Das Ungeheuer
der Cafeteria hat gerade angerufen«, empfing ihn Robert, gleich als er zur Tür hereinkam. »VJ ist aufgetaucht.«
Victor ging zum nächsten Telefon und rief den Leiter der Cafeteria an.
»Ja, er ist jetzt hier.«
»Ist er allein?«
»Nein. Philip ist bei ihm.«
»Haben Sie ihm gesagt, daß ich nach ihm gesucht habe?« fragte Victor.
»Nein. Sie haben mir nur aufgetragen, Sie anzurufen. Sie haben mir nicht gesagt, daß ich VJ irgend etwas ausrichten soll.«
»Das ist schon in Ordnung so«, erwiderte Victor. »Sagen Sie ihm nichts! Ich bin bereits unterwegs.«
Auf dem Weg zu dem Gebäude, das sowohl die Cafeteria als auch die Bibliothek beherbergte, entschloß sich Victor, die Cafeteria nicht durch den Haupteingang zu betreten. Er ging durch einen Seiteneingang hinein, stieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf und betrat die Cafeteria erst dann, auf der Höhe des Balkons. Von dort schaute er hinunter. VJ und Philip saßen an einem Tisch und aßen Eis.
Er blieb stehen - so, daß sie ihn nicht sehen konnten - und wartete, bis die beiden ihren nachmittäglichen Snack beendet hatten. Es dauerte nicht lange, dann standen sie auf und brachten ihre Tabletts weg. Als sie hinausgingen, lief Victor die Treppe hinunter, sich dicht an der Wand haltend, um nicht von ihnen bemerkt zu werden. Er konnte hören, wie sich die Tür hinter ihnen schloß, als sie die Cafeteria verließen.
Er beschleunigte seinen Schritt und erreichte die Tür gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sie auf dem Gehweg nach Westen abbogen.
»Irgendwas nicht in Ordnung?« fragte der Kantinenchef.
»Doch, doch, alles in Ordnung«, sagte Victor und bemühte sich, dabei möglichst unbekümmert dreinzuschauen. Das letzte, was er brauchen konnte, war Bürotratsch. »Ich bin bloß neugierig, wo mein Herr Sohn sich so herumtreibt«, erklärte er. »Ich hab' ihm nämlich schon tausendmal gesagt, er soll nicht zum Fluß gehen, wenn er Hochwasser führt. Aber ich fürchte, er schert sich den Teufel darum.«
»So sind die jungen Burschen nun mal«, sagte der Kantinenchef.
Als Victor das Kantinengebäude verließ, sah er gerade noch, wie VJ und Philip nach rechts abbogen und hinter dem Gebäude verschwanden, in dem sein Labor war. Es war klar, daß sie die Absicht hatten, zum Fluß zu gehen. In einen lockeren Trab fallend, folgte Victor ihnen bis zu dem Punkt, wo sie nach rechts abgebogen waren. Sie waren etwa fünfzig Yards voraus. Er wartete, bis sie kurz vor dem Fluß nach links abschwenkten und außer Sicht waren. Dann rannte er ihnen nach.
Als er die Stelle erreichte, wo VJ und Philip nach links gegangen waren, spähte er vorsichtig um die Ecke. Sie näherten sich jetzt dem Uhrenturm. Er sah, wie sie die kleine Treppe vor dem verlassenen Gebäude hinaufstiegen und durch den türlosen Eingang verschwanden.
Was, in aller Welt, können sie da wollen? fragte sich Victor. Er ging vorsichtig bis zum Eingang weiter, bemüht, sich in Deckung zu halten, so gut es möglich war, dann blieb er stehen und horchte. Aber das einzige vernehmbare Geräusch war das Rauschen des Wasserfalls.
Verblüfft den Kopf schüttelnd, betrat Victor den Uhrenturm. Er mußte einen Moment warten, bis seine Augen sich an das trübe Licht gewöhnt hatten. Sobald dies geschehen war, fand er exakt die Art von Unordnung und Schmutz vor, die er in dem verlassenen Gebäude erwartet hatte. Der Fußboden war übersät mit Schutt und Gerumpel.
Das Erdgeschoß wurde beherrscht von einem großen Raum mit Fensteröffnungen zum Mühlenteich hin. Die Scheiben waren seit Ewigkeiten herausgebrochen. Es waren nicht einmal mehr Fensterrahmen vorhanden. Ein Haufen Abfall in der Mitte des Raums deutete darauf hin, daß das Gebäude früher einmal als Unterkunft für Landstreicher gedient hatte, ehe Chimera den Komplex erworben und umzäunt hatte. Über der gesamten Szenerie hing ein allgegenwärtiger Gestank nach faulendem Holz, Stoff und Pappe.
Victor ging vorsichtig zur Mitte des Raums und lauschte erneut, ob er irgend etwas von den beiden hören könne, aber das Rauschen des Wasserfalls war hier noch lauter als draußen und übertönte jedes andere Geräusch.
Entlang der Seite, die dem Fluß zugewandt war, befand sich eine Anzahl kleinerer Räume, die sich allesamt zum Hauptraum hin öffneten. Victor begann, sie der Reihe nach zu inspizieren. Jeder von ihnen war mehr oder weniger hoch mit Müll gefüllt. An beiden Enden und in der Mitte des Gebäudes waren Treppenaufgänge, die zu den beiden
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