Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
Spitzhacke fallen und taumelte wie blind am Ufer entlang. Unentwegt zerrte er dabei an Primus’ Flügeln. Dieser kratzte und biss, dass Rabenstein fast die Besinnung verlor.
Doch dann fing Rabenstein an mit großer Wucht auf Primus einzuschlagen. Zwar traf er sich dabei auch selbst im Gesicht, aber der Fledermaus brach es dafür beinahe die Flügel. Schließlich blieb Primus nichts anderes mehr übrig. Er musste Rabenstein loslassen. Mit wunden Flügeln flatterte er durch die Luft, während Rabenstein mit einer Schaufel bewaffnet die Verfolgung aufnahm. Primus war mittlerweile am Ende seiner Kräfte. Lange würde er diese Hetzjagd bestimmt nicht mehr durchhalten.
»Ah, jetzt weiß ich Bescheid«, keuchte Rabenstein. »Der kleine Primus kann sich verwandeln! Ha, dass ich nicht lache. Dann ist mir auch klar, wie du aus dieser Spalte wieder herausgekommen bist. Aber das wird dir nichts nützen, hast du gehört? Ich werde dich schon kriegen.«
Was sollte Primus nun tun? Über den See fliegen und sich in Sicherheit bringen, das konnte er nicht. Sobald er Rabenstein auch nur die Gelegenheit bieten würde, wäre Plim wieder in Gefahr. Er flüchtete in den hinteren Teil der Grotte – den wütenden Rabenstein dicht auf den Fersen.
Verzweifelt flatterte er kreuz und quer über den Boden. Er musste an all die schrecklichen Dinge denken, die Rabenstein in seinem Irrsinn anstellen konnte. Selbst wenn er und Plim wieder heil aus der Grotte herauskämen, so würden sie dennoch ihres Lebens nicht mehr froh werden. Ganz egal an welchem Ort sie sich gerade befänden, sie wären fortan immer in tödlicher Gefahr. Und das war noch nicht einmal das Schlimmste. Vielmehr hatte Rabenstein angekündigt, er wolle den Turm anzünden. Bei diesem Gedanken lief es Primus kalt den Rücken herunter. Außer dem Spiegel und all den wichtigen Schriften befand sich vor allem auch der kleine Bucklewhee darin.
Hilflos blickte Primus sich um. Hätte ihn der Spiegel doch nur besser auf Rabenstein vorbereitet, wünschte er sich. Er hätte ihm ruhig etwas mehr sagen können als nur, dass er immer der Klügere gewesen ist. Doch dann, genau in dem Moment, als er an die letzten Worte des Spiegels dachte, fiel ihm etwas ins Auge: In der Ecke zwischen den Kieseln lag das milchige Bruchstück der Mondsichel!
Gebannt starrte Primus auf den Stein. Augenblick mal, kam es ihm in den Sinn, wie war das? Was war damals passiert, als die Sichel vom Himmel gefallen und auf dem Boden aufgeschlagen war? In seinem Kopf schossen die Gedanken umher. Natürlich! – dachte er. Das könnte funktionieren. Zwar ahnte er, dass Plim dieses Stück um jeden Preis besitzen wollte, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Eine andere Lösung, diese Grotte lebend zu verlassen, gab es offenbar nicht.
Sofort ging er wieder zum Angriff über. Doch diesmal um einiges gezielter!
Blitzschnell kam Primus hervorgeschossen. Er verpasste Rabenstein einen kräftigen Schlag ins Gesicht und flatterte einige Male um ihn herum. Dann landete er genau vor seinen Füßen im Kies. Mit einem breiten Grinsen blickte er von dort zu ihm auf. Rabenstein schwankte. Fluchend schwang er die Schaufel und ließ sie auf Primus heruntersausen. Doch dieser war längst wieder in der Luft. Er streckte den Flügel aus und verabreichte Rabenstein einen Hieb, der sich gewaschen hatte. Rabenstein schrie vor Wut. Wie ein Wildgewordener prügelte er auf Primus ein. Aber er traf wieder nur den Boden. Immer weiter ging es und immer fester schlugen die beiden zu. Rabenstein hämmerte auf das Ufer ein, dass der Kies durch die Luft flog.
Dann war es endlich so weit. Jetzt hatte ihn Primus genau da, wo er ihn haben wollte. Er schlug Rabenstein mit aller Kraft ins Auge und landete vor seinen Füßen auf dem Bruchstück der Mondsichel.
Zitternd wartete er ab, ob sein Plan gelingen würde.
Noch ein Schlag, dachte Primus. Nur noch ein Schlag und alles wäre vorbei …
Die Sekunden, die jetzt folgten, kamen Primus wie eine Ewigkeit vor. Er sah zu Rabenstein auf und blickte in dessen Augen, die vor Raserei glühten. Rabenstein hatte sich mittlerweile völlig vergessen. Der Schweiß lief ihm in Bächen über das Gesicht, als er den Kopf nach hinten warf und mit der Schaufel zum Schlag ausholte. Primus war zum Zerreißen gespannt. Er blickte auf das herabsausende Metall, konnte den Luftzug spüren und sehen, wie in Rabensteins Gesicht die Wut einem Entsetzen wich, als sich die Fledermaus im letzten Moment von dem Stein
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