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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Minuten entfernt.
    »Marsha, ich will, daß du gehst und deine Patientenrunde machst. Sofort!«
    Aber Marsha rührte sich nicht vom Fleck.
    »Ich glaube, ihr gefällt es hier!« spottete VJ. In dem Moment rief ihn einer der Männer aus dem Hauptteil des Labors, und er ging hinaus.
    Halb von Sinnen vor Angst und Erregung, beugte sich Victor zu Marsha hinüber und zischte ungeachtet der Tatsache, daß Mary mithörte: »Du mußt auf der Stelle hier raus! Vertrau mir!«
    Marsha blickte ihm in die Augen. Victor nickte. »Bitte!« stöhnte er. »Verschwinde von hier!«
    »Wird irgendwas passieren?« fragte Marsha.
    »Ja, um Himmels willen!« zischte Victor.
    »Was wird denn passieren?« fragte Mary, nervös zwischen den Franks hin und her blickend.
    »Und was ist mit dir?« fragte Marsha, Mary ignorierend.
    »Mach dir wegen mir keine Sorgen!« fuhr Victor sie verzweifelt an.
    »Du wirst doch nicht irgendwas Törichtes anstellen?« fragte Marsha.
    Victor schlug die Hände vors Gesicht. Die Spannung wurde unerträglich. Keine drei Minuten mehr, verriet ihm ein Blick auf die Uhr.
    VJ erschien wieder in der Tür. »Jorge ist nicht oben«, sagte er zu Victor.
    Mary wandte sich zu VJ. »Gleich wird irgendwas passieren!« schrie sie.
    »Was?« fragte VJ.
    »Er hat irgendwas vor«, sagte Mary mit banger Stimme. »Er hat irgendwas geplant.«
    Victor schaute auf seine Uhr: noch zwei Minuten.
    VJ rief nach den Wachmännern, dann packte er Victors Arm. »Was hast du gemacht?« brüllte er und schüttelte ihn.
    Victor verlor die Beherrschung. Die Spannung war zu groß geworden, und die Furcht übermannte ihn. Er brach in Tränen aus. Einen Moment lang war er außerstande, ein Wort herauszubringen. Er wußte, daß er versagt hatte. Er hatte der Herausforderung nicht standgehalten.
    »Was hast du gemacht?« schrie VJ und schüttelte ihn erneut. Victor ließ es willenlos geschehen.
    »Wir müssen alle sofort aus diesem Labor raus«, preßte Victor unter Tränen hervor.
    »Warum?« fragte VJ.
    »Weil das Schleusentor gleich aufgehen wird.«
    VJ brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten.
    »Wann?« fragte er, seinen Vater wieder schüttelnd.
    Victor schaute auf seine Uhr. In weniger als einer Minute würde es soweit sein. »Jetzt!«
    VJ starrte seinen Vater mit lodernden Augen an. »Ich habe auf dich gezählt«, sagte er mit glühendem Haß. »Ich dachte, du seist ein echter Wissenschaftler. Nun, jetzt bist du Geschichte.«
    Victor sprang auf und stieß VJ zur Seite. VJ stolperte über
    ein Stuhlbein und fiel der Länge nach hin. Victor packte Marsha beim Handgelenk und zerrte sie von ihrem Stuhl hoch. Er bugsierte sie durch das Wohnquartier und in das Hauptlabor.
    VJ war sofort wieder auf den Beinen und rannte hinter seinen Eltern her, den Wachen zurufend, sie sollten sie aufhalten.
    Von ihrer Bank aus war es den beiden Wachtposten ein leichtes, Victor den Weg abzuschneiden und ihn festzuhalten. Irgendwie schaffte es Victor noch, Marsha die Treppe hinaufzustoßen. Sie rannte ein paar Stufen hoch, dann blieb sie stehen und wandte sich um.
    »Lauf!« schrie Victor ihr zu. Dann, an die beiden Wachtposten gewandt: »Das ganze Labor wird in ein paar Sekunden in die Luft fliegen. Glaubt mir!«
    Als sie Victors Gesichtsausdruck sahen, glaubten sie ihm. Sie ließen ihn los und stürmten die Treppe hinauf, sich an Marsha vorbeizwängend.
    »Wartet!« brüllte VJ aus der Mitte des Hauptlabors. Aber es gab kein Halten mehr. Selbst Mary stürmte an ihm vorbei und rannte zur Treppe.
    Marsha verschwand durch die Falltür, dichtauf gefolgt von Mary.
    VJ blitzte seinen Vater mit vor Haß funkelnden Augen an. »Ich habe auf dich gezählt!« kreischte er. »Ich habe dir vertraut. Ich dachte, du wärst ein Mann der Wissenschaft! Ich wollte wie du sein. - Wachen!« schrie er. »Wachen!« Aber die Wachen hatten längst das Weite gesucht.
    VJ wirbelte herum, auf das Hauptlabor starrend. Dann blickte er hinüber zum Gestationsraum.
    In diesem Moment ließ das gedämpfte Dröhnen einer gewaltigen Detonation den Keller erbeben. Ein Geräusch wie Donner begann den Raum zu erfüllen und in Schwingungen zu versetzen. VJ spürte, was kommen würde, und wollte zur Treppe rennen, aber Victor sprang vor und packte ihn.
    »Was tust du?« schrie VJ. »Laß mich los! Wir müssen hier raus!«
    »Nein!« rief Victor über das Rumoren hinweg. »Nein, wir gehen nicht!«
    VJ versuchte verzweifelt sich loszureißen, aber Victor hielt ihn mit eisernem Griff fest.

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