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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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und anschließend das Geräusch des Motors. Die Deckenbeleuchtung flackerte, als hätte sie einen Wackelkontakt, und erlosch.
    Auf jeden anderen hätte die plötzliche Stille und die schlagartige Finsternis beklemmend gewirkt.
    Nicht so auf Hugo Stielicke.
    Für ihn war das geheimnisvolle Getue des dicken Sperling zum Schmunzeln. Aber es beruhigte ihn auch, denn ganz augenscheinlich hatte er es mit gewissenhaften Profis zu tun. Und das neue Abenteuer, in das er da gerade hineinspazierte, konnte wieder in einer Gefängniszelle enden, wenn durch mangelnde Vorsicht irgend etwas schiefging. Viel wahrscheinlicher war allerdings, daß sich in Zukunft sein Leben an einem südlichen Palmenstrand abspielen würde, mit massenhaft Sonne und immer genügend Piepen in der Tasche.
    In einiger Entfernung schlug Metall auf Metall. Es hörte sich an wie das Schließen einer großen, eisernen Schiebetür. Dem Gepolter folgte ein Echo. Man befand sich also in einer riesigen Halle oder in einer Art Gewölbe.
    Schritte kamen näher. Es waren anscheinend zwei Personen, und sie hatten es nicht besonders eilig. Mit ziemlicher Sicherheit stiefelten sie über einen Steinfußboden.
    Jetzt schnappte das Türschloß in der Fahrerkabine. Gleich darauf federte der ganze Wagen. Und fast im selben Moment, als die Schritte das Wohnmobil erreicht hatten, war zu spüren, daß Sperling ins Freie kletterte und draußen stehenblieb. »Hallo«, sagte er, »da bin ich wieder.« Es war anzunehmen, daß er dabei sein Dauerlächeln zeigte.
    »Wir hatten dich erst am Abend erwartet«, erwiderte eine Stimme. Sie mußte einem jüngeren Mann gehören.
    »Na, dann muß ja alles blendend funktioniert haben?« fragte ein anderer, der wohl älter war.
    »Hat es auch«, antwortete Sperling. »Aber wohin ich auch blicke, weit und breit kein roter Teppich. Unser Gast wird enttäuscht sein.«
    Ein unterdrücktes Kichern war zu hören und ein undeutliches Getuschel. Ein Hund bellte, und dann stocherte ein Schlüssel im Türschloß herum.
    Hugo Stielicke blieb mit seinen übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Bett liegen und rührte sich nicht. Auch als sich die Tür vorsichtig öffnete und von draußen ein Lichtstreifen vom Boden her zu ihm hinaufwanderte, drehte er nur sein Gesicht ein wenig und sagte unbekümmert: »Guten Tag.« Die verschränkten Arme ließ er dabei unter dem Kopf.
    »Das kann ja wohl nicht wahr sein«, platzte der dicke Sperling heraus. »Sie liegen hier in totaler Finsternis, mein Freund! Ja, um Himmels willen, wie lange denn schon, weshalb haben Sie nicht den Mund aufgemacht?«
    »Die Radiomusik war so laut aufgedreht, daß Sie mich gar nicht hören konnten. Immerhin hab’ ich mit den Fäusten gegen Ihre Wand gehämmert.«
    Sperling zog ein Gesicht, als sei er aus allen Wolken gefallen. »Wie bitte? Ich verstehe kein Wort...« Er war ein fabelhafter Schauspieler. »Jedenfalls bitte ich um Entschuldigung, wenn mir irgendwelche technischen Fehler unterlaufen sein sollten.« Er schüttelte bekümmert den Kopf. Aber gleich darauf lächelte er wieder. »So, und jetzt seien Sie herzlich willkommen bei uns.«
    Als Hugo Stielicke von seinem Bett auf stand und zur Tür kam, entdeckte er hinter Sperling tatsächlich zwei Männer, so wie er es nach den Schritten vermutet hatte. Im übrigen befand man sich in einem ziemlich breiten, unterirdischen Gang mit Wänden aus unregelmäßigen Natursteinen und einer gewölbten Decke. Zwei schiefhängende Neonröhren beleuchteten auf der einen Seite die ansteigende Ausfahrt, die zu einem verschlossenen Eisentor führte, und auf der anderen Seite ein paar leere Holzregale und eine kahle Wand mit zwei Türen, auch aus Metall, vermutlich aus Stahl. Ihr Farbanstrich war teilweise abgeblättert, und an den Flächen über dem Fußboden hatte sich Rost festgefressen.
    »War ursprünglich ein Weinkeller«, erklärte Sperling, als er bemerkte, wie sich Stielicke neugierig zu orientieren versuchte. »Dann Luftschutzbunker, und nach dem Krieg muß dann irgendein Verrückter geglaubt haben, daß er hier drin notfalls auch einen Atomangriff überleben kann. Jedenfalls hat er noch mehr Beton ankarren lassen, ein raffiniertes System von Sicherungskanälen ausgeschachtet und Aggregate für eine unabhängige Stromversorgung installiert. Aber inzwischen ist das ganze Zeug schon wieder ziemlich verkommen, weil dieser spinnige Typ eines Tages ganz plötzlich alles stehen- und liegenließ und verduftet ist. Das muß jetzt schon ein paar

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