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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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direkt an Bademeister Pohmann vorbei, richtete sich blitzschnell wieder auf und kurvte durch eine Gruppe von aufgeschreckten Schülern. Sputnik erwischte ihn mit einer Hand gerade noch an seinem T-Shirt, aber da drehte der Honeyboy seinen spindeldürren Körper um die eigene Achse und strampelte sich wieder frei.
    Emil Langhans schleuderte noch seine klatschnasse Badehose hinter ihm her, aber sie traf bloß eine offenstehende Spindtür, die jetzt krachend zuklappte.
    Inzwischen rollte der Rothaarige bereits an den Duschen vorbei in die leere Halle. Und draußen blickte er gar nicht mehr hinter sich, weil er sicher sein konnte, daß ihn niemand einholen würde. Er nahm die Hände auf den Rücken und schlitterte gelassen dem Ausgang zu. Ein sonntäglicher Schlittschuhläufer, der sich nach einem guten Mittagessen die Beine vertreten will.
    Im Schwimmbecken sah es immer noch so aus, als sei dort ein Öltanker ausgelaufen. Daran konnten auch die paar Sonnenflecke nichts ändern, die auf der gefärbten Brühe herumtanzten.

Das unheimliche Haus

    Die Amper war nicht gerade der Rhein oder die Elbe, aber sie konnte sich sehen lassen. Sie schlängelte sich durch dichte Laubwälder, fabrizierte bei den Felsen am Zobelberg einen mittel-prächtigen Wasserfall und floß dann zwischen Hügeln und Getreidefeldern ins flache Land hinaus.
    Kurz bevor sie von der Landstraße abbogen, wurden die Glorreichen Sieben von einem Wohnmobil überholt. Es war zur einen Hälfte himmelblau und zur anderen Hälfte schneeweiß lackiert. Sein vorgeschobenes Dach ragte weit über die Fahrerkabine hinaus.
    Der Feldweg war gewalzt und gut befahrbar. Er führte an einer Bahnlinie entlang.
    Die Hitze hatte immer noch nicht nachgelassen, und die Luft stand völlig still. Sie war feucht und drückend wie in einem Gewächshaus. Aber hinter dem Gaskessel und tief am Horizont ließen sich einzelne Wolken blicken, die ersten Wolken seit zwei Wochen.
    »Vielleicht gibt’s endlich ein Gewitter«, bemerkte Sputnik. Er trug seine Astronautenmütze verkehrt herum, mit dem Schild über dem Nacken.
    An der Holzbrücke gab es eine Hauptschranke, und dort trafen der Feldweg und die Landstraße wieder aufeinander. Die Schranke ging gerade herunter, als das blau-weiße Wohnmobil angefahren kam. Es bremste und stellte den Motor ab.
    Dicht neben ihm brachten auch die Glorreichen ihre Fahrräder zum Stehen.
    Nicht viel später war der herankommende Zug zu hören.
    »Eine Berliner Nummer«, stellte Karlchen Kubatz fest.
    »Und der Fahrer ist ein Stockfisch«, ergänzte Emil Langhans.
    Der korpulente Herr Sperling lehnte nämlich hinter seinem Steuerrad, ohne sich zu rühren. Er hatte die Jungen auf den Fahrrädern nicht beachtet. Als jetzt Güterwagen vorbeiratterten, drehte er sich allerdings um und rief hinter den geschlossenen Scheiben seiner Kabine ein paar Worte. Aber es blieb verborgen, mit wem er sich unterhielt. An sämtlichen Fenstern des Wagens waren die Jalousien herabgelassen.
    Kurz danach wurde die Schranke wieder hochgezurrt, das Wohnmobil röhrte davon, und die Glorreichen Sieben radelten hinter der Brücke quer über eine Wiese zum Ufer. Kühe und Pferde grasten friedlich nebeneinander. Sie kümmerten sich um die Jungen auf den Fahrrädern ebenso wenig wie zuvor der dicke Stockfisch.
    Es war nicht zum erstenmal, daß sie hier draußen trainierten. Und dazu gehörte es, sich bis zur nächsten Brücke, die etwa einen Kilometer entfernt war, treiben zu lassen und dann gegen den Strom zurückzuschwimmen.
    Sie hatten ihre Räder zusammengestellt und sich ausgezogen. Jetzt standen sie in Badehosen am Ufer. Ohne ein Wort zu sagen, sprang Paul Nachtigall mit einem Kopfsprung ins Wasser. Wortlos sprangen die anderen hinter ihm her. Aber ganz schnell tauchten sie wieder auf. Sputnik fluchte, Emil Langhans schimpfte, Karlchen Kubatz brüllte, und der Boß blickte besorgt um sich, bis endlich auch Hans Pigge und Manuel wieder ihre Köpfe zeigten.
    »Heute ist ein richtiger Glückstag«, wetterte Emil.
    Sie waren nämlich alle bis zu den Ellbogen in Schlamm gestoßen und hatten sich nur mit einiger Mühe freimachen können, jetzt standen sie in dem brausenden Wasser und staken fast bis zu den Knien in dem sumpfigen Morast.
    »Das war doch noch nie«, sagte Karlchen Kubatz.
    »Ich sag’s ja, ein reiner Glückstag«, wiederholt der Lange. »Zuerst die Schmiere im Schwimmbecken und jetzt das da — «
    »Muß die Hitze sein«, versuchte Paul Nachtigall zu erklären.

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