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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich habe sogar gesehen, wie die Blitze durch die Fenster und Wände jagten. Sie drangen in unser Haus ein, Sir, und bei den anderen war es ebenso.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber das Blitzgewitter ging vorbei. Was passierte dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie bitte?«
    Er verzog den Mund. Ich sah einige Blutstropfen auf seinen Lippen und tupfte sie weg. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie leben doch, Sie müssen etwas gespürt haben!«
    »Nein und ja. Wir waren wie verwandelt.« Er schaute zu, wie ich das blutige Papiertuch in die Wanne warf. »Es ist alles so seltsam geworden, Sir. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich lebte, meine Frau lebte, aber es war ein anderes Leben.« Er wollte, daß ich ihn begriff, das sah ich an seinen Augen, aber ich konnte mir noch immer keine Vorstellung davon machen, deshalb zuckte ich hilflos mit den Schultern.
    »Sie verstehen nicht?« fragte er.
    »Leider.«
    »Wir gingen durch das Zimmer. Beide haben wir gedacht, wir hätten lange geschlafen. Und während wir gingen, kam es uns vor, als würden wir uns in den eigenen Träumen bewegen. Wir sind nicht mehr die gleichen gewesen, Sir.«
    »Sie waren also verändert?«
    »Ja, aber nicht äußerlich, nur im Innern. Irgend etwas war in uns. Eine fremde Kraft oder Macht hatte von uns Besitz ergriffen. Wir waren in der eigenen Wohnung, aber wir kamen uns vor, als wären wir meilenweit entfernt. Meine Frau sagte, daß sie es nicht war, die da ging, sondern ihr Schatten. So komisch fühlten wir uns. Sie können darüber lachen, aber das wäre nicht fair.«
    »Keine Sorge, Mister Styron, ich werde mich hüten, auch nur den Mund zu verziehen. Ich kann sehr gut nachfühlen, was Ihnen da widerfahren ist. Bei mir war es zwar nicht so schlimm, aber diese andere Kraft wirkt sich nicht bei jedem Menschen gleich aus. Das stimmt schon. Ich habe Sie auch in etwa verstanden. Nur müssen Sie mir bitte noch erklären, wie es kam, daß Sie in die Glastür gefallen sind.«
    »Ich bekam einen Stoß!«
    »Von wem?«
    Er saß auf dem Wannenrand, und ich sah ihm an, daß er die Antwort wußte, sich aber nicht traute, sie mir zu sagen.
    Ich fragte direkt. »War es Ihre Frau?«
    »Betty?« hauchte er mit bebenden Lippen, bevor er den Kopf senkte und anfing zu schluchzen. Unter Tränen brachte er hervor: »Sie… sie muß es gewesen sein, Sir. Wenn ich darüber nachdenke, dann gibt es keine andere Möglichkeit.«
    »Und warum hätte sie das tun sollen?«
    Er hob die Schultern. Die Erinnerung an diesen Vorfall ließ ihn wieder weinen. Ich wollte genau herausfinden, was geschehen war, und deshalb mußte ich zu Betty Styron. »Fühlen Sie sich sicher genug, um allein bleiben zu können?« fragte ich.
    »Wollen Sie gehen?« Angst sprach aus seiner Stimme.
    »Ja, aber ich bin bald wieder zurück.«
    »Um Himmels willen, lassen Sie mich nicht zu lange allein. Ich kann es nicht ertragen, ich…«
    »Keine Sorge, Mister Styron, das geht schon klar.«
    »Sie wollen zu Betty?«
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich ihn anlog, deshalb nickte ich bestätigend.
    Walter Styron preßte die Lippen zusammen. Sicherlich hatte er noch zahlreiche Fragen, nur traute er sich nicht, eine davon zu stellen. Er drehte den Kopf zur Seite. Ein Zeichen, daß er sich damit abgefunden hatte, allein zu bleiben.
    Ich verließ das Bad. Im Flur hatte sich nichts getan. Die Haustür stand noch offen. Ich warf einen Blick hinaus, aber auch in der Dunkelheit auf der Straße bewegte sich nichts. Zudem war es still, die berühmte Ruhe vor dem Sturm.
    Was hatte ich erfahren? Als ich die Treppe hochging, dachte ich darüber noch einmal nach und kam auch zu einem Ergebnis. Dieses Blitz-Inferno mußte die Menschen hart getroffen und sie praktisch in andere Persönlichkeiten verwandelt haben. Wahrscheinlich reagierte jeder Mensch anders, aber darüber konnte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, denn die Zeit hatte ich nicht. Ich hoffte, nicht auf eine aggressive Person zu treffen, die auch mich angriff, aber damit rechnen mußte ich leider trotzdem.
    In der ersten Etage war ein Blumenstrauß mitsamt der Vase umgekippt.
    Sie lag schräg vor meinen Füßen. Ich mußte über sie hinwegsteigen, sah sie aber nur mehr als Schatten, denn in dem engen Flur war das Licht nicht eingeschaltet worden. Daß trotzdem eine gewisse Helligkeit herrschte, lag an etwas anderem.
    In einem der Zimmer zuckte ständig ein Licht auf, verschwand wieder, zuckte erneut auf und warf seinen künstlichen

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