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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihm auf, daß die Dielen, die hier den Boden bedeckten, breiter waren als die im ganzen übrigen Gebäude. Außerdem war das Holz eine Spur heller.
    Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn hochschrecken. Er drehte sich um, aber es war nichts zu sehen. Trotzdem konnte er sich des beklemmenden Gefühls nicht erwehren, daß da irgend jemand im Halbdunkel lauerte. Und zwar jemand, der verdammt nah war. Er spürte, wie sich erneut seine Nackenhaare sträubten. Er starrte in den Raum. Nichts. Doch da! Wieder dieses Geräusch! Oder war es mehr ein Vibrieren? Jetzt vernahm er es erneut. Kein Zweifel, da war jemand! Victor schnellte herum, aber es war zu spät. Er konnte gerade noch die schemenhafte Silhouette einer Gestalt wahrnehmen, die irgendeinen Gegenstand hochhielt. Er versuchte noch, sich die Hände schützend über den Kopf zu halten, aber er schaffte es nicht mehr. Er spürte einen dumpfen Schlag, und dann wurde es schwarz um ihn herum.
     
    Sobald sie Lowell verlassen hatte, blieb Marsha an einer Telefonzelle stehen und rief die Blakemores an. Sie spürte ein wenig Unbehagen bei dem Gedanken, die Leute einfach so zu überfallen, aber die Blakemores hatten nichts dagegen, daß sie auf einen kurzen Besuch zu ihnen rüberkäme. Sie brauchte etwa eine halbe Stunde bis zu ihrem Haus in West Boxford, Plum Island Road 479.
    Als Marsha in die Einfahrt zum Haus einbog und den Wagen zum Stehen brachte, registrierte sie erleichtert, daß es aufgehört hatte zu regnen. Aber als sie die Wagentür öffnete, wünschte sie sich, sie hätte einen ihrer langen Mäntel mitgenommen. Die Temperatur war spürbar gefallen.
    Das Heim der Blakemores war ein gemütlich wirkendes Häuschen, das Marsha an die Art von Häusern erinnerte, die sie auf Cape Cod gesehen hatte. Die Fenster waren durch Längspfosten geteilt und weiß gestrichen, über die Einfahrt wölbte sich ein Laubengang aus grün umranktem Gitterwerk. Marsha stieg die Stufen zur Haustür hinauf und läutete.
    Mrs. Blakemore öffnete ihr. Sie war eine untersetzte Frau, ungefähr in Marshas Alter, mit kurzem Haar, das in einer putzigen Außenrolle endete. »Kommen Sie rein!« sagte sie, Marsha neugierig musternd. »Ich bin Edith Blakemore.«
    Marsha spürte den forschenden Blick der Frau und fragte sich, ob irgend etwas mit ihrem Äußeren nicht stimmte -vielleicht war da noch ein dunkler Fleck zwischen ihren Vorderzähnen von dem Obst, das sie eben gegessen hatte, oder irgendwas in der Art. Sie fuhr sich rasch mit der Zunge über die Schneidezähne, bloß um sicherzugehen.
    Das Innere des Hauses stand seinem äußeren Erscheinungsbild an Gemütlichkeit in nichts nach: Das Mobiliar war frühamerikanische Antike mit chintzbezogenen Sofas und Ohrensesseln. Auf dem Fußboden aus breiten Kiefernholzdielen lagen geschmackvolle Stoffläufer.
    »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?« fragte Mrs. Blakemore. »Wie wär's mit einem Kaffee oder einem Tee?«
    »Ein Tee wäre schön«, sagte Marsha. Sie folgte Mrs. Blakemore ins Wohnzimmer.
    Mr. Blakemore, der am Kamin saß und die Zeitung las, erhob sich, als Marsha hereinkam. »Ich bin Carl Blakemore«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin. Er war ein großer Mann mit wettergegerbter Haut und einem dunklen Gesicht.
    Marsha gab ihm die Hand.
    »Setzen Sie sich, und machen Sie sich's bequem!« sagte Mr. Blakemore und deutete auf ein Sofa. Als Marsha Platz genommen hatte, kehrte er zu seinem Sessel zurück und legte die Zeitung neben sich auf den Boden. Er lächelte sie freundlich an. Seine Frau verschwand in der Küche.
    »Interessantes Wetter«, versuchte Mr. Blakemore eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    Marsha vermochte sich nicht von dem unbehaglichen Gefühl zu befreien, das sie beschlichen hatte, als Mrs. Blakemore sie in der Tür so angestarrt hatte. Das Verhalten dieser Leute hatte irgend etwas Steifes, Unnatürliches, das sie nicht so recht definieren konnte.
    Ein Junge kam die Treppe herunter und ins Zimmer. Er war ungefähr in VJs Alter, aber größer und stämmiger, mit sandfarbenem Haar und dunkelbraunen Augen. Sein Aussehen hatte etwas Hartes, Robustes, und die Ähnlichkeit mit seinem Vater war unübersehbar. »Hallo!« sagte er und reichte Marsha die Hand in der Manier eines Gentlemans.
    »Du bist bestimmt Richie, nicht wahr?« Marsha schüttelte dem Jungen die Hand. »Ich bin die Mutter von VJ. Ich habe schon viel von dir gehört.« Marsha fand, daß nichts Schlimmes daran war, wenn sie ein bißchen dick

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