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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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sehr?«
    Paul Nachtigall wippte auf den Fußballen wie ein Läufer, der vor dem Rennen die Startlöcher ausprobiert, und seine Stimme wurde ein wenig lauter, als er jetzt sagte: »Es ist glasklar festgelegt, daß wir alles unter uns ausmachen. Keinesfalls darf eine Seite die andere bei irgendwelchen Erwachsenen, insbesondere nicht bei Eltern, bei der Polizei oder bei der Schule anzeigen, beschuldigen oder verpetzen.« Es hörte sich an wie eine Verteidigung im Parlament. »Das ist abgemacht, und daran ist nicht zu rütteln.«
    »Amen«, sagte das Pickelgesicht.
    »Amen«, wiederholten die Maxen im Chor.
    »Selbstverständlich knallen wir die Bilder nicht eurem Direktor Senftleben auf den Schreibtisch, wir sind doch nicht von gestern«, erklärte Ulli Buchholz. »Aber es könnte doch passieren, daß irgendeiner von uns die vergrößerten Fotos ganz zufällig unter dem Arm hat und auch ganz zufällig mit einem gewissen Dr. Purzer zusammenrempelt, der gerade auch ganz zufällig aus eurer Schule kommt und zu seinem parkenden Auto will. Unser Knabe ist leider ungeschickt, und die Fotos flattern um den Studienrat herum auf den Boden. Der gute Mann fällt aus allen Wolken, weil er sich auf ein paar Bildern höchstpersönlich wiederfindet. Und alle Aufnahmen, in der richtigen Reihenfolge nebeneinandergelegt, erzählen ihm die Geschichte von einem zypressengrünen VW-Golf, der vorübergehend den Keuchhusten hat, von reparaturbesessenen Schülern und schließlich von einer infam gefälschten Klassenarbeit. Der Studienrat fängt an zu begreifen, blickt sich um, will Fragen stellen, aber unser Knabe, dem das Pech mit den Fotos passiert ist, ist verschwunden.« Er blickte zu den grasenden Tieren hinüber, weil gerade ein Pferd gewiehert hatte. »So was wäre ein sehr bedauerlicher Unglücksfall, aber mit Verpfeifen oder Verpetzen hätte er nichts zu tun, nicht das mindeste. Capito?«
    »Ich kann nicht länger zuhören, mir wird schlecht«, brüllte Sputnik plötzlich los. Er krümmte sich, als hätte er Bauchschmerzen. »Das ist doch eine ganz idiotische Schweinerei.« Er schoß einen vernichtenden Blick zu den Maxen hinüber. »Auf den Effekt kommt’s doch an, und der Effekt wäre so oder so derselbe. Haut bloß ab.«
    »Reiß dich am Riemen«, mahnte Emil Langhans leise und erinnerte an seinen Leib- und Magenspruch: »Cool bleiben, immer schön cool bleiben.
    »Es ist ja nicht auszuschließen«, sagte der Anführer der Maximilianschüler, »daß uns noch was Besseres einfällt.«
    Manuel Kohl hatte sich inzwischen neben Paul Nachtigall gedrängelt. »Aber, um Himmels willen, was habt ihr denn davon, wenn ich von der Schule fliege?« fragte er bedrückt.
    »Eigentlich haben wir nichts davon«, sagte Ulli Buchholz nach einer ziemlich langen Pause. Und auch jetzt schwieg er wieder. Er blickte auf die Amper hinunter und versuchte, seine Zigarette mit den Lippen so weit hochzudrücken, daß sie die Nase berührte. Augenscheinlich interessierte ihn im Augenblick nichts anderes.
    Den Glorreichen Sieben hatte es die Sprache verschlagen.
    Der Junge in der kurzen Lederjacke schien mit seinem Kunststück zufrieden zu sein. Er schnippte die nur zur Hälfte gerauchte Zigarette durch die Luft. Sie landete dicht neben seinen Füßen im Gras, und er trat sie aus. Dann blickte er zum Boß der Glorreichen Sieben hinüber. »Du hast wohl deine Zunge verschluckt, oder bist du noch da?«
    »Wir haben momentan nichts zu sagen«, erwiderte Paul Nachtigall. »Aber es sieht so aus, als ob du was rausspucken willst.«
    »Also gut«, sagte der Anführer der Maxen, »wir könnten die ganze Geschichte vergessen, und ihr bekommt auf der Stelle diesen verdammten Film zurück mit sämtlichen Fotos und Vergrößerungen...« Er ließ das letzte Wort in der Luft hängen und beobachtete das halbe Dutzend Jungen in Badehosen aus den Augenwinkeln.
    »Da läuten bei mir doch schon die Glocken«, murmelte Emil Langhans. Er richtete sich auf und fragte laut: »Wie sehen eure Bedingungen aus, denn irgendwas wollt ihr doch von uns?«
    »Du hast eine komische Stimme«, bemerkte Ulli Buchholz.
    »Mach jetzt keine Umleitung«, erwiderte Emil.
    »Nein, deine Stimme ist wirklich komisch, ehrlich.« Der Anführer der Maxen feixte.
    »Was verlangt ihr?« fragte Emil Langhans hartnäckig weiter. Er hatte keine Miene verzogen.
    Jetzt schaltete sich wieder einmal der bullige Bursche mit dem Babygesicht dazwischen: »Nur eine Kleinigkeit«, meinte er. »Ihr sollt in diesem Jahr

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