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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Wasser wird sowieso täglich gewechselt, und Einnahmen fallen nicht aus, weil bei dieser Hitze kein Mensch zum Baden in die Halle kommt. Aber ich werde eine ganze Menge mehr Arbeit haben, schätze ich.«
    »Was ich selbstverständlich sehr bedauere«, sagte Kalender. »Wäre ich sicher, daß die Maximilianschüler die Farbbomben gelegt haben, würde ich dafür sorgen, daß sie Ihnen beim Schrubben helfen müssen. Aber ich fürchte, wir werden ihnen nichts beweisen können.« Er unterbrach sich und schnippte mit Daumen und Zeigefinger. »Hallo Nielsen, verfügen Sie sich doch mal in die Umkleideräume und stöbern da ein bißchen herum, vielleicht finden Sie was in den Spinden oder in den Papierkörben.«
    »Schon gemacht«, meinte der flinke Reviervorsteher und zwitscherte los. Ein wenig zu eifrig. Schon nach vier Schritten wäre er auf dem klitschnassen Kachelboden beinahe ausgerutscht.
    Im selben Augenblick kam eine Hand aus dem Regenbogenwasser und schwenkte einen Plastikbeutel. Gleich danach tauchte das Gesicht von Karlchen Kubatz auf. Es war knallgelb bis in die kurzen Bürstenhaare. Aber es grinste.
    »Aha, Nummer zwei«, stellte der Polizeimeister fest.
    »Und da drüben Nummer drei«, sagte beinahe gleichzeitig Herr Pohmann.
    Unter dem Sprungturm war auch Paul Nachtigall fündig geworden.
    Und jetzt ging es Schlag auf Schlag.
    Schließlich lagen sieben Plastikbeutel vor den Füßen des Polizeimeisters auf dem Boden nebeneinander.
    »Wie abgeschossene Hasen nach einer Treibjagd«, bemerkte Turnlehrer Fischer. »Alle gleich groß und alle fein säuberlich mit Messerstichen präpariert. Die Sache hat Methode.«
    »Und überall dieselbe Aufschrift drauf, wenn ich mich nicht irre?« vermutete Herr Kalender.
    »Sie irren sich nicht«, erwiderte Emil Langhans. Er hockte inzwischen zusammen mit den übrigen Tauchern vor den aufgereihten Beuteln, »anilin speisefarbe«, las er abermals vor. »Garantiert magenfreundlich, ohne Stabilisator...«
    »Und so weiter, und so weiter«, unterbrach ihn der Polizeimeister. »Sonst noch was?«
    »Die Farbbezeichnung ist verschieden«, erwiderte der Boß. »Da steht Erdbeerrot...«
    »Und da Zitronengelb«, ergänzte Karlchen.
    »Pflaumenblau«, entzifferte ein anderer Junge. »Spinatgrün...«
    »Sehr interessant«, murmelte Herr Kalender. Er zeigte wieder einmal die undurchsichtige Miene eines Mannes, der Gedankenarbeit leistet. Was er interessant fand und was hinter seiner Stirn vorging, behielt er vorerst für sich. Und als jetzt der Reviervorsteher von seinem Inspektionsgang zurückkam, fragte er ihn fast abwesend, ob er irgend etwas entdeckt habe.
    »Nichts«, meldete Nielsen. »Absolut gar nichts, vom Stanniol einer Kaugummipackung abgesehen.«
    »Na, denn«, sagte der Polizeimeister und erklärte die sieben Plastikbeutel für konfisziert. »Bringen Sie die Dinger als Beweismittel zum Präsidium«, befahl er seinem Reviervorsteher. Anschließend bedankte er sich bei den Tauchern für ihre Hilfe und schickte sie unter die Duschen. »Ihr seht ja aus, daß es nicht mehr zum Ansehen ist.« Er drehte sich nach dem Bademeister um. »Gibt es hier Bürsten und Seife?«
    »Jede Menge«, erwiderte Herr Pohmann, »aber nur gegen Gebühren.«
    »Ich würde heute mal ganz unbürokratisch ein Auge zudrücken«, schlug Herr Kalender vor.
    »Die Schüler werden also nicht mehr gebraucht?« mischte sich Turnlehrer Kugler ein. »Keine Zeugenvernehmung?«
    »Ich lasse mich doch nicht auf den Arm nehmen«, erwiderte der Polizeimeister katzenfreundlich. Er tippte mit der rechten Hand an seine Mütze und machte sich auf den Weg zu seinem Funkstreifenwagen. Herr Nielsen trottete, mit den beschlagnahmten Plastikbeuteln unter dem Arm, hinter ihm her.
    Gleich darauf herrschte unter den Duschen Hochbetrieb. Die voll aufgedrehten Brausen dampften, und was über den Boden floß und durch die Abflußgullys gurgelte, sah aus wie eine Mischung aus Coca-Cola, Zitronenlimonade und Füllfederhaltertinte.
    Karlchen Kubatz seifte sich schon zum drittenmal die Haare ein. »Magenfreundlich, das mag ja stimmen«, schimpfte er, »aber kleben tut der Mist wie Sirup.«
    »Take it easy«, nuschelte Emil Langhans. »Immer cool bleiben.«
    Sputnik tanzte auf einem Bein und bückte sich. »Blaue Fußnägel, ich könnte die Bande erwürgen.«
    »Wir zeigen ihnen schon, wo der Hammer hängt«, meinte Paul Nachtigall zuversichtlich. »Und sie sollen sich ja nicht einbilden, daß sie uns das Training vermasseln

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