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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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vertrauenerweckendes Lächeln. »Womit ich meine, daß wir Sie nicht gesehen haben und Ihnen nicht begegnet sind.«
    »Idiot«, zischte Karlchen Kubatz.
    Für ein paar Sekunden blieb es still wie zuvor.
    Aber dann kam von drüben ein schallendes Gelächter, und die Lichter, die auf sie gerichtet waren, fingen an zu wackeln und zu schwanken. Schließlich mischten sich Rufe in das Gejauchze.
    »He, was faselt der da von Katasteramt und so?«
    »Totales Stillschweigen«, krächzte es, und es klang fast wie die Gießkannenstimme von Emil Langhans. »Wir haben Sie nicht gesehen und sind Ihnen nicht begegnet.«
    »Die Maxen«, stammelte Sputnik, »du kriegst die Tür nicht zu.«
    Die Glorreichen Sieben waren gleichzeitig erleichtert und wütend. Aber vor allem waren sie nervös und besorgt. Sie blickten abwechselnd immer wieder hinter sich oder an der Mauer entlang zu dem breiten Eingangstor mit dem Eisengitter.
    »Das hat uns noch gefehlt«, murmelte der Boß.
    »Was soll euer dämliches Gequatsche?« rief Ulli Buchholz. »Ich hab’ das Gefühl, wir sind auf der falschen Party, und ihr habt ganz andere Gäste erwartet.«
    »Macht eure verdammten Taschenlampen aus und haltet die Klappe«, zischte Paul Nachtigall leise. »Ihr habt ja keine Ahnung, was hier gespielt wird.«
    »Wieso flüsterst du auf einmal, hat’s dir die Sprache verschlagen?« höhnte der Anführer der Maxen. »Und was hier gespielt wird, das bestimmen wir. Capito? Laß mal Dampf ab, damit du endlich merkst, daß ihr nicht mehr ganz vollzählig seid.«
    »Wo ist Manuel?« stieß Karlchen Kubatz hervor. »Ich brech’ euch die Knochen, wenn ihr ihm nur ein einziges Haar gekrümmt habt.«
    »Halt die Luft an, Stiftenkopf«, erwiderte der Junge mit den vergammelten Jeans und der kurzen Lederjacke. »Der Stupsnase geht es blendend, und sie ist in Sicherheit. Schon mal was von Kidnapping gehört?«
    Für ein paar Minuten vergaßen die Glorreichen alles andere.
    »Willst du damit sagen, daß ihr Manuel Kohl entführt habt?« fragte Paul Nachtigall wieder ganz leise. »Etwa als Geisel?«
    »Entführt, Geisel...« wiederholte Ulli Buchholz. »Ihr müßtet endlich begriffen haben, daß wir solche Worte nicht mögen. Und was ihr bei mir zu Hause und mit meiner kleinen Schwester gemacht habt, das war ja auch nicht die feine englische Art.« Er drehte sich zu seinen Maxen um. »Was könnte man denn dazu sagen?«
    »Betrug war es auf jeden Fall«, ließ sich das Babygesicht vernehmen. »Einbruch und dann arglistige Täuschung, oder wie so was heißt.«
    Karlchen Kubatz warf den Maxen einen Blick hinüber, der ihnen eigentlich die Schuhe ausziehen mußte. »Wir haben uns nur zurückgeholt, was ihr uns geklaut habt. Aber was soll jetzt der neue Schwachsinn mit Manuel?«
    »Keine Angst, wir sperren ihn nicht irgendwo ein«, erwiderte der Anführer der Maxen ganz ruhig. »Einer von uns hat eine liebe Tante mit einem Bauernhof. Dort macht euer Knabe ein bißchen Urlaub, das ist alles. Hühner werden um ihn herumgackern, und er kriegt die Milch frisch von der Kuh. Was will er mehr? Nur wenn er stiftengeht, platzt die Bombe.«
    Sputnik streckte den Hals aus seinem Hemdkragen — wie der Vogel aus der Kuckucksuhr. »Welche Bombe, wenn man fragen darf?« stieß er hervor.
    »Der ist so doof, daß er bestimmt nicht mit Gabel und Messer essen kann«, rief das Babygesicht dazwischen.
    »Die Bombe, die immer noch tickt, ist der beschummelte Studienrat Dr. Purzer, mein kleiner Fettwanst.« Ulli Buchholz grinste über das ganze Gesicht. »Er wird sich bestimmt gewaltig wundem und an eine ganz oberfaule Klassenarbeit denken, wenn ausgerechnet ein gewisser Stuhl leerbleibt. Immerhin ist der Schüler Manuel Kohl ja noch nicht versetzt. Die Zeugnisse gibt es erst in ein paar Tagen. Und etwa genauso lange habt ihr Zeit für eure Entscheidung. Die Fotos brauchen wir nicht mehr, jetzt ist uns was Besseres eingefallen. Übrigens hat sich an unseren Bedingungen für die Schwimmwettkämpfe nichts geändert. Ihr kriegt euren Krieger postwendend zurück...«
    Die Glorreichen Sieben waren mit ihren Gedanken längst wieder im Keller des verlassenen Hauses, bei dem dämmerigen Lichtschein unter der schweren Eisentür und dem ratternden Geräusch, das den pechschwarzen Gang erfüllte.
    Der Schock, als sie im ersten Augenblick befürchtet hatten, irgendwelche Gangster stünden ihnen gegenüber, saß ihnen noch in den Knochen. Angestrahlt wie Schaufensterpuppen, standen sie da und äugten immer

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