte Marsha mit feinem Spott, den nur Victor wahrnehmen konnte.
    »Wunderbar«, erwiderte Victor, »das ist wunderbar! Aber du mußt jetzt gehen, Marsha! Du hast Dutzende Patienten,
    die verzweifelt darauf warten, daß du dich um sie kümmerst. Jean ist dem Nervenzusammenbruch nahe. Sie hat mich schon dreimal angerufen. Ich habe meine dringendsten Sachen soweit erledigt; jetzt bist du an der Reihe.«
    Marsha musterte VJ, dann schaute sie Victor an. »Ich dachte, du wolltest dich um alles kümmern«, sagte sie in gereiztem Ton. »Bei etwaigen Notfällen kann Valerie Maddox jederzeit einspringen. Ich glaube, es ist wichtiger, daß du erst einmal erledigst, was du zu erledigen hast.«
    Victor mußte sie hier rausschaffen. Warum ging sie nicht einfach? Hatte sie wirklich kein Vertrauen zu ihm? Glaubte sie wirklich, er würde der Sache einfach ihren Lauf lassen? Mit einem plötzlichen Gefühl von Traurigkeit wurde Victor bewußt, daß er ihr in den letzten Jahren nicht viel Grund gegeben hatte, etwas anderes von ihm zu erwarten. Aber es nahte eine Lösung, und sie war nur mehr wenige schreckliche

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