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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Rand seines schwarzgefaßten Kneifers zu ihm hinüber. »In einer halben Stunde«, wiederholte er langsam und räusperte sich dann. »Vermutlich wirst du uns nicht auf die Nase binden, was das bedeutet?« Ohne eine Antwort abzuwarten, lehnte er sich in seinen Sessel zurück. »Ich glaube, daß wir den Fernseher wieder einschalten können.«
    Aber keiner rührte sich.
    Eine Zeitlang war nur das gleichmäßige Brummen zu hören, das von den Aggregaten herüberkam.
    »Der Chef will euch sprechen«, sagte Sperling endlich. Dabei richtete er durch den Zigarrenrauch hindurch seinen Blick auf Kroll und Stielicke.
    »Und wie soll das vor sich gehen?« fragte Kroll behutsam.
    »Per Telefon?« schoß Stielicke hinterher. »Oder werden uns die Augen verbunden?«
    »Also, wenn ihr mich fragt«, rief Ekke aus der Küche, »mir geht dieses geheimnisvolle Getue auf den Wecker.« Er kam wieder an die offene Tür, diesmal mit einer Flasche Geschirrspülmittel in der Hand. »Wer ist er schon? Der macht doch beim Sitzen auch die Beine krumm.« Er sprach durch die Zähne, weil er wieder an einem Zahnstocher herumkaute. »Ich sehe ja ein, daß einer der Boß sein muß. Aber das...« Er stockte, weil ihm Sperling forschend ins Gesicht blickte. »Pardon, das ist mir nur so rausgerutscht«, gab er jetzt klein bei. »Aber mir fällt allmählich diese verdammte Bunkerdecke auf den Kopf, und das ist ja kein Wunder.«
    Der kleine Pauke verlagerte in seinem Sessel verlegen die Beine. Kroll kicherte leise, und Hugo Stielicke kraulte die Dogge. Nachdem sie ihre Schüssel leergefressen hatte, war sie gähnend zu ihm hinübergetrottet und hatte ihm ihren Kopf auf den Schenkel gelegt.
    »Spätestens in zwei Wochen ist alles vorbei«, sagte Sperling. »So lange wirst du’s wohl noch aushalten, ohne durchzudrehen?« Mit der Freundlichkeit eines Pumas, der sich ein Kaninchen zurechtlegt, fügte er hinzu: »Im übrigen wird der Chef seine Gründe haben, wenn er sich bei dir noch nicht persönlich vorgestellt hat.«
    »Vergiß mein Gequatsche«, erwiderte Ekke und verschwand wieder in der Küche. Diesmal schloß er die Tür hinter sich.
    Stielicke und Kroll blickten sich an, nickten sich zu, und dann drückten sie sich gleichzeitig aus ihren Plüschsesseln. Nebeneinander wanderten sie zu dem Raum mit den Druckmaschinen zurück.
    Ehe die halbe Stunde ganz vorüber war, tauchte Sperling bei ihnen auf. Er hatte sich eine leichte Leinenjacke übergezogen und zeigte seine Armbanduhr. »Wir müssen los«, sagte er. In der Hand trug er eine große Stablampe.
    Kroll schaltete den Projektionsapparat aus und nahm zwei Exemplare der letzten Andrucke vom Tisch. »Bestimmt wird er sie sehen wollen.«
    Der Dicke führte ihn und Stielicke zuerst durch den Korridor mit den brummenden Aggregaten und dann über die kleine Wendeltreppe. Sie öffneten im Weitergehen zwei eiserne Türen und machten sie hinter sich wieder zu. Jetzt ging es etwa fünfzig Meter durch einen Gang mit Natursteinen an Wänden und Decke. Er war so schmal, daß sie hintereinander gehen mußten, und er war ziemlich dunkel. Sperling stiefelte voraus und beleuchtete mit dem Licht seiner Handlampe den Weg.
    »Wenn Sie jetzt noch ein paar Fledermäuse aus Ihrer Tasche zaubern«, bemerkte Stielicke, »dann ist die Geistergeschichte perfekt.«
    Der Dicke stellte sich taub.
    Sie hatten inzwischen das Ende des Ganges erreicht und standen vor einer Mauer aus Beton. Sie hatte große feuchte Flecken. Spinnweben hingen von der Decke herunter. Es gab einen niedrigen Durchgang, der nach einigen Metern zu einer ausgetretenen Steintreppe mit fünf Stufen führte und wieder einmal zu einer schweren Eisentür. Sperling mußte seine ganze Kraft aufwenden, um sie zu öffnen. Sie kamen von neuem in einen Gang von derselben Breite und Höhe wie zuvor. Aber er war kürzer und hatte einen Betonboden.
    »Wir sind gleich da«, murmelte Sperling. Er leuchtete jetzt auf eine neuerliche Treppe, die wohl zum Erdgeschoß hinaufging. Ihre Stufen waren aus dunklem Eichenholz. Es knarrte und ächzte bei jedem Schritt. Von der letzten Treppenstufe aus betraten sie einen engen Korridor mit gewölbter Decke. Er war stockfinster. An seinem Ende wurde er breiter, und von dort drang auch eine gewisse Helligkeit herein.
    Der Lichtkreis von Sperlings Lampe wanderte vor ihnen her und über einen Mosaik-Fußboden. Manchmal knirschte es unter ihren Schuhen, als gingen sie auf Sand.
    Der Raum, den sie jetzt erreichten, war vermutlich die

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