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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Konferenzraum für eine Vertretertagung. Moment bitte«, er blätterte in seinem Buch für die Reservierung. »Ja, das ist möglich. Darf ich um den Namen Ihrer Firma bitten? Ich notiere«, er klemmte den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter, » optal ag Elektronische Büromaschinen... sehr wohl... Wir werden alles tun, um Sie zufriedenzustellen. Darf ich noch buchstabieren: O wie Otto, P wie Paul, T wie Theodor, A wie Anton und L wie Ludwig, oPtal ag , sehr richtig. Also dann bis Mittwoch den zehnten Juli und noch einen schönen Abend.«
    » optal ag «, murmelte Chef portier Pelz vor sich hin, als er wieder aufgelegt hatte und die Reservierung notierte. »Um die Firma gleich optimal ag zu nennen, dazu hat ihnen wohl der Schneid gefehlt.«

Statt Blumen ein Durchsuchungsbefehl

    »Ich hab’ Ihnen versprochen, daß ich wiederkomme«, sagte Herr Jascheck. »Und ich halte meine Versprechen.«
    Die Pensionsinhaberin zog die Augen zusammen wie beim ersten Besuch des Kommissars, bis sie wieder wie Stecknadelköpfe aussahen. »Ich serviere gerade das Abendessen«, entgegnete sie mürrisch. »Verschwinden Sie, ich muß Sie nicht reinlassen.«
    »O doch, das müssen Sie«, meinte Herr Jascheck. Er lächelte und stellte gleichzeitig seinen Fuß in die Tür, die Frau Schiemann wieder zumachen wollte. »Ich habe Ihnen nämlich etwas mitgebracht.« Sein Lächeln wurde noch um ein paar Grade freundlicher. »Leider keine Blumen, aber einen Durchsuchungsbefehl.« Er holte aus seiner Jackentasche ein Blatt Papier, faltete es auseinander und hielt es Frau Schiemann vor die Nase. Sie riß es ihm aus der Hand und überflog den Text.
    »Es riecht hier verdammt appetitlich«, meinte der Kommissar und schnupperte zur Küche hinüber. »Was gibt es denn Feines?«
    »Das muß ein idiotischer Irrtum sein«, regte sich die Pensionsinhaberin auf, als sie das Schreiben wieder zurückgab. »Und wer sagt mir, ob der Wisch überhaupt echt ist? Jedenfalls will ich mich sofort beschweren.«
    »Für die Echtheit garantiert unter anderem meine Polizeimarke«, erwiderte Herr Jascheck immer noch freundlich. »Und beschweren können Sie sich bei der Staatsanwaltschaft III. im Tiergarten. Aber erst morgen früh. Für heute haben die Herrschaften ihren Laden dichtgemacht. Es ist immerhin schon kurz nach neunzehn Uhr.«
    Man saß im großen Speisezimmer am Ende des Korridors bei frischer Blut- und Leberwurst mit Sauerkraut und Salzkartoffeln, einem Essen, das bei den Pensionsgästen besonders beliebt war und gleichzeitig auch Frau Schiemann behagte, weil es nicht allzuviel Arbeit machte. Die Damen und Herren saßen an kleinen oder größeren Tischen, man kannte sich und plauderte gutgelaunt miteinander.
    Der Kriminalkommissar machte es sich in einem Lehnsessel bequem, der zwischen einer alten Standuhr und einer Blattpflanze gleich neben der Tür in der Ecke stand. Man hatte ihn nicht bemerkt, als er eingetreten war. Und wer ihn entdeckt hatte, hielt den jüngeren Mann mit dem schmalen Koffer auf den Knien für einen neuen Mieter, der warten mußte, bis Frau Schiemann die Hände frei hatte, um ihm sein Zimmer zu zeigen.
    Jedesmal, wenn die Pensionsbesitzerin mit einer Schüssel Sauerkraut oder mit Gläsern und Bierflaschen an ihm vorbeikam, warf sie ihm vorwurfsvolle Blicke zu.
    Aber der Kriminalkommissar beachtete sie gar nicht. Er blickte zum Fenster hinaus. Frische Blut- und Leberwurst, dachte er, das ist gar keine schlechte Idee für den heutigen Abend. Wenn es nicht zu spät wurde, reichte es vielleicht noch zu einem Sprung in die kleine Eckkneipe an der Uhlandstraße. Ihr Werbeslogan hieß »Essen wie bei Muttern, trinken wie bei Vatern«, und Schlachtplatte war ihre Spezialität.
    Als Frau Schiemann die Tische wieder abgedeckt hatte und der erste Gast gerade aufstehen wollte, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen, sagte Kriminalkommissar Jascheck plötzlich: »Entschuldigung, darf ich für ein paar Minuten um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
    Die Pensionsgäste drehten verwundert ihre Köpfe herum.
    »Wollen Sie uns Schnürsenkel oder Schuhwichse andrehen?« fragte ein dicker Mann mit einem rosaroten Marzipangesicht. Er blickte umher und erwartete Beifall. Vermutlich war er der Spaßmacher, oder glaubte es zumindest zu sein.
    Der Kriminalkommissar kam von seinem Sessel her über den ziemlich abgetretenen Teppich und blieb stehen. »Bedauerlicherweise ist der Anlaß meines Besuches zum Witzemachen schlecht geeignet«, sagte er, und dann stellte er

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