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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bevor er in einem Tunnel verschwand. In früheren Zeiten, als die ganze Mühle noch mit Wasserkraft betrieben worden war, hatte der Abflußkanal das Wasser in den Keller des Uhrenturmgebäudes geleitet. Dort hatten die dahinströmenden Wassermassen eine Reihe von riesigen Schaufelrädern angetrieben, die ihrerseits wiederum Tausende von Webstühlen und Nähmaschinen sowie die Turmuhr angetrieben hatten.
    Am Rande des Tunnels stehend, inspizierte Victor den Grund des Grabens. Abgesehen von einem dünnen Rinnsal, war er bedeckt mit Müll, der größtenteils aus zerbrochenen Flaschen und leeren Bierdosen bestand. Victor sah sich die Verbindungsstelle zwischen dem Graben und dem tosenden Fluß an. Zwei schwere Stahltore hatten einst den Wasserzufluß reguliert. Jetzt war die ganze Anlage total verrostet. Victor wunderte sich, wie sie überhaupt noch dem gewaltigen Druck standhalten konnte, den das Wasser auf sie ausübte. Der Wasserspiegel des Flusses war praktisch auf einer Höhe mit der Oberkante der Tore.
    Victor umrundete den Graben und ging weiter in westlicher Richtung. Der Regen hatte aufgehört, und er machte seinen Schirm wieder zu. Wenig später kam er zum letzten Gebäude des Chimera-Komplexes, das ebenfalls freitragend über den Fluß vorsprang. Dahinter verlief eine Stadtstraße. Victor drehte sich um und machte sich auf den Rückweg.
    Diesmal rief er nicht VJs Namen, wie er es zuvor getan hatte. Er ließ lediglich den Blick umherschweifen und lauschte. Als er wieder am Uhrenturmgebäude angelangt war, schlug er die Richtung zum bewohnten Teil des Komplexes ein. In seinem Labor angekommen, fragte er Robert, ob VJ inzwischen aufgetaucht sei. Aber der Junge hatte sich noch immer nicht blicken lassen.
    Da ihm nichts Besseres einfiel, ging Victor erneut in die Cafeteria.
    »Ist noch nicht wieder hier aufgetaucht«, sagte der Kantinenchef, noch ehe Victor ihn gefragt hatte.
    »Damit hatte ich auch nicht gerechnet«, erwiderte Victor. »Ich wollte eigentlich nur einen Kaffee trinken.«
    Feucht vom Regen, wie er war, war es Victor auf dem Weg am Fluß entlang empfindlich kalt geworden. Seit der Sturm vorüber war, hatte die Temperatur wieder zu sinken begonnen.
    Als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte und sich einigermaßen warm fühlte, zog Victor seinen feuchten Mantel an. Er schärfte dem Kantinenchef noch einmal ein, ihm sofort Bescheid zu geben, wenn sein Sohn auftauchen sollte, und kehrte dann ins Büro des Werkschutzes am Eingangstor zurück. Dort drinnen herrschte eine wohltuende Wärme, wenngleich die Luft geschwängert war von Zigarettenrauch. Pedro vertrieb sich die Zeit, indem er auf einer kleinen Couch im hinteren Teil des Büros Patiencen legte. Er stand auf, als Victor erschien. Sheldon erhob sich ebenfalls hinter seinem kleinen Schreibtisch.
    »Hat irgendeiner inzwischen meinen Sohn gesehen?« fragte Victor ohne Umschweife.
    »Ich hab' gerade eben mit Hai gesprochen«, berichtete Sheldon. »Ich hab' ihn extra danach gefragt, aber er sagt, er hätte VJ den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Der Chef der Cafeteria erzählte mir, VJ hätte heute mit einem von euch zusammen Mittag gegessen«, erklärte Victor. »Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
    »Ich habe nicht mit VJ gegessen!« erwiderte Sheldon und preßte sich die Hand gegen die Brust. »Und Hai auch nicht, das weiß ich. Er hat mit mir zusammen gegessen. Wir hatten beide was von zu Hause mitgebracht. He, Fred! Kommst du mal?«
    Fred, der die Ein- und Ausfahrtstore bediente, steckte den Kopf zur Tür herein. Sheldon fragte ihn, ob er mit VJ zusammen zu Mittag gegessen hätte.
    »Nein, hab' ich nicht«, antwortete Fred. »Ich war heute draußen essen.«
    Sheldon zuckte mit den Schultern. Dann sagte er zu Victor: »Es sind nur wir drei, die heute Dienst haben.«
    »Aber der Leiter der Cafeteria hat behauptet...«, begann Victor und hielt inne. Es hatte keinen Sinn, jetzt eine große Diskussion darüber anzufangen, wer zusammen mit VJ gegessen hatte und wer nicht. Die Frage war, wo steckte der Junge jetzt? Victor wurde langsam neugierig und auch ein bißchen unruhig. Marsha hatte sich immer gefragt, und jetzt tat er es auch, womit sich VJ eigentlich beschäftigte, wenn er sich auf dem Firmengelände aufhielt. Bis zu diesem Moment hatte sich Victor nie groß Gedanken darüber gemacht.
    Er verließ das Büro des Werkschutzes und ging zurück in sein Labor. Langsam fiel ihm nichts mehr ein, wo er noch hätte suchen sollen.
    »Der Chef

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