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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Exemplare vom letzten Druck mitgebracht.«
    »Laßt sie drüben beim Kamin liegen, wenn wir uns nachher trennen.« Die Gestalt trat in den Schatten zurück. »Und jetzt sage ich euch, wie es weitergeht.« Es war so, als hätte sich der »Mandarin« in Luft aufgelöst und nur seine Stimme zurückgelassen. »Der Papierdiebstahl hat die Polente selbstverständlich aufgescheucht, und unser geschätzter Hauptkommissar Havelstein ist mit seinen Schnüfflern bestimmt Tag und Nacht auf den Socken. Aber das gibt sich wieder. Auch wenn ein Kater noch so gefräßig ist, kann er nicht andauernd auf der Lauer liegen. Irgendwann läßt er die Ohren hängen und schleicht sich. Die Maus muß nur lange genug in ihrem Loch bleiben. Also warten wir schön ruhig ab, bis die Polizei am ständigen Aufpassen die Lust verliert, und das ist bald soweit.«
    »Das bedeutet, daß du schon einen festen Plan hast?« fragte Hugo Stielicke.
    »Allerdings«, antwortete die Stimme. »Wir warten, von heute an gerechnet, noch genau zwölf Tage. Dann gibt es nämlich einen Feiertag, der auf einen Freitag fällt, und das bedeutet, daß sämtliche Banken und Wechselstuben von Donnerstagabend bis Montagmorgen geschlossen bleiben. Unsere Verteiler haben also drei Tage Zeit, um das Falschgeld unter die Leute zu bringen. Ganze drei Tage ohne das Risiko, daß unsere Blüten bei einem mißtrauischen Bankkassierer auffliegen. Und so gut werden sie doch wohl sein, daß ein durchschnittlicher Bürger unsere falschen Scheine von echten nicht unterscheiden kann.«
    »Das kriegen wir hin«, meinte Otto Kroll zuversichtlich.
    »Ja, das denke ich auch«, schloß sich Stielicke an.
    »Dann kommt es nur noch darauf an, daß ihr den Termin halten könnt«, erklärte die Stimme des »Mandarin«. »Unsere Verteiler müssen hier anreisen, das Geld übernehmen und dann in alle größeren Städte ausschwärmen. Das ist unter zwei Tagen nicht zu machen. Wir müssen also bereits am Mittwoch vor unserem fabelhaften Wochenende den letzten Hundertmarkschein gedruckt und ausgeliefert haben. Dieser Mittwoch ist der zehnte Juli. Könnt ihr’s schaffen bis dahin?«
    »Wir sind bloß die Hüte, Chef«, erwiderte Hugo Stielicke, »der Kopf bist du.«

Der Großwesir von Eschnapur hat eine Idee

    Bekanntlich träumte Karlchen Kubatz ziemlich häufig. Und da er klug genug war, sich immer die richtigen Träume auszusuchen, schlief er dabei ganz ausgezeichnet.
    Er wäre nie auf die Idee gekommen, sich nachts unter seiner Bettdecke von irgendwelchen Räuberbanden überfallen zu lassen. Er machte auch nicht den Unfug mit, durch einen endlosen
    Fahrstuhlschacht zu stürzen oder beim Davonlaufen vor irgendeinem Ungeheuer plötzlich keinen Fuß mehr vor den anderen zu kriegen, so als hätte er Sirup unter den Sohlen. Bei derartigen Träumen wäre es auch ihm nicht erspart geblieben, mitten in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen. Nein, diesbezüglich hatte der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt keine Probleme.
    Zugegeben, auch seine Träume begannen meistens mit aufregenden Abenteuern. Aber sie waren immer nur so etwas wie eine Ouvertüre, und er brauchte sie lediglich wie etwa ein Showstar im Fernsehen seine Glitzertreppe für den großen Auftritt. Karlchen sah sich am Ende seiner Träume in schöner Regelmäßigkeit mit dem Lorbeerkranz des Siegers um den kurzgeschorenen Kopf und in der Gloriole des Helden. Dabei war es ihm völlig egal, ob er in der Geschichte ein paar hundert Jahre auf den Kopf stellte oder ob er von gestern oder heute träumte. Sicher war nur, daß er sich einen Dreck um historische Tatsachen kümmerte.
    Der große Caesar wäre beispielsweise nie ermordet worden, wenn es nach Karlchens Träumen gegangen wäre. Ganz zufällig schlenderte er nämlich an den Iden des März Kaugummi kauend in seiner kurzen Toga am Senat vorbei, als dort die Verschwörer dicht bei der Bildsäule des Pompeius über den Imperator herfielen. Wie ein Löwe stürzte er sich ins Getümmel und schlug buchstäblich in der allerletzten Sekunde den Mördern ihre Dolche aus der Hand. Tief gerührt, drückte ihn der göttliche Caesar an seine Brust, ernannte ihn postwendend zum Boß der Praetorianergarde und ließ ihn in der überfüllten Arena als Retter des Vaterlandes feiern. Karlchen stand in einer Rüstung aus purem Gold und kerzengerade dicht neben dem Thron Cäsars, und der Jubel war enorm.
    Aber auch als jüngster Spieler der Nationalelf umbrauste ihn der Beifall. Im letzten Augenblick, als alles

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