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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Kannst du dir vorstellen, wo wir jetzt wären, wenn wir ganz am Anfang die falsche Richtung eingeschlagen hätten? Zum Glück hat Snigg diesen Tintenfleck …«
    Doch plötzlich stieß Plim einen Schrei aus, dass es von den Wänden zurückhallte.
    »DA HINTEN IST EIN LICHT!«, kreischte sie. »DAS EKEL IST NOCH HIER!«
    Primus riss den Kopf herum. Jetzt sah er es auch! Sie sprangen vom Steg und begannen zu laufen.
    Ein breites Ufer zog sich an der rechten Seite des Sees entlang, der offensichtlich nicht sonderlich tief zu sein schien. Selbst in der Dunkelheit und von hier aus waren noch die Kiesel auf dem flachen Grund zu erkennen. Angesichts des eintretenden Schneckenbachs musste der See einen Abfluss haben, mit dem höchstwahrscheinlich die Quellen des Waldes gespeist wurden.
    Die beiden rannten, so schnell sie nur konnten, auf das glimmende Licht zu. Es war eine Öllampe – dieselbe wie in jener Nacht auf dem Mondwassersee. Sie stand auf dem Boden, dicht neben dem Wasser. In ihrem Licht erkannten Primus und Plim auch die hölzernen Postleitungen, die, an der Felswand entlang, bis zum anderen Ende der Grotte verliefen. Ein paar alte Eimer lagen verstreut auf dem Boden und im Schatten nah bei der Wand erblickte Primus eine Reihe von Schaufeln und Spitzhacken.
    Doch vor allem erkannte er Rabenstein!
    Dieser kniete über der Lampe und blickte ihn mit teuflischen Augen von unten herauf an. Das aufstrahlende Licht verzerrte sein Gesicht zu einer bösartigen Fratze, während er sich langsam erhob. In seinen Händen hielt er ein großes Bruchstück der Mondsichel.
    »Primus, Primus«, begann er zu zischen. »Jetzt überraschst du mich aber wirklich. Du scheinst ja ein wahrhafter Tausendsassa zu sein, lieber Freund.« Seine Augen blitzten und verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. »Kletterst nicht nur aus Spalten heraus, sondern schlüpfst sogar hinter verschlossenen Türen hervor.« Rabenstein hob sein Kinn und richtete sich bedrohlich vor ihnen auf. Sein Umhang war völlig durchnässt.
    »Bemerkenswert«, fuhr er fort. »Ausgesprochen bemerkenswert. Du bist ein faszinierendes Kerlchen, das muss ich dir lassen. Der alte Magnus Ulme wäre gewiss wieder einmal stolz auf dich. Wobei er das doch ohnehin immer gewesen ist.«
    »Ach ja?«, blaffte Primus. »Nur schade, dass er dazu nun keine Gelegenheit mehr hat. Was ist aus ihm geworden, hm? Raus mit der Sprache! Hast du ihn etwa auch um die Ecke gebracht, nachdem du mich aus dem Weg geräumt hattest, du feiger Verräter?«
    Rabenstein brach in schallendes Gelächter aus.
    »Ja, das wüsstest du wohl gerne, nicht wahr?« Er schloss genüsslich seine Augen. »Da zieht er hin, über Weg’ und Brück’, und kehrt nie mehr nach Haus zurück. Ich bin überzeugt, dass wir beide uns eine Menge zu erzählen hätten, lieber Primus. Eigentlich eine vergnügliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass uns dafür vielleicht nun die restliche Zeit der Welt zur Verfügung steht.«
    Er hob seine Hand und hielt ihnen das Bruchstück entgegen, welches er kurz zuvor im Wasser gefunden hatte. Als Plim dieses erkannte, riss sie die Augen auf. Es war die andere Spitze der Sichel! Jenes Stück, wonach sie so sehnsüchtig suchte.
    Rabenstein bewegte sich nun vorsichtig und ganz langsam rückwärts auf die Felswand zu. Er fletschte die Zähne.
    »Doch leider, leider muss ich dich enttäuschen«, hauchte er. »Aus unserer Unterhaltung wird wahrscheinlich nichts werden. Weißt du, Primus, du fängst an gehörig lästig zu werden. Du bist wie eine Zecke, wie eine Laus. Wie eine Klette, die man nicht losbekommt. Das Gleiche gilt übrigens auch für diese Hexe da drüben, oder was dieses Gör auch immer darstellen soll.«
    Er tastete nach dem Grubenwerkzeug. »Sobald der nächste Neumond kommt«, sagte er, »werde auch ich wieder hier sein, hörst du? Dann werde ich mir einfach alles holen, was mir vom Grund dieser Pfütze entgegenschimmert. Und sollte in diesem Bruchstück hier zufällig jenes Element stecken, das ich vermute, dann kann ich mir dafür auch noch mächtig viel Zeit lassen.«
    »Nein«, rief Plim, »gib auf der Stelle den Stein her. Das ist der falsche. Dieses Stück wird dir überhaupt nichts bringen, das weiß ich genau.«
    »Ach was«, lachte Rabenstein, »will die kleine Hexe das vielleicht haben? Na, dann komm doch und hol es dir.« Er nickte und warf das Bruchstück vor sich in den Kies.
    Wie eine Besessene stürzte Plim darauf zu.
    »BLEIB STEHEN!!!«, schrie Primus, wobei er

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