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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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die Alarmglocke gebimmelt, als wir diesen rothaarigen Rollschuhzwerg hinter den Duschen entdeckten? Das ist nicht zu fassen.«
    Die Maxen hatten ihre Klamotten nicht angerührt. Aber die Reifen an ihren Fahrrädern waren leer wie müde Gartenschläuche, und die Ventile fehlten.
    »Schieben wir also los«, seufzte Manuel Kohl.
    Karlchen Kubatz verstaute seine Badetasche auf dem Gepäckträger. »Ich schätze, das wird eine ziemlich deprimierende Heimreise.« Er spürte den ersten Regentropfen auf seinem linken Ohr und wischte darüber hinweg, als wollte er eine Fliege verjagen. »Na ja, es kommt immer alles zusammen.«
    Eine ganze Weile schoben sie ihre Fahrräder wieder über den Feldweg zurück und an den Bahngleisen entlang. Bis Emil Langhans plötzlich stehenblieb. »Wir müssen heute tatsächlich einen miserablen Tag haben«, stellte er fest. »Wieso latschen wir stur dem Weg nach, wenn wir sowieso nicht fahren können? Wenn wir da drüben quer durch den Wald gehen, wäre das ‘ne Abkürzung von mindestens einer halben Stunde.« Er angelte ein Taschentuch aus seiner Hose. »Kann mir übrigens jemand sagen, Weshalb man für Brillen noch keine Scheibenwischer erfunden hat?«
    Sie gingen jetzt in die Wiesen hinein, die abgemäht waren und leicht anstiegen. Der Wald kündigte sich mit Sträuchern an und dann mit vereinzelten Kiefern und Birken. Allmählich wurde er dichter. Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen, und es regnete immer stärker.
    Kein Ton war zu hören, außer dem Wind in den Baumkronen, einem gelegentlichen Knacken, wenn sie auf heruntergefallene kleine Zweige traten, oder dem Scheppern der Schutzbleche an ihren Fahrrädern.
    Anfänglich hatten sie sich noch gegenseitig beschwindelt und so getan, als sei ihre gute Laune ungetrübt. Sie hatten sich über die Maxen lustig gemacht und mehr oder weniger gute Witze gerissen. Selbstverständlich waren sie sich einig darüber, daß sie sich nie und nimmer erpressen lassen würden.
    »Schon der Ansatz eines solchen Gedankens wäre ein Verbrechen«, war von Sputnik zu hören gewesen. »Ich habe das ganz bestimmte Gefühl...«
    »... und ich hab’ eine Großmutter, die kann Rock’n’Roll«, hatte ihn Karlchen Kubatz übermütig unterbrochen. »Am Freitag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, das spür’ ich im kleinen Finger.«
    Der Boß war da nicht so sicher gewesen. »Wir müssen unverschämtes Glück haben, wenn uns bis dahin das Richtige einfallen soll, und das wird gar nicht so leicht sein.«
    »Ach was, es ist bestimmt leichter, als Ananas vom Baum zu pflücken.«
    »Seit wann wächst Ananas auf Bäumen, du Doofmann?«
    Als sie dichter in den Wald eindrangen, waren sie still geworden. Zwar gab das Laub vor dem Regen einigen Schutz, aber das Unterholz behinderte sie immer mehr. Sie stolperten über von wucherndem Farn verborgene Baumwurzeln, und das Gestrüpp verfing sich zwischen den Speichen ihrer Fahrräder. Und nirgendwo ein Weg oder ein Pfad.
    Fast eine Viertelstunde stapften sie schweigend nebeneinander her. Sie trugen ihre Räder auf den Schultern, weil der Boden inzwischen aufgeweicht war und die luftleeren Reifen wegrutschten oder einsackten.
    »Als Kind hab’ ich mich mal bei einem Urlaub an der Nordsee im Watt verirrt«, brach Karlchen Kubatz das Schweigen. »Das war alles andere als lustig. Bis ich endlich einen Leuchtturm aufspüren konnte, der hat mich dann gerettet.« Der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt wuchtete sich sein Fahrrad von der einen
    Schulter auf die andere und lächelte schief. »Aber hier gibt’s ja keine Leuchttürme.«
    »Machen wir uns nichts vor«, keuchte Sputnik. »Wir sitzen über beide Ohren in der Klemme, und wenn ihr mich fragt, dann latschen wir schon eine ganze Weile im Kreis herum.«
    »Unsinn«, widersprach Emil Langhans. »Unser Kurs stimmt, das garantiere ich. Aber wie konnte ich denn ahnen, daß hier Zustände herrschen wie im Dschungel.«
    In diesem Augenblick ging ein bedrohliches Rauschen durch die Wipfel der Linden und Ahornbäume. Regen prasselte auf das Laub der Zweige.
    Die Glorreichen Sieben blieben stehen. Sie wischten sich mit den nassen Händen über ihre Gesichter, lehnten sich an einen Baumstamm, um zu verschnaufen.
    »Jetzt sind die Elefanten los«, murmelte Manuel Kohl. Er zog den Kopf ein und äugte wie ein gefangenes Kaninchen ängstlich nach allen Seiten. Als ob er sich entschuldigen wollte, sagte er: »Ein Gewitter unter Bäumen soll nicht ungefährlich sein.«
    »Im

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