Das unheimliche Medium
für die nötige Helligkeit.
Styron kniff die Lider zusammen, als er von dem Lichtspeer getroffen wurde.
»Was ist mit Betty?«
»Sie lebt!«
Er schwankte nach rechts, wo ihn der Türrahmen stützte. Eine Last war von ihm genommen worden. Er dachte nicht mehr an sein verpflastertes Geicht oder an seine Schmerzen, jetzt zählte nur noch Betty. Er kam auf uns zu, ich aber wollte noch ein Experiment wagen und drückte ihm mein Kreuz in die Hand.
Er schrie.
Ein Lichtreflex jagte aus seinem offenen Mund und turnte für einen Moment wie ein Kugelblitz an der Decke entlang. Dann war er weg.
Dafür jammerte Walter Styron, als er sich rücklings in einen Sessel warf und die Beine ausstreckte.
Beide brauchten die Kraft der anderen Macht nicht mehr zu fürchten. Ich aber stellte mir immer ›lauter‹ die Frage, wer hinter diesem unheimlichen Prozeß steckte und was dieser Jemand mit den Menschen vorhatte, die er in seine Gewalt gebracht hatte. Waren es wirklich nur diese anderen Kräfte, oder gab es hier im Ort eine Person, die man als Helfer ansehen konnte?
Walter Styron hatte sich wieder erholt. Ich hörte seine Stimme. »Ist jetzt alles vorbei?«
»Für Sie schon.« Damit hatte ich wahrscheinlich nicht einmal gelogen.
Aber für mich war es nicht vorbei. Ich hatte möglicherweise zwei Menschenleben retten können, war aber der eigentlichen Gefahr noch nicht auf die Spur gekommen, und mein Freund Suko hatte sich ebenfalls nicht gemeldet. Hier lief schief, was nur schieflaufen konnte.
Er wollte noch mehr wisssen und richtete sich auf. »Auch für Betty, meine ich?«
»Sie haben es beide überstanden.«
An der Sesselkante stützte er sich ab. Wie in Zeitlupe schüttelte er den Kopf. »Trotz allem«, flüsterte Walter, »ich kann es einfach nicht fassen, wie das möglich gewesen ist. Sie denn?«
Ich hob die Schultern.
»Sie auch nicht, Mister?«
»Nein, Walter, noch nicht. Ich bin durch einen Zufall in die Stadt geraten und hatte eigentlich vorgehabt, nach London zu fahren. Nun ja, jetzt kann ich mich mit diesen Dingen herumschlagen, obwohl ich schon vor dem Ortseingang gemerkt habe, daß etwas nicht stimmt.«
»Was denn?«
Ich winkte ab. »Vergessen Sie’s, es ist nicht so wichtig. Jedenfalls muß ich Sie beide jetzt allein lassen.«
Das paßte ihm gar nicht. Er wurde nervös und bewegte hektisch seine Hände. »Aber wenn Sie weglaufen, könnte Ihnen das gleiche passieren wie meiner Frau und mir.«
»Nicht so stark.«
»Was macht Sie stark?«
»Ich trage eine bestimmte Waffe bei mir, die so etwas wie ein Schutz ist.« Auf Einzelheiten wollte ich nicht eingehen, es hätte nichts gebracht.
Das Haus stand günstig. Vom Fenster aus hatte ich einen guten Blick über die Straße hinweg und auch in verschiedene Gassen hinein, sofern sie denn beleuchtet waren.
Er wollte mir noch etwas sagen, deshalb ging ich auch nicht vor.
»Wissen Sie, daß ich froh bin, Mister? Richtig froh darüber, daß Sie gekommen sind?«
»Wie man’s nimmt.«
»Doch«, flüsterte er, »doch. Ich freue mich darüber. Trotz meiner Schmerzen im Gesicht kann ich wieder aufatmen. Das Wissen, es überstanden zu haben, ist etwas Wunderbares. Ich weiß ja nicht, was genau mit Betty geschehen ist. Sie war nur so anders, als ich sie verließ, aber es war bestimmt schlimm.«
»Keine Sorge, sie hat es überstanden.«
Er lächelte oder wollte es, doch es wurde nur ein Zucken, als er die Lippen bewegte, wahrscheinlich eine Reaktion auf den Schmerz.
Ich ging zum Fenster. Die Lampe ließ ich eingeschaltet. Ihr Lichtkegel wanderte vor mir her. Es hatte sich nicht viel verändert. Noch immer kam mir die Luft so ungewöhnlich vor. Sie war so seltsam klar, und ich fragte mich, ob sie bitter oder nach Strom schmeckte. Jedenfalls kam mir die Zunge vor, als läge eine dünne Metallschicht auf ihr.
Vor dem Fenster blieb ich stehen. Ich zerrte es auf. Meine Bewegungen waren normal, dann aber froren sie ein, denn mein Blick war über die Häuser geglitten, in eine Richtung, wo etwas zu sehen war, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Ein Licht!
Kein Grund zur Freude, denn dieses Licht sah aus, als bestünde es aus Dampf oder Nebel. Es hatte seinen Ursprung etwa in Dachhöhe und schien zitternd in der Luft zu schweben. Eine scharf begrenzte Dunstwolke verteilte sich dort. Um sie herum lag dicht und schwer die Finsternis dieser ungewöhnlichen Nacht.
Mir war sofort klar, daß dieses Licht etwas zu bedeuten hatte. Es leuchtete nicht von ungefähr so dumpf,
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