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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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anderen durchzulassen.
    Emil Langhans kam als letzter herein. Er schloß die Pforte hinter sich, und alle blieben stehen und warteten, ob sich irgend etwas regte.
    Aber nichts.
    Keine Stimmen. Kein Hund schlug an.
    Zum Eingang des Hauses deutete sich ein Pfad an. Er war weitgehend zugewachsen. Als ihn Sputnik betreten wollte, zischte Karlchen Kubatz warnend durch die Zähne.
    »Wenn hier jemand wohnt, muß es Spuren geben«, murmelte er. »Etwas Geknicktes oder dergleichen.« Er kroch auf allen vieren herum und hatte seine Nase dicht über dem nassen Gras und den herumliegenden Zweigen. »Kein Zweifel, da ist niemand«, sagte er nach einer Weile, sprang wieder auf die Beine und wischte sich die Hände ab.
    Sie gingen auf den Eingang zu.
    »Niemand soll behaupten können, wir seien eingebrochen«, hatte Paul Nachtigall erklärt.
    Die Haustür war einmal dunkelgrün lackiert gewesen. Aber jetzt war die Farbe an vielen Stellen abgeblättert, zeigte Risse und Blasen.
    Der Boß der Glorreichen Sieben drückte auf einen Klingelknopf.
    »Da ist doch bestimmt kein Funken Elektrizität mehr in der Leitung«, tuschelte Sputnik.
    Und so war es dann auch.
    Kein Ton aus dem Inneren des Hauses.
    Jetzt benützte Paul Nachtigall den blind gewordenen Türklopfer aus Messing in der Mitte des oberen Türblattes. Das Gewinde war eingerostet, und es krächzte, als es jetzt bewegt wurde. Das Poltern rief nichts als ein kurzes Echo hervor. Es hörte sich an, als wäre die Tür von innen fest verriegelt.
    Die Jungen warteten, aber niemand kam.
    »Wir müssen ein offenes Fenster finden«, sagte Hans Pigge.
    »Oder einen Nebeneingang«, ergänzte Sputnik. »Bestimmt gibt es noch andere Türen, zur Küche oder zum Keller.«
    Die Seitenfront war von dem wuchernden Garten fast zugedeckt. Gestrüpp und Sträucher waren bis zum Haus vorgedrungen. Die Glorreichen bahnten sich einen Weg dicht an der Hauswand entlang. Kies knirschte unter ihren Schuhen, herabhängende Zweige legten sich auf ihre Schultern. Sie kamen zu einem Fenster, das nicht mit Holzläden verschlossen war. Emil Langhans drückte sein Gesicht dicht an das Glas. Auf der Innenseite waren Spinnweben. Der Lange war nicht sicher, aber es sah so aus, als sei der Raum dahinter vollkommen leer. »Kein Schwein hustet, wenn wir hier ein Fenster einschlagen.«
    Paul Nachtigall schüttelte den Kopf. »Schön cool bleiben, sagst du doch immer.« Er grinste.
    Sie gingen weiter durch verfilztes Gebüsch und hohes Gras bis zur Rückseite des Hauses. Dort gab es einen gepflasterten Hof und einen zur Hälfte überdachten Durchgang. Hier war es plötzlich kühl, als ob die Sonne nie hierherfinden würde.
    »Der Wirtschaftsteil vermutlich«, stellte Karlchen Kubatz fest.
    Neben zwei Kellerfenstern war eine schmale Tür tief ins Mauerwerk eingelassen. Sputnik versuchte den verrosteten Knopf zu drehen. Die Tür war verschlossen.
    Emil Langhans blickte ein wenig spöttisch von einem zum anderen. »Na, jetzt kommen die Herren ins Grübeln.« Er lehnte sich dicht neben der Tür mit dem Rücken an die Wand. »Sollen wir, oder sollen wir nicht, das ist die Frage.«
    Und dann passierte es.
    Er drehte sich herum und tippte spielerisch mit der Fußspitze gegen die Stelle unterhalb des Türknopfs. Nur so zum Spaß.
    Der Erfolg war gewaltig.
    Wie in Zeitlupe löste sich die Füllung aus dem Rahmen, und die Bretter purzelten langsam hintereinander auf den Steinfußboden.
    »Der nächste Windstoß hätte sie genauso umpusten können«, entschuldigte sich Emil Langhans.
    »Ein Zeichen des Himmels«, stammelte Sputnik überwältigt. Er riß sich seine Astronautenmütze vom Kopf und bedeckte seine Herzgegend mit ihr. Dabei zog er das Kinn an und stand stramm.
    »Du übertreibst wieder mal«, bemerkte Paul Nachtigall, »aber ein gutes Omen ist es schon.«
    Sie drängelten und schubsten sich durch die zerborstene Tür in das Haus.
    Karlchen Kubatz hatte mit seiner Vermutung recht gehabt; sie befanden sich in den früheren Haushaltsräumen. Leere Regale, eine veraltete, verrottete Waschmaschine, an den gekalkten Wänden große Flecken. Durch einen breiten Flur ging es in die Küche, dann in die Halle und ins Treppenhaus. Alles lag in einem unwirklichen, geheimnisvollen Dämmerlicht. Für die Glorreichen Sieben, die ja direkt aus der Sonne kamen, war es zunächst völlig dunkel. Erst allmählich paßten sich ihre Augen an und fanden sich einigermaßen in dem schummrigen Licht zurecht, das durch die schmalen Spalten der

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